Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 17.06.2002

Wahnsinns-Insel Riems: Ein Fernsehfilm des NDR


(idw) - Das Dritte Programm des NDR sendet am Freitag, dem 21. Juni
2002 um 20.15 Uhr einen Film über die Bundesforschungsanstalt für
Viruskrankheiten der Tiere (BFAV) auf der Insel Riems. Die
Forschungsstätte an der Ostseeküste ist ein Zentrum der deutschen
Tierseuchenforschung und nationales Referenzzentrum für BSE.


Blaues Meer, grüne Landzungen und als Fluchtpunkt der alte Turm der
Gristower Kirche: Schaut Thomas Mettenleiter aus den großen Fenstern
seines Dienstzimmers, wandert sein Blick weit über die abgeschiedene
nordostdeutsche Boddenlandschaft. "Du musst verrückt sein", lautete der
Kommentar von Freunden und Bekannten, als sich der Molekularbiologe
Mitte der 90er Jahre entschloss, seinen Arbeitsplatz von der quirligen
Studentenstadt Tübingen auf die abgelegene Ostseeinsel Riems zu
verlegen. Verrückt war Mettenleiter - mittlerweile Präsident der dort
angesiedelten Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere
(BFAV) - nicht, bereut hat er seinen Ortswechsel auch nicht, doch der
Wahnsinn hat ihn auf der Insel eingeholt. Ein NDR-Filmteam besuchte den
Forschungsstandort, auf dem zurzeit die Vorarbeiten für das größte
BSE-Experiment in Deutschland laufen.

"Wahnsinns-Insel Riems" lautet der Titel der Sendung, die am 21. Juni
2002 um 20.15 Uhr im N3, dem Dritten Programm des NDR, läuft. Kannten
vor zehn Jahren bundesweit nur wenige Insider "den Riems", so taucht
heute der Name im Zusammenhang mit Rinderwahn und anderen
Tierkrankheiten immer wieder in den Medien auf. Dass die BFAV gerade auf
diesem abgeschiedenen Eiland - genauer gesagt einer Halbinsel nahe
Greifswald - ihren Sitz hat, ist kein Zufall. Die Insel Riems ist die
älteste virologische Forschungsstätte der Welt, vor gut 90 Jahren
richtete dort Friedrich Loeffler, der Entdecker des Maul- und
Klauenseuche-Virus, seine Laboratorien ein. Derzeit werden mehrere
Gebäude und Stallungen renoviert und mit den nötigen
Sicherheitsstandards ausgestattet, um auch Arbeiten mit so sensiblen
Erregern wie den hochansteckenden MKS-Viren oder mit Prionen, den
mutmaßlichen BSE-Erregern, zu ermöglichen.

Wer in das "Allerheiligste" - die Sicherheitslabors - gelangen will,
muss sich komplett auspellen und Schutzkleidung anziehen. Das Abwasser
aus diesem Bereich wird erhitzt und die Raumluft gefiltert, bevor sie
nach außen gelangen. Nur so lässt sich verhindern, dass gefährliche
Krankheitserreger in die Umgebung entweichen und dort womöglich
Nutztiere infizieren. Im Inneren der Labors fanden die Filmer modernste
Ausstattung vor, die Forschung läuft auf hohem Niveau. Regelmäßig
publizieren die Riemser Wissenschaftler in international renommierten
Fachzeitschriften und schneiden in Literaturvergleichen hervorragend ab.


Das Filmteam schaute sich auch im neu eingerichteten "BSE-Institut" der
BFAV um. Gegenwärtig laufen hier die Vorbereitungen zu einem großen
Versuch: Kälber sollen auf dem Riems gezielt mit Prionen infiziert
werden, um die Ausbreitung der Wahnsinns-Erreger im Körper und die
Entstehung der Krankheit zu studieren - aber auch, um Gewebeproben zu
sammeln, die für Forschungsarbeiten bundesweit zur Verfügung stehen
sollen. Doch bis das Experiment mit dem Rinderwahn starten kann, müssen
erst noch die räumlichen Gegebenheiten geschaffen werden. Schon jetzt
aber fungiert das 'Institut für neue und neuartige Tierseuchenerreger',
so der eigentliche Name, als nationales Referenzzentrum für BSE/Scrapie.
Ein BSE-Fall gilt in Deutschland dann als amtlich festgestellt, wenn er
von der BFAV bestätigt wurde.

Unter Hochdruck wird auch der Isolierstall für Experimente mit dem
Erreger der Maul- und Klauenseuche umgebaut. Ab Herbst sollen die
Arbeiten mit diesem Virus, die zurzeit noch am Standort Tübingen
durchgeführt werden, auf dem Riems weiterlaufen. Insgesamt elf nationale
Referenzlaboratorien für anzeigepflichtige Tierkrankheiten sind auf dem
Riems angesiedelt. Damit ist die kleine Insel in Vorpommern ein Zentrum
der deutschen Tierseuchenforschung.

Ganz dicht dran: Der Film zeigt eine Bundesforschungsanstalt am Rande
Deutschlands, aber im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.

Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Senat der Bundesforschungsanstalten im Geschäftsbereich des BMVEL,
17.06.2002
 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de