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AHO Aktuell - 20.06.2002

Soll die EU die Eiweißpflanzenerzeugung intensiver fördern?


(idw) - Infolge des Verbots der Tiermehlverfütterung entstand eine
Versorgungslücke bei Futtereiweißen in der EU. Um die
Einfuhrabhängigkeit zu reduzieren wird ein Eiweißplan zur Steigerung der
europäischen Eiweißproduktion mit Hilfe von entsprechenden Beihilfen
gefordert. Dr. Friedrich Uhlmann von der Bundesforschungsanstalt für
Landwirtschaft (FAL) stellt die Diskussion auf eine neue Basis und nennt
Argumente gegen den Eiweißplan.

Der Selbstversorgungsgrad der EU bei in der Tierernährung eingesetztem
Pflanzeneiweiß wird vielerorts mit 25 % angegeben. Diese Angabe bezieht
sich aber ausschließlich auf verfütterte Nebenprodukte aus der
Ölsaatenverarbeitung. Betrachtet man dagegen die Gesamtmenge an
verfüttertem pflanzlichen Eiweiß, so liegt der EU-Selbstversorgungsgrad
bei 78 %. Damit erhält die Diskussion eine neue Basis.

Gegen die Einführung eines Eiweißplanes sprechen nach Ansicht von Dr.
Friedrich Uhlmann folgende Argumente:

1. Die geforderte Förderung des Ölsaaten- bzw. Eiweißfutteranbaues würde
zu weiteren produktionsgebundenen Beihilfen führen, was mit den Regeln
der WTO nicht ohne Weiteres vereinbar wäre. Zugeständnisse in den
WTO-Verhandlungen wären die zwangsläufige Folge.

2. Die Ausgestaltung und das Niveau der derzeitigen Produktionsbeihilfen
für den Ölsaatenanbau, die auf der Blair-House-Übereinkunft beruhen,
bieten bereits Konfliktstoff für die Handelspartner. Eine weitere
Anhebung der Beihilfen würde das Konfliktpotential weiter erhöhen.

3. Die Weltwirtschaftsordnung beruht auf Arbeitsteilung und einem
möglichst ungestörten Welthandel. Nur so lassen sich komparative
Kostenvorteile zur optimalen Entwicklung der Volkswirtschaft nutzen. Die
marginalen Vorteile einer Erhöhung des Selbstversorgungsgrades
rechtfertigen nicht die beihilfebedingten Haushaltsausgaben und
volkswirtschaftlichen Kosten.



Dr. Friedrich Uhlmann
Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL)
Institut für Marktanalyse und Agrarhandelspolitik
Bundesallee 50
38116 Braunschweig
Tel: 0531 596 5314
friedrich.uhlmann@fal.de

Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), 21.06.2002
 



 

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