Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 19.04.2002

Deutscher Alleingang bei internationalen Tiertransporten


(ZDS) - Mit einem vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten vorgelegten Handbuch "Tiertransporte" soll allen
Veterinärbehörden und der beteiligten Wirtschaft eine einheitliche Vor-
gehensweise bei der Abfertigung internationaler Transporte an die Hand
gegeben werden. Das Papier soll im Kreis der Tierschutzreferenten der
Länder in der nächsten Woche abschließend beraten werden. Alle Beteiligten
standen bisher hinter dem Handbuch und waren sich über Inhalt und Anwendung
mehr oder wenig einig. Auch deshalb, weil mit dem Handbuch bestehende
Probleme oder Mißverständnisse bei der Umsetzung internationer Tier-
transporte bereits im Vorfeld beseitigt werden konnten. Dazu beigetragen
hatte auch eine eindeutige Stellungnahme der EU-Kommission zur Umsetzung
der Verordnung (EG) Nr. 615/98, insbesondere zur Definition der Trans-
portzeiten im sog. Transportplan. Danach ist für den Transportplan, der
für jeden Tiertransport anzufertigen ist, nur der Zeitpunkt maßgeblich,
an dem das Fahrzeug den Versandort verläßt. Der Verladevorgang ist nach
Meinung der EU-Kommission dabei ohne Belang.

In dem jetzt zu Abstimmung vorgelegten Papier wurde überraschend ein
Passus eingebaut, wonach auch die Verladezeiten - pauschal in Abhängigkeit
der transportierten Tierart - den Transportzeiten zugerechnet werden müssen.
Entgegen besseren Wissens und entgegen der gängigen Praxis in der Euro-
päischen Union wählt Deutschland wieder einmal den nationalen Alleingang -
ohne die Folgen zu bedenken.

Ein schonendes Verladen von Tieren braucht Zeit. Je nach Tierart und
Bauweise des Tiertransporters kann das Beladen bis zu 3 Stunden dauern.
Diese Zeit würde dann zukünftig von der tatsächlichen Transportzeit
bgezogen. Bei einer durchschnittliche Transportgeschwindigkeit von
60 km/h für Langstreckentransporte ist ein grenzüberschreitender
schonender Tiertransport wirtschaftlich so nicht mehr möglich. Zur
Freude der europäischen Wettbewerbsunternehmen.

Es stellt sich sogar die Frage, ob dieser deutsche Alleinggang einem
tierschutzwidrigem Handeln Vorschub leistet. Denkbar ist, dass mit Blick
auf die Uhr zukünftig ein tierschonendes Verladen ebenso unterbleibt wie
eine tierangepaßte Reisegeschwindigkeit. Das kann nicht gewollt sein.
Mit der geplanten EU-abweichenden Regelung würde dem Tierschutz in
Deutschland ein Bärendienst erwiesen.

Die Tierschutzreferenten der Bundesländer sind aufgerufen, in der nächsten
Woche eine Änderung dieses neuen Entwurfes des Handbuches einzufordern.
 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de