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AHO Aktuell - 29.03.2002

Testessen: Kaum Unterschied bei Fleisch +++ Saftige Preisunterschiede


Münster (LK) - Es gibt kaum einen Qualitätsunterschied zwischen biologisch
und konventionell erzeugtem Fleisch. Das ist das Ergebnis eines Testessens,
das in der Landwirtschaftsschule der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe
in Münster stattgefunden hat. Im Rahmen ihrer Projektwoche haben die
Landwirtschaftsschüler 15 Verbraucher aus der Stadt Münster eingeladen, an
einem Testessen teilzunehmen. Die Testesser mussten eine Bewertung über
ökologisch und konventionell erzeugtes Schnitzelfleisch abgeben.

Das Testessen wurde im Doppelblindverfahren durchgeführt. Das heißt, dass
weder die Köchin noch die Verbraucher wussten, welches Fleisch konventionell
und welches biologisch erzeugt wurde. Die Testpersonen mussten auf einem
Fragebogen das frisch zubereitete Schweinefleisch nach den Kriterien
beurteilen: Aussehen, Geruch, Geschmack sowie Zartheit und Faserigkeit und
diese Beurteilung mit Noten von eins bis fünf bewerten. Die anschließende
Auswertung der Antworten ergab, dass das konventionell erzeugte Fleisch mit
2,55 und das biologisch erzeugte Fleisch mit 2,33 bewertet wurde. Einen
Unterschied zwischen den beiden Produkten konnten 80 Prozent der Testesser
entweder nicht erkennen oder sie lagen in ihrer Bewertung falsch.

Die weitere Analyse der Fragen ergab, dass mehr als 95 Prozent der Probanden
ihr Fleisch in Supermärkten oder beim Metzger beziehen und somit
konventionelle Ware kaufen. Etwa vier bis fünf Prozent der Testesser
verzehren entweder sehr wenig Fleisch oder beziehen es vom Wochenmarkt,
direkt vom Erzeuger oder aus einem Bio-Markt.

Es wurde deutlich, dass viele Verbraucher nicht bereit sind, den höheren
Preis für Bio-Ware zu bezahlen. Die Schüler hatten ermittelt, dass
Biofleisch im Vergleich zu konventioneller Ware 2,3 mal so teuer ist. So
kostet z.B. ein Kilogramm Gulasch 5,10 Euro und ein Kilo Kotelett 5,50 Euro.
Im Bioladen müsste für die gleiche Menge jeweils 12,73 Euro bezahlt werden.

Die Schüler ziehen aus dem Testessen den Schluss, dass es auch künftig bei
einem Marktanteil zwischen zwei und vier Prozent für Bioprodukte gegenüber
96 bis 98 Prozent bei konventionell erzeugter Ware bleiben wird. "Die
Verbraucher sind entweder nicht bereit, höhere Preise für Bioprodukte zu
zahlen oder sie können es sich nicht leisten, ohne sich bei anderen Ausgaben
einzuschränken", zieht Schüler Laurenz Meßmann (Waltrop) sein Resümee.

Ziel dieses Testessens war nach Angaben von Schüler Daniel Stegemann aus
Laer, nachzuweisen, dass es zwischen biologisch und konventionell erzeugtem
Fleisch weder objektiv noch geschmacklich Qualitätsunterschiede gibt. Die
Schüler wollten damit dazu beitragen, dass das Gerücht entkräftet wird,
biologisch erzeugtes Fleisch weise eine bessere Qualität auf als
konventionell erzeugte Ware. Letztendlich, so die Landwirtschaftsschüler,
entscheiden beim Kauf der Ware der Geldbeutel und die ideologische
Einstellung der Kunden.

Agrar Aktuell Nr. 12 / 2002 vom 27. März 2002
 



 

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