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AHO Aktuell - 19.06.2002

Q-Fieber: Beschränkungen für Schafherden im Lahn-Dill-Kreis


Wetzlar (aho) - Als Reaktion auf die in den letzten Wochen in der Gemeinde
Waldsolms (Hessen) aufgetretenen drei Fälle der Erkrankung Q-Fieber bei
Menschen, hat das staatliche Landratsamt jetzt, wie bereits zuvor in
Breitscheid, Dietzhölztal, Eschenburg, Herborn, Driedorf, Dillenburg und
Sinn, Beschränkungen für Schafherden im Bereich der Gemeinde Waldsolms
ausgesprochen.

Ähnlich wie bei den Allgemeinverfügungen im Dezember des vergangenen
Jahres und im April diesen Jahres dürfen sich Schafherden bewohnten
Ortsteilen nicht dichter als irgendwie vermeidbar annähern. Schafe von
außerhalb dürfen in das Gebiet der o. g. Gemeinden nicht hineingetrieben
werden. Es gibt Vorschriften für das Ablammen der Schafe und der Ziegen
sowie Vorschriften zur Behandlung von Nachgeburten und Totgeburten.
Schließlich wird mit einer Vorschrift über ein Verbot des Genusses von
Schafs- und Ziegenmilch versucht, die Übertragungen der Erkrankung auch
auf diesem Weg sicher auszuschließen.

Bis jetzt sind in der Gemeinde Waldsolms 3 Q-Fieberfälle aufgetreten. Wie
in den bisherigen Ausbruchsgebieten muss damit gerechnet werden, dass sich
die Anzahl der tatsächlich Erkrankten rückblickend erhöhen wird. So sind
seit Winter 2001 im Kreisgebiet mehr als 80 Personen als erkrankt
registriert worden, die weitgehend wieder gesund sind.

Die Allgemeinverfügung ist vorerst bis zum 31. August 2002 befristet.
Allerdings wird eine mögliche Verlängerung vorbehalten.

Weltweit verbreitet

Q-Fieber ist eine weltweit verbreitete von Tier zu Mensch übertragbare
Infektionskrankheit durch den Erreger Coxiella burnetii. Er gehört zur
Familie der Ricketsiaceae und vermehren sich ausschließlich innerhalb von
Zellen (obligat intrazellulär). Coxiella burnetii befällt vor allem Schafe,
Kühe und Ziegen. Er findet sich aber auch in Zecken, Wildtieren, Hunden und
Katzen. Coxiella ist hochinfektiös, einige wenige Erreger genügen bereits.
Primäre Überträger des Q-Fiebers sind in Europa Zecken der Gattung Dermacentor,
die den langfristigen Infektionszyklus unterhalten. Nach Infektion von Ziegen
oder Schafen gibt es mehrere Wege der Weiterverbreitung: Infektiöser Zeckenkot
kann in der Schafwolle zurückbleiben und per Aerosol (Staub) weitere
Infektionen verursachen, oder die Infektion kann über die Milch erkrankter
Tiere weitergegeben werden. In der Praxis wohl am häufigsten ist der dritte
Weg: Die Infektion führt beim trächtigen Muttertier zu einer Plazentitis mit
sehr hohen Keimzahlen im plazentaren Gewebe. Bleibt die Nachgeburt im Gelände
liegen, kann nach Austrocknung ein hochinfektiöses Aerosol entstehen. Das
Aufwirbeln des Staubs reicht dann oft schon aus, um den Erreger zu übertragen.

Klinische Erscheinungen beim Menschen

Eine auffallende Besonderheit von Coxiella ist die sehr hohe Resistenz gegen
Austrocknung und Lichtexposition, weshalb noch nach Monaten sekundäre
Infektionen, vor allem durch Aerosole (Einatmen von erregerhaltigem Staub)
möglich sind. Bei etwa ca. 50 Prozent der infizierten Menschen werden keinerlei
Krankheitszeichen erkennbar. Die Diagnose Q-Fieber wird durch eine
Blutuntersuchung gestellt.

Zwei klinische Varianten sind bekannt: Die akute und die chronische Form des
Q-Fiebers. Bei der akuten Form kommt es nach Aerosolübertragung (sehr selten
nach Zeckenbiß oder Genuß infizierter Milch) mit einer Inkubationszeit von
ca. 20 Tagen in vielen Fällen nur zu einem milden, mehr oder weniger
fieberhaften Infekt, in manchen Fällen aber auch zu einem hochfieberhaften
Krankheitsbild mit Kopf- und Gliederschmerzen. Etwa die Hälfte der Erkrankten
entwickelt eine Lungenentzündung (atypische Pneumonie). Komplikationen sind
nicht selten, neben einer granulomatösen Hepatitis können Myo-Perikarditiden
und Meningitiden auftreten. Die chronische Form führt häufig zu Endokarditiden,
die nach einer Latenz von 3-20 Jahren beobachtet wurden.

In der Regel heilt Q-Fieber beim Menschen folgenlos aus, nur in seltenen Fällen
kommt es zu einer langandauernden Infektion. Das Q-Fieber wird in der Regel mit
Tetracyclinen (Doxycyclin (200 mg/d über 20 Tage) behandelt. Bei der
chronischen Form reicht dies nicht aus, in diesem Fall muß über mehrere Monate
bis Jahre mit einer Kombination aus Doxycyclin und Rifampicin oder
Trimethoprim/Sulmethoxazol behandelt werden.
 



 

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