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AHO Aktuell - 01.07.2002

Rindfleischexporte: DNS-Test zur Betrugsbekämpfung


Brüssel - Die Kommission will einen neuen DNS-Geschlechtstest für Rinder
einführen, um den Betrug bei der Beantragung von Ausfuhrerstattungen zu
bekämpfen. Für die Ausfuhr von Rindfleisch werden Erstattungen in Höhe
von mehreren Mio. Euro gewährt, wobei für Fleisch männlicher Rinder
beträchtlich höhere Beträge gewährt werden als für Fleisch weiblicher
Rinder(1). Daher muss unbedingt sichergestellt sein, dass die an der
Ausfuhrstelle abgegebene Erklärung über das Geschlecht der Rinder
zutreffend ist. Gemäß den neuen Gemeinschaftsvorschriften, die heute(2)
in Kraft treten, soll ein neues Verfahren eingeführt werden, das von
der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) entwickelt wurde. Die GFS hat
eine Durchführbarkeitsstudie bezüglich der zur Zeit gängigen Analyse-
verfahren durchgeführt. Dabei hat sich gezeigt, dass die Polymerase-
kettenreaktion (PCR) mit anschließender Gel-Elektrophorese die
Anforderungen an ein schnelles, zuverlässiges Verfahren zur Geschlechts-
bestimmung von Fleisch am besten erfüllt und so zuverlässig ist, dass
dieses Verfahren routinemäßig angewendet werden kann.
EU-Forschungskommissar Philippe Busquin sagt dazu: "Dieses Verfahren
ist eine schweres Geschütz zur Bekämpfung des Betrugs bei der Beantragung
von EU-Fördermitteln. Dank der Bündelung von Know-how auf EU-Ebene ist
es der EU-Spitzenforschung gelungen, einen Beitrag zur Entwicklung neuer
Rechtsinstrumente für den Schutz der Verbraucher, der ehrlichen
Unternehmer und der europäischen Steuerzahler zu leisten.".
Wegen der unterschiedlichen Höhe der Ausfuhrerstattungen sind strenge
Rechtsvorschriften notwendig, damit die Richtigkeit der Erklärung über
das Geschlecht des Rindfleischs gemeinschaftsweit sichergestellt ist.
Maßnahmen wie Interventionskäufe und Ausfuhrerstattungen wurden
eingeführt, um die Marktstellung der Fleischerzeuger zu verbessern(3).
Bei der Beschau von Ausfuhrpartien durch den Zoll wird beispielsweise
geprüft, ob einzelne, stichprobeweise ausgewählte Teilstücke einzeln
umhüllt sind oder nicht. Außerdem wird dabei der Inhalt eines ganzen
Kartons zerkleinert und zu einer Probe homogenisiert, die dann einer
Muskelfleischanteil-Bestimmung unterzogen wird. Soll jedoch das
Geschlecht des Schlachttiers, von dem das Fleisch stammt, eindeutig
bestimmt werden, so bedarf es einer schnellen, zuverlässigen
Analysemethode.

Die zur Zeit gängigen Analysemethoden wurden daher einem von der
Kommission organisierten Leistungsvergleich unterzogen, damit die
geltenden Rechtsvorschriften lediglich um geringfügige technische
Anforderungen ergänzt werden mussten, die von allen auf diesem Gebiet
tätigen Laboratorien (Zolllabors, Ministerien usw.) zu erfüllen sind.
Die Kommission hat die zur Zeit gängigen Verfahren analysiert und die
meistversprechende Technik vorgeschlagen. Auf der Grundlage einer
Vorstudie wurde festgestellt, dass die PCR-Elektrophorese am besten
die Anforderungen an eine schnelle, zuverlässige Geschlechts-
bestimmungen von Fleisch erfüllt. 430 Blindproben wurden an acht
Zolllabors verteilt; außerdem wurde eine Machbarkeitsstudie
durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass die ausgewählte Methode
die geforderte Zuverlässigkeit für Routineuntersuchungen aufweist.
Diese Methode wurde nunmehr in die Verordnung (EG) Nr. 765/2002
aufgenommen, die am 1. Juli 2002 in Kraft tritt. Tatsächlich haben
meisten Zollbüros, die auf diesem Gebiet tätig sind, dieses Verfahren
bereits unlängst in ihren Labors eingeführt. An dieser Studie haben
Zolllabors aus den wichtigsten Rindfleisch exportierenden Ländern
sowie die Kommission als Koordinator teilgenommen. Jedes Labor erhielt
50 Gefrierproben; 46 bis 48 davon waren Rindfleischproben, 2 bis 4
dagegen Straußenfleischproben, die der Negativkontrolle dienten.
Die Geschlechtszugehörigkeit jeder Probe musste mit den entsprechenden
betriebseigenen Methoden der Labors (Methode PCR-Gelelektrophorese)
durchgeführt werden. Der vorgelegte Bericht musste ausführliche
Unterlagen über alle Analyseschritte enthalten, von der Entnahme der
Unterprobe und der Analyse bis hin zu Auswertung der Ergebnisse.

Liste der Projektteilnehmer:

State laboratory Abbotstown, Dublin, Ireland
Zolltechnische Prüf- u. Lehranstalt Hamburg, Deutschland
LGC Teddington, U.K.
Douane Laboratorium Amsterdam, Niederlande
Laboratoire des Douanes de Paris, Frankreich
Biomedisch Onderzoeksinstituut, LUC Diepenbeek, Belgien
Laboratorium der Douane en Accijnzen, Leuven, Belgien
Europäische Kommission, Gemeinsame Forschungsstelle

Weitere Informationen finden Sie auf folgenden Internet-Seiten:
http://www.irmm.jrc.be/
http://www.jrc.cec.eu.int/


1. Grund dafür ist, dass die Züchtung von Bullen und Ochsen eine
eigenständige Tierhaltungsform darstellt, wohingegen Kühe in der
Regel nur der Milcherzeugung dienen, so dass deren Fleisch eine
Art Nebenprodukt darstellt. Zudem erzielt Kuhfleisch einen erheblich
niedrigeren Preis als das Fleisch männlicher Rinder.
2.Verordnung (EG) Nr. 765/2002
3. Kommissionsverordnungen 1964/82 und 562/2000
 



 

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