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AHO Aktuell - 12.03.2002

DBV / ZDG: Neue Legehennenhaltungsverordnung wird zum Bumerang


Bonn (ots) - Die heftig umstrittene "Hennenhaltungsverordnung" wird
morgen in Kraft treten. Obwohl die Bundesregierung selbst eine EU-
Richtlinie zum Schutz von Legehennen in Brüssel eingebracht hat, wird in
Deutschland die herkömmliche Käfighaltung im nationalen Alleingang
fünf Jahre früher als in der EU, also bereits Ende 2006, verboten und
die tiergerechte "Kleingruppenhaltung" gar nicht erst zugelassen.
"Dieser nationale Alleingang entbehrt jeglicher wissenschaftlich
begründeten Notwendigkeit. Zudem bleiben neue Entwicklungen in der
Kleingruppenhaltung, wie sie die EU-Richtlinie vorsieht, in der
nationalen Verordnung unberücksichtigt. Die Leidtragenden werden
eindeutig der Verbraucher und die deutschen Hennenhalter sein",
beurteilen der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Zentralverband
der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) die Konsequenzen der nun
rechtskräftigen Verordnung.

Die Bundesregierung selbst geht davon aus, dass sich der Anteil
der im Handel angebotenen Eier aus deutscher Erzeugung künftig
deutlich auf nur noch 40 Prozent reduzieren wird und deutsche Eier um
ca. 25 Prozent teurer werden. Nach Auffassung von DBV und ZDG steht
der rein politisch und ideologisch motivierte deutsche Weg eindeutig
im Widerspruch zum Wunsch der Verbraucher, Eier aus streng
kontrollierter, regionaler Erzeugung zu kaufen. DBV und ZDG
appellieren an Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast, sich
nicht weiterhin einer Sachdiskussion zu verschließen, um doch noch
die dramatischen Konsequenzen für Verbraucher und Geflügelwirtschaft
abzuwenden. Der populistische Spruch 'Freiheit für die Hühner' wird
zum Bumerang für den Verbraucherschutz.

Es bleibt eine politische Wunschvorstellung, die kostenintensivere
Boden- und Freilandhaltung von Legehennen mit großen
Herausforderungen bezüglich Produktqualität, Tiergesundheit,
Umweltschutz und Arbeitsplatzbedingungen in Deutschland in dem
gewünschten Maße auszubauen. Schon heute besteht europaweit ein
Überangebot von Eiern aus diesen Haltungsformen. Zudem sind die mit
der Boden- und Freilandhaltung verbundenen Probleme wie höhere
Mortalität und stärkerer Arzneimittelaufwand zur Gesunderhaltung der
Tiere ungelöst.

Nach einhelliger Auffassung von Marktexperten und Wissenschaftlern
werden durch die neuen Vorschriften zur Hennenhaltung die Strukturen
in der Geflügelwirtschaft nachteilig verändert. Bäuerliche
Familienbetriebe werden es nicht schaffen, bei den zu kurz bemessenen
Übergangsfristen genügend Geld für die Umstellung ihrer Betriebe
aufzubringen und somit aus der Erzeugung ausscheiden. Die Erzeugung
wird in Länder mit niedrigeren Tierschutzstandards verlagert; in ganz
Europa und in den Beitrittsländern Osteuropas wird bereits heute
massiv in herkömmliche Käfighaltungsanlagen zur Erzeugung von Eiern
für den deutschen Markt investiert.

DBV und ZDG fordern daher eine Reform der jetzt in Kraft tretenden
Hennenhaltungsverordnung mit folgenden Eckpunkten:

* Die "Kleingruppenhaltung" als entscheidende Weiterentwicklung
ist zuzulassen, um den Anforderungen sowohl des Tierschutzes als auch
den weiter zunehmenden Forderungen des Verbraucherschutzes
hinsichtlich Produktqualität (z. B. verschärfte Grenzwerte von Dioxin
in Eiern) gerecht zu werden.

* Flankierende Maßnahmen für die umstellungsbereiten
Legehennenhalter sind umgehend erforderlich, d. h. Aufstockung der
Mittel zur gewünschten Neuausrichtung der Legehennenhaltung und
vereinfachte Genehmigungsverfahren.

* Ausgleich der Vermögensverluste, die auf ca. 2,5 Milliarden Euro
beziffert werden, für die Betriebe, die ganz oder teilweise aufhören
müssen.

* Mehr Verbrauchertransparenz durch eine sofortige Kennzeichnung
aller Eier mit Herkunftsland und Haltungsform.

Die deutsche Eierwirtschaft wird alle Rechtsmittel gegen die
Hennenhaltungsverordnung einlegen.

Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft
Hinter Hoben 149
53129 Bonn
Tel.: 0228 / 530 02 41
Fax: 0228 / 530 02 77

Deutscher Bauernverband
Godesberger Allee 142- 148
53175 Bonn
Tel.: 0228 / 8198 0
Fax: 0228 / 8198 205
 



 

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