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AHO Aktuell - 16.06.2002

Verbotenes Chemotherapeutikum in importiertem Geflügelfleisch entdeckt


Berlin / Brüssel (aho) - In Geflügelfleisch aus Brasilien wurden laut dem
Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) Rückstände des
Chemotherapeutikums "Furaltadon" entdeckt. Furaltadon gehört zur Gruppe der
so genannten "Nitrofurane" und wird zur Behandlung von Infektionskrankheiten
eingesetzt. Verbandssprecher Thomas Janning äußerte in diesem Zusammenhang
Kritik an EU-Gesundheitskommissar David Byrne: Obwohl der EU-Kommission
seit April bekannt sei, dass brasilianisches Geflügelfleisch Nitrofurane
enthielten, würden Importe nicht lückenlos kontrolliert. Die Sprecherin
Byrnes Beate Gminder wies die Kritik zurück: Brüssel habe die brasilianischen
Behörden bereits mehrfach schriftlich auf die Nitrofuran-Funde hingewiesen
und Kontrollen veranlasst. Nachdem man in den Niederlanden 25 Tonnen
teilweise belastetes Geflügelfleisch entdeckt habe, seien durch die EU-
Kommission am 12. April so genannte "Schnellwarnungen" an die EU-Mitglied-
staaten gegangen. Seitdem hätten die Kontrollbehörden rund 230 Tonnen
Nitrofuran-belastetes Fleisch aus Brasilien sichergestellt. In einer
nächsten Stufe würden dauerhafte Kontrollen eingeführt, teilte die
Sprecherin Byrnes Beate Gminder mit.

Wie das Verbraucherschutzministerium in Berlin bestätigte, wurde belastetes
Geflügelfleisch auch nach Hamburg und Hessen importiert. Dort sei die
Substanz Ende Mai entdeckt worden. Das Ministerium habe die EU-Kommission
in Brüssel bereits aufgefordert, auf europäischer Ebene einheitliche
Gegenmaßnahmen zu ergreifen, erklärte eine Sprecherin in Berlin.

Nitrofurane dürfen in der EU seit vielen Jahren nicht mehr als Tierarznei-
mittel verwendet werden und wurden deshalb in den Annex IV der EU -
Verordnung 2377 / 90 eingeordnet: Nitrofurane, außer Furazolidon am 22.12.94,
Begründung: mutagen kanzerogen; Furazolidon am 26.08.1995, Begründung:
genotoxisch cancerogen.

Nitrofurane dürfen aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes deshalb
nur noch in der Humanmedizin direkt beim Menschen zur Therapie von Infektionen
in Form von Kapseln, Scheidenzäpfchen und Salben eingesetzt werden: Nifuran®
Ovula Zus.: 1 Ovulum (Scheidenzäpfchen) enth.: Furazolidon 18 mg; Furadantin®
retard Kapseln Zus.: 1 Kps. enth.: Nitrofurantoin 100 mg; FURACIN®-SOL Salbe
Zus.: 100 g enth.: Nitrofural (Nitrofurazon) 0,2 g. Hier werden die Patienten
im Vergleich zu den gelegentlich winzigen Rückständen in Lebensmitteln über
Tage und Wochen sehr hohen therapeutischen Dosierungen ausgesetzt.
 



 

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