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AHO Aktuell - 06.03.2002

Automatische Melksysteme: Verhaltensprofil der Herde beachten


(aid) - Bessere Eutergesundheit, höhere Milchleistung und Milchqualität,
freiere Arbeitszeitgestaltung des Melkpersonals sowie mehr Ruhe und weniger
Stress für die Kühe werden als Argumente für automatische Melksysteme
angeführt. In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, dass manche Kühe nur
ungern oder gar nicht die Melkbox aufsuchen und damit stärker belastet
werden als bei herkömmlichem zweimaligem Melken. Das Institut für
Verhaltenskunde und Tierschutz der Tierärztlichen Fakultät der
Universität München gibt folgende Empfehlungen für die Gewöhnung und
Betreuung der Tiere bei automatischen Melksystemen: Die
Mensch-Tier-Beziehung prägt massgeblich den Produktionserfolg, deshalb
sollte die Kuh auch möglichst gute Erfahrungen mit dem Menschen machen!
An die Automatik noch nicht gewöhnte oder besonders ängstliche - meist
rangniedere - Tiere benötigen etwa zehn Tage lang eine intensive Betreuung
beim Melken. Die Tiere brauchen Zeit für Erkundungen der ungewohnten
Einrichtung - die Kühe sollten keinesfalls mit Gewalt in oder aus der
Melkbox getrieben werden, sondern vielmehr eine Belohnung erhalten. Generell
dreimal täglich sollten die Herde kontrolliert und Tiere mit zu langen
Zwischenmelkzeiten zur Melkbox geführt werden (möglichst in melkärmeren
Zeiten). Besondere Aufmerksamkeit verlangen die häufig langen Wartezeiten
und damit zu kurzen Ruhezeiten für ängstliche und rangniedere Kühe.
Stoerend wirken sich auch unproduktive Blockaden der Melkbox aus. Zur
Prüfung der "Melkberechtigung" der einzelnen Kuh bei "freiem" Kuhverkehr
kann eine "Selektionsbox" der Melkbox vorangestellt werden. Dabei zeigte
sich im Versuch, dass "unberechtigte" Kühe diese Selektionsvorrichtung
wiederum nur sehr zögerlich verliessen. Beim "gelenkten" Kuhverkehr muss
die Kuh die Melkbox passieren, um vom Liege- in den Fressbereich zu
gelangen. Nachteil bei diesem Verfahren sind die oft verkürzten Liege- und
Ruhezeiten. Anstelle der Selektionsbox kann die Melkberechtigung auch
mittels Durchgangsselektion erfasst werden. Beobachtungen haben gezeigt,
dass die Tiere nach der Kraftfuttergabe und nach dem Melken gerne Wasser
aufnehmen - empfohlen werden deshalb Wassertröge hinter der Melkbox.
Stallarbeiten, tierärztliche Behandlungen (die niemals in der Melkbox
erfolgen dürfen!) sowie die Reinigung des Melksystems sollten jeweils in
Anpassung an den Stallrhythmus erfolgen. Etwas über drei Stunden sind für
die Reinigung der Anlage und das Abholen der Milch als melkfreie Zeit
einzuplanen.

aid, Dr. Sigrid Baars
aid-presseInfo Nr. 10/02 vom 7. März 2002
 



 

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