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AHO Aktuell - 26.05.2002

Öko - Giftweizen: Seit Monaten bekannt und verschleiert


Vechta / Hannover (aho) - Der Futtermittel-Skandal um verseuchten
Öko-Weizen weitet sich offenbar aus. Neben Niedersachsen sind vermutlich
auch Mecklenburg-Vorpommern und weitere Bundesländer betroffen. Nach
Informationen der Nordwest Zeitung hat eine Mühle in Schneiderkrug (GS
agri Handelsgenossenschaft eG / Kreis Cloppenburg) 2001 rund 100 Tonnen
des mit dem Krebs erregenden Unkrautvernichtungsmittel Nitrofen belasteten
Weizens verarbeitet und an Öko-Landwirte geliefert, u.a. an einen
Geflügelhalter des Öko-Verbandes "Naturland" im Kreis Vechta. Hier wurde
das Nitrofen bereits am 19. März durch eine Analyse im Hamburger Labor
Specht entdeckt, ohne dass staatliche Stellen informiert wurden. "Produkte
wurden zurückgezogen, Tiere gekeult und massenhaft Eier vernichtet, so
Mildred Steidle, Leiterin Qualitätssicherung Naturland im Gespräch mit der
in Hannover erscheinenden Zeitung "Neue Presse". "Wir haben unsere
Sorgfaltspflicht erfüllt", beteuert Steidle. Im übrigen sei es nicht die
Aufgabe von Naturland, staatliche Stellen zu informieren. "Wir sind nicht
die Inverkehrbringer; wir legen nur den Produktionsprozess fest", sagt
Steidle der "Neuen Presse". Naturlandgeschäftsführer Gerald A. Herrmann
weist ebenfalls Verantwortung ab. "Wir kontrollieren kein Produkt auf
Rückstände - dann wären sie so teuer, dass sie keiner kaufen würde."

Erste Hinweise auf ein "Nitrofen - Problem" erbrachten Analysen von Bio -
Putenfleisch beim Babynahrungshersteller "Hipp" schon im Dezember 2001.
Da das Putenfleisch unter dem Öko-Siegel "Naturland" angeliefert wurde,
wurde Naturland umgehend informiert. Naturland wiederum informierte die
möglicherweise betroffenen Putenmäster.

Untergejubelt

Geschäftsführer der Getreidegenossenschaft GS Agri Paul Römann beklagt
in einem Presseinterview: "Das verseuchte Getreide wurde uns untergejubelt".
Nach Angaben eines Sprechers des brandenburgischen Agrarministeriums stammt
der Nitrofen - Weizen wahrscheinlich von einem Betrieb im uckermärkischen
Stegelitz. Niedersachsens Landwirtschaftsminister Uwe Bartels hat
das Auftauchen von verseuchtem Futtermittel als größten Skandal in der
deutschen Öko-Landwirtschaft bezeichnet. Der Vorfall sei in dieser
Größenordnung erstmalig, sagte der SPD-Politiker in einem dpa-Gespräch.
Wahrscheinlich seien mehr als hundert Öko- Betriebe in ganz Deutschland
betroffen. Bartels geht davon aus, dass das mit dem verunreinigten Futter
gemästete Geflügel bereits verkauft worden ist.

Schwer getroffen vom Verkaufsstopp und der notwendigen Rückrufaktion ist
der Eiererzeuger Wiesengold in Twistringen. Er bezieht Futter von GS Agri.
Wiesengold ist mit 200.000 Hennen einer der Marktführer bei Bio-Eiern
und beliefert bundesweit Supermärkte mit täglich etwa 100.000 Bio - Eiern.
Geschäftsführer Heinrich Tiemann bezeichnete sich als "Opfer", da keine
Versicherung bezahlt.
 



 

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