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AHO Aktuell - 20.04.2002

Rat für Nachhaltigkeit: DLG-Präsident Freiherr von dem Bussche tritt aus


(DLG). Der Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) Philip
Freiherr von dem Bussche hat heute in einem Schreiben an Bundeskanzler Gerhard
Schröder seinen Austritt aus dem Rat für Nachhaltige Entwicklung erklärt. Dies
ist eine Reaktion auf die am Mittwoch von der Bundesregierung beschlossene
nationale Nachhaltigkeitsstrategie für Deutschland. Darin wird als einer der
Indikatoren "20 Prozent Ökolandbau bis zum Jahr 2010" festgesetzt. Wie
Freiherr von dem Bussche schreibt, sei "der Ökolandbau zwar eine attraktive
Form der Landwirtschaft, aber keinesfalls als genereller Indikator für eine
nachhaltige Entwicklung geeignet". Dieser Bewertung, die auf eindeutiger
Unterstützung der Wissenschaft beruht, hat sich der Rat für Nachhaltige
Entwicklung in vielen Sitzungen einmütig angeschlossen. Da sich die
Bundesregierung in dieser zentralen Frage "gegen den Sachverstand und für
die Ideologie" entschieden habe und wissenschaftliche Expertisen in den
Wind schlage, "sehe ich in einer Fortsetzung meiner Arbeit im Rat für
Nachhaltige Entwicklung keinen Sinn mehr", schreibt Freiherr von dem Bussche
in seinem Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Kern seines Anliegens ist es, wie Freiherr von dem Bussche in einem
weiteren Brief an die Mitglieder des Rates für Nachhaltige Entwicklung
schreibt, "dass die Landwirtschaft nicht auseinander dividiert werden
darf". Wenn zudem eine wissenschaftlich unbegründete und in seinen Augen
"rein ideologisch bestimmte Position" zum Indikator Ökologischer Landbau
politisch "durchgepeitscht wird", sieht er in der Beratungssituation für
die Bundesregierung keinen Sinn mehr. Dieser Zustand sei für ihn nicht
akzeptabel.

Eine Wirtschaftsform zum Leitbild der Nachhaltigkeit zu erheben, die aufgrund
geringerer Ertragskraft zwischen 30 Prozent und 50 Prozent mehr Fläche
benötigt als der konventionelle Landbau, um die gleiche Nahrungsmenge zu
erzeugen, ist für ihn angesichts der steigenden Weltbevölkerung
nicht nachhaltig. Entweder müsste dafür mehr Regenwald gerodet oder
mehr Hunger toleriert werden, heißt es weiter in dem Brief an Bundeskanzler
Schröder. Auch im nationalen Maßstab halte er es für falsch, schreibt er,
"dass der Staat eine Wirtschaftsform exklusiv als nachhaltig definiert,
ohne dafür eine wissenschaftliche Begründung liefern zu können". Die
Entscheidung über den Anteil ökologischer Lebensmittel treffe der Verbraucher
und nicht die Regierung. Die Bundesregierung käme auch nicht auf die Idee
zu beschließen, dass 20 Prozent der Bevölkerung bis zum Jahre 2010 ihr Auto
abmeldet und auf das Fahrrad umsteigt.

Im Februar des Vorjahres hat der Bundeskanzler 17 Persönlichkeiten aus
unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft als Mitglieder des Rates für
Nachhaltige Entwicklung berufen. Aufgabe des Rates ist, konkrete Vorschläge
und Beiträge für eine nationale Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln.
Zudem soll der Rat auch eine zentrale Funktion im gesellschaftlichen Dialog
wahrnehmen. Freiherr von dem Bussche war der einzige Vertreter aus der
Landwirtschaft.

DLG, 19.04.2002
 



 

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