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AHO Aktuell - 14.04.2002

Technisches Versagen: Akute Nitritvergiftung bei Mastschweinen


Bakum/Hannover (aho) - Tierärzte von der Außenstelle für Epidemiologie in
Bakum, vom Institut für Tierernährung und der Klinik für kleine Klauentiere
der Tierärztlichen Hochschule Hannover berichten im Fachjournal "Tierärzt-
liche Praxis" über einen ungewöhnlichen Vergiftungsfall bei Mastschweinen.
Im Bestand traten in einem Zeitraum von zehn Monaten an drei Tagen massive
Todesfälle(31%, 61%, 17%) bei Schweinen im Alter von 4 bis 6,5 Monaten
auf. Nach den ersten beiden Vergiftungsfällen gelangten die Schweine erst
36 Stunden nach dem Verenden zur Sektion (Zerlegung). Es wurden Anzeichen
für einen Sauerstoffmangel festgestellt. Der anfängliche Verdacht auf
eine Vergiftung über das Futter konnte ebenso wie der eines Lüftungs-
ausfalls oder einer Güllegasvergiftung nicht bestätigt werden. Erst beim
dritten Fall waren eine sofortige klinische Untersuchung des Bestandes
sowie Sektionen kurz nach dem Verenden der Tiere möglich. Die schokoladen-
braune Verfärbung des Blutes und der Nachweis eines erhöhten Gehaltes an
Methämoglobin (nicht zum Sauerstofftransport fähiger roter Blutfarbstoff)
im Blut klinisch erkrankter Tiere lenkten den Verdacht auf eine Nitrit-
vergiftung. Der Nachweis von 600 mg/kg Nitrit im Mageninhalt und 800 mg/kg
im Futterbrei bestätigten die Diagnose.

Nitrit ist ein hochwirksames Oxidationsmittel, das Hämoglobin (Fe2+) in
Methämoglobin (Fe3+) umwandelt. Als Folge wird der Körper unzureichend
mit Sauerstoff versorgt. Im Allgemeinen treten Symptome ab einem Methämo-
globinanteil von 10-20% auf, ab 30% ist die Blutfarbe deutlich ins Braune
verändert, zum Tod kommt es bei 60-80% Methämoglobin durch innere
Erstickung.

Als Eintragsquelle konnte der Rückfluss von Spülwasser aus einem so
genannten Bioluftwäscher ermittelt werden. Die Anlage ist dazu vorgesehen,
das in der Stallabluft befindliche Ammoniak zu Nitrit und Nitrat zu
oxidieren und letztendlich in gasförmigen Stickstoff umzuwandeln
(Denitrifikation). Der Filter besteht aus einer Schicht von Vulkangestein,
das mit nitrifizierenden Bakterien besiedelt ist. Das Spülwasser, mit
dem der Filter ständig besprüht wird, hat entsprechend hohe Nitritgehalte
(2000 mg/l). Um den Spülwasserkreislauf aufrechtzuerhalten, wird frisches
Wasser aus der Tränkwasserleitung zugeführt. Durch einen wartungsbedingten
Ausfall der Pumpe der Tränkwasserleitung und die Öffnung eines Magnet-
ventils, das Tränk- und Spülwasserkreislauf trennte, konnte das konta-
minierte Spülwasser in den Tränkwasserkreislauf gelangen und so die
Vergiftung auslösen.


Elisabeth große Beilage, J. Zentek, M. Wendt
Akute Nitritvergiftung bei Mastschweinen - Ein Fallbericht
Tierärztliche Praxis Großtiere 2002; 30: S. 23-29
 



 

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