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AHO Aktuell - 07.07.2002

Neue Spuren im MPA-Skandal +++ Arzneimittel als Futter entsorgt?


Brüssel / Den Haag (aho) - Wie Staatsanwalt Jansens aus Turnhout in Belgien
mitteilte, wurde bei der Durchsuchung der Firma Bioland BvbA in Arendonk
(Provinz Antwerpen) eine Vielzahl von unbekannten Stoffen in nicht
etikettierten Behältern gefunden. Nach ersten Analysen wurde in Glukosesirup
das Hormon Medroxyprogesteronacetat (MPA) gefunden. Ebenso wurden
Spuren des Hormons Östradiol entdeckt. Nach Angaben der belgischen Agentur
für Lebensmittelsicherheit (AFSCA) wurden die Ermittlungen jetzt auf Irland
ausgeweitet. Im Betrieb Bioland sei man auf "Materialien" gestoßen, die
anscheinend aus Irland stammen. Die zuständigen irischen Behörden seien
informiert worden. Dort haben man Untersuchungen eingeleitet.

Geschäftsführer und Inhaber der Mitte Mai in Konkurs gegangenen Firma Bioland
waren die niederländischen Brüder Hubertus und Henricus van Vught aus Mierlo.
Die Staatsanwaltschaft in Turnhout wirft den beiden Inhabern vor, sie hätten
wissentlich Hormone unter den Sirup gemischt, obwohl die Verwendung von
Hormonen bei der Mast verboten ist. Henricus van V. wurde am Freitagabend von
der Staatsanwaltschaft in Turnhout in Untersuchungshaft genommen und einem
Untersuchungsrichter vorgeführt.

Nach belgischen Medienberichten vom Samstag war der belgische Betrieb nur zur
Verwertung von Abfällen aus der Lebensmittel- und Pharmaindustrie berechtigt.
Eine Zulassung als Futtermittelhersteller war für die Firma Bioland nicht
notwendig, da sie nur Vorprodukte für die Futterindustrie lieferte. In
Fachkreisen wird die Frage diskutiert, ob Produktionsabfälle und fehlerhafte
Arzneimittelchargen so gewinnbringend als Futtermittel entsorgt wurden.
Arzneimittel enthalten neben den eigentlichen Wirkstoffen Hilfsstoffe wie
Cellulose, Glucosesirup, Lactose, Maisstärke und Saccharose, die durchaus
einen "Futterwert" haben.

Prof. Dr. Rainer Stephany vom Rijksinstituut voor Volksgezondheid in Milieu
(Rivm) geht einer anderen Vermutung nach. Er sagte einer niederländischen
Zeitung, daß man schon seit längerer Zeit vermute, daß in der niederländischen
Schweinemast mit Hormonen gearbeitet werde. Die Angelegenheit sei nur ans
Licht gekommen, da das MPA irrtümlich an Sauenbetriebe geliefert wurde. Dort
hätten das MPA Fruchtbarkeitsstörungen ausgelöst. Laut Prof. Stephany eignet
sich MPA allein nicht als Masthilfsmittel; erst in Kombination mit anderen
Hormonen wäre die gewünschte Wirkung zu erwarten. Die Untersuchungen des
"Algemene Inspectiedienst" (AID) richten sich deshalb jetzt auf eine Vielzahl
von Hormonen.

Bioland-Kunden waren die niederländischen Firmen Rined Fourages in Venlo
und Profarm in Veghel (Brabant). Profarm ist ein Tochterunternehmen des
niederländischen "Futtermittelgiganten" Cehave Landbouwbelang. Beide
Unternehmen bestreiten jegliches Wissen um eine Belastung der Bioland-
Produkte mit Hormonen. Profarm betont, zwischen 1999 und August 2000
hochwertige Grundstoffe aus der Süßwarenindustrie über Bioland bezogen
zu haben.

Nach Angaben, die der inhaftierte Bioland-Geschäftsführer bei der
Staatsanwaltschaft machte, seien nach der Firmenpleite mehr als 100
Tonnen Glukosesirup an die niederländischen Firmen Zeeland Voeders in
Zijtaart und Van Genugten aus Middelharnis gegangen.
 



 

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