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AHO Aktuell - 04.04.2002

Ausgesetzte Störe aus Zoohandlungen verdrängen heimische Störe


Bonn (idw) - Die unbedachte Freisetzung von Störarten aus dem Zierfischhandel
und die kommerzielle Störzucht gefährden die langfristigen Bemühungen des
Bundesamtes für Naturschutz (BfN) für Schutz und Wiederansiedelung der
einheimischen Störart.

Das BfN fördert seit mehreren Jahren ein Projekt zum Wiederaufbau von
Beständen des atlantischen Störs in deutschen Flüssen und Meeresgebieten
der Nord- und Ostsee. In Kürze sollen die ersten Tiere in geeigneten
Gewässern ausgesetzt werden. Der Erfolg dieses Artenschutzprojektes ist
nun nach Forschungsergebnissen der "Gesellschaft zur Rettung des Störs"
in Gefahr geraten. So registrierten die Forscher alle Störfänge in
Deutschland auf der Suche nach den letzten verbliebenen Exemplaren des
Acipenser sturio (Europäischer Stör). Das Ergebnis dieser Arbeit ist
besorgniserregend.

Im bisherigen Untersuchungszeitraum (1981 - 2001) wurden ca. 300 Störfänge
registriert. Der europäische Stör wurde seit 1993 nicht mehr in den Fängen
gemeldet. Er gilt in Deutschland als verschollen. Schon seit Anfang der
80er Jahre war es dagegen zu einem dramatischen Anstieg von Fangmeldungen
nichteinheimischer Störe in fast allen Flusseinzugsgebieten gekommen. Dabei
handelt es sich hauptsächlich um Fänge von sibirischen und russischen Stören.
Letztlich muss es aber durch Informationen aus der Fischerei als gesichert
gelten, dass die Dunkelziffer der gefangenen nicht heimischen Störe noch
wesentlich höher liegt.

Das vermehrte Auftreten von nichteinheimischen Störarten seit Mitte der
80er Jahre ist eng mit der Entwicklung der kommerziellen Störzucht und
eines florierenden Handels mit Stören für die Aquaristik in Mitteleuropa
verbunden. Die Einschleppung dieser nicht einheimischen Arten beinhaltet
das Risiko Parasiten und Krankheiterreger einzuschleppen. Nahrungs-
konkurrenten für die heimische Art könnten sich etablieren und es besteht
die Gefahr von Kreuzungen der verschiedenen Arten bei zeitgleicher Nutzung
derselben Laichplätze. Damit wäre der Verlust von genetischer Vielfalt
vorprogrammiert.

Um den Risiken, welche die kontinuierliche Freisetzung von nicht-
einheimischen Arten in unseren Gewässern hervorrufen können, wirksam zu
begegnen, sucht die "Gesellschaft zur Rettung des Störs", die enge
Zusammenarbeit mit Organisationen, Verbänden, Einrichtungen und Ämtern,
die an dieser Thematik interessiert sind. Ziel ist es zu verhindern, dass
nichteinheimische Störarten unbeabsichtigt oder bewusst, in unsere
heimischen Gewässer gelangen. Dazu müssen z.B. die Sicherheitsmaßnahmen in
Störzucht- und Mastanlagen verbessert werden. Weiterhin ist es notwendig,
bei Tieren, die über den Handel an private Käufer gelangen, sicherzustellen,
dass keine illegale Aussetzungen stattfinden. Das BfN bittet Angler- und
Fischereiverbände ihre Mitglieder, zu größerer Sorgfalt bei der Kontrolle
ihrer Fänge anzuhalten und ihre Mitglieder besser über das Thema zu
informieren.

Bundesamt für Naturschutz über idw, 3.4.02
 



 

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