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AHO Aktuell - 01.06.2002

"Massentierhaltung" - ein Feindbild?


(ZDS) - Das Unwort "Massentierhaltung" kursiert in aller Munde, ohne jemals
klar definiert worden zu sein. Es ist eine griffige "Adresse" für Vorwürfe
aller Art und gleichzeitig ein beliebtes Feindbild für Kritiker der modernen
Tierhaltung. Z.B. wirft der BUND der Bundesregierung in seiner jüngsten
Kampagne vor, die "Massentierhaltung" im Rahmen der Agrarwende noch nicht
zurückgeschraubt zu haben. Als Begründung wird u.a. auf zahlreiche
Bauanträge verwiesen, die bei den Genehmigungsbehörden liegen. Die
Alternative sieht der BUND in kleinbäuerlicher, ökologischer Landwirtschaft.
Aus Sicht des Zentralverbandes der Deutschen Schweineproduktion (ZDS)
handelt es sich allerdings um ein Wunschbild, das nicht der
Verbrauchernachfrage entspricht. Nur wenige Besserverdiener können sich
die teure Ökoware leisten. Die "Masse" der Verbraucher kauft preiswerte
"Klasse" im Supermarkt.

Angesichts eines Marktanteils von maximal 2 % für Öko-Schweinefleisch
und angesichts eines Importbedarfes von mehr als 15 % ist es realitätsfremd -
um nicht zu sagen ignorant - allein auf die ökologische Tierhaltung zu
setzen und gleichzeitig geflissentlich zu übersehen, dass die Einfuhren
aus Ländern stammen, die ebenfalls "massenhaft" Schweine halten, und zwar
z.T. bis zu 400 % über den eigenen Bedarf hinaus. In seiner Kritik am
mangelnden Erfolg der "Agrarwende" verweist der BUND u.a. auf zahlreiche
Bauanträge für große Ställe. In der Tat bewirkt die aktuelle Agrar- und
Umweltpolitik eine Beschleunigung des Strukturwandels in der Landwirtschaft,
da kleine Betriebe die geforderten Auflagen nicht finanzieren können.
Dafür wären hohe staatliche Subventionen erforderlich. In diesem
Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die Schweinehalter stolz darauf
sind einen Markt zu bedienen, der nicht subventioniert wird. Es bleibt
also nur der Weg, die Kostenbelastung auf eine größere Tierzahl zu
verteilen oder sich der Kritik auszusetzen, Subventionsempfänger zu sein.
Wenn das Feindbild "Massentierhaltung" (auch "Tierfabrik") u.a. mit
pauschalen Vorwürfen der Tierquälerei, Umweltschädigung und eines hohen
Arzneimitteleinsatzes belegt wird, dann übersehen der BUND und andere
Kritiker folgendes:

- Tierschutz (das Wohlbefinden der Tiere) ist keine Frage der Bestandsgröße,
sondern des Managements und allenfalls des Haltungssystems; das hat
zwischenzeitlich auch BMVEL Staatssekretär Berninger erkannt.

- Die Spezialisierung in der Landwirtschaft ist wie in anderen
Wirtschaftsbereichen mit einer Spezialisierung und Qualifizierung der
Arbeitskräfte und des Betriebsleiters verbunden - zum Wohle der Tiere.

- Bauanträge werden nur unter Einhaltung gesetzlicher Vorgaben bewilligt.
Es erscheint widersinnig, Neu- und Umbaumaßnahmen zu kritisieren, die
zur Ablösung alter Ställe führen, deren Stan-dard u.U. nicht mehr den
heutigen Ansprüchen an den Tier- und Umweltschutz entspricht.

- Es stimmt, dass Gülle das Grundwasser belastet, allerdings nur, wenn
sie im Übermaß ausgebracht wird. Das wäre eine Vergeudung wertvoller
Ressourcen. Hieran ist kein qualifizierter Landwirt interessiert und
dem steht die Düngemittelanwendungsverordnung entgegen, die Einzelheiten
einer bedarfsgerechten Ausbringung von Wirtschaftsdüngern regelt.

- Es stimmt, dass giftige Emissionen die Umwelt schädigen; das gilt für
alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche, auch für die ökologische
Tierhaltung. Stallbauten werden deswegen nur genehmigt, wenn zur
Emissionsminderung die "Beste verfügbare Technik" genutzt wird. Das
spricht für die Modernisierung der Tierhaltung, also für Neu- oder
Ersatzinvestitionen.

Vor dem Hintergrund der skizzierten Fakten appelliert der ZDS an alle
Verantwortlichen, die propa-gierte Agrarwende nicht zu ideologisieren
und insbesondere nicht gegen, sondern mit den Landwirten zu gestalten;
nur so könne sie zum Erfolg geführt werden. Der ZDS ist bereit, hieran
konstruktiv mitzuwirken.
 



 

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