Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 19.06.2002

Gefahr durch giftige Raupenhaare


Bonn (lwk) - Unangenehme Folgen kann der Kontakt mit den Raupenhaaren des
Eichenprozessionsspinners haben, den Experten des Pflanzenschutzdienstes der
Landwirtschaftskammer Rheinland jetzt am Niederrhein gesichtet haben. Die mit
Widerhaken versehenen, nur 2 bis 3 mm kleinen Gifthaare, die sich leicht von
den Raupen lösen, enthalten das Nesselgift Thaumetoporin und bleiben für
Mensch und Tier etwa ein Jahr lang gefährlich. Die Berührung mit den Haaren
des Eichenprozessionsspinners kann pseudoallergische Reaktionen an
Schleimhäuten und am ganzen Körper hervorrufen. Der nur an Eichenbäumen
vorkommende Eichenprozessionsspinner, lateinisch Thaumetopoea processionea,
trat schon im vergangenen Jahr, zunächst unbemerkt, zwischen Kevelaer und
Geldern auf. In diesem Jahr stellten die Pflanzenschutzexperten im
gefährdeten Raum entlang der niederländischen Grenze Fallen mit
Sexuallockstoffen auf, um sich einen Überblick über den Befall zu
verschaffen.

Die Raupen des unscheinbaren Falters schlüpfen Ende April/Anfang Mai aus
den Eiern und leben zunächst gesellig in Familienverbänden, um unentwegt
die frisch getriebenen Eichenblätter zu fressen. Erst ab dem dritten von
insgesamt sechs Larvenstadien werden die giftigen Haare gebildet. Ende
Mai/Anfang Juni gehen die Raupen in langen Reihen, den typischen
Prozessionen, auf Wanderschaft und legen an Stämmen und Ästen gespinstartige
Nester an, die bis zu 1 m lang werden können. Hier verbringen die Raupen die
Nacht und verpuppen sich Ende Juni/Anfang Juli, um Anfang August als Falter
zu schlüpfen. Nach dem Hochzeitsflug legen die Falter in den Oberkronen der
Eichen ihre Eier ab, aus denen im nächsten Jahr Raupen schlüpfen.

Der ökologische Schaden durch den Blattfraß der Eichenprozessionsspinner
ist für die betroffenen Bäume eher gering, weil sie abgefressene Blätter neu
bilden können. Auch einmaliger Kahlfraß bleibt meist ohne größere Auswirkungen.
Erst wenn die Bäume mehrmals hintereinander kahlgefressen werden, sind die
Eichen ernsthaft gefährdet.

Auf eine mechanische oder chemische Bekämpfung wird im Wald meistens
verzichtet. Notwendig ist sie dagegen in Grünanlagen und an Stellen, wo sich
regelmäßig Menschen in der Nähe der Bäume aufhalten. Eine Bekämpfung mit
einem biologischen Mittel, einem Bakterium, das die Raupen befällt, ist nur
im Frühjahr bis zum 10. Mai sinnvoll. Später können andere Insektizide
eingesetzt werden, für deren Einsatz im öffentlichen Grün aber eine
Genehmigung nach dem Pflanzenschutzgesetz erforderlich ist.

Während der Prozessions- und Nesterbildung können die Tiere einschließlich
der Nester auch mit großen Staubsaugern von den Bäumen entfernt werden.
Erfahrungen aus Holland zeigen, dass die Gifthaare durch Einblasen in
einen mit Wasser gefüllten Behälter unschädlich gemacht werden können.
Auch Verbrennen oder Absammeln der Nester ist möglich. Dabei ist aber
unbedingt auf einen ausreichenden Schutz der ausführenden Person zu
achten.

Häufig verwechselt wird der Eichenprozessionsspinner mit harmlosen
Gespinstmotten, die sich im gesamten Rheinland seit drei Jahren massenhaft
vermehren. Die Raupen dieser Art befallen in diesem Jahr Traubenkirschen,
Weißdorn, Pfaffenhütchen und Ahorn. Der Befall ist an einem dichten,
weißgrauen Gespinst zu erkennen, das den ganzen Baum bedeckt.
Weitergehende Informationen zum Eichenprozessionsspinner gibt es auch
im Internet unter www.pflanzenschutzdienst.de
 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de