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AHO Aktuell - 31.01.2002

Drahtseilakt zwischen Ökonomie und Verbraucherinteressen


(aid) - Landwirtschaft im Wandel - unter dieser Überschrift veranstaltete
der Fachbereich Agrarwirtschaft der Universität - Gesamthochschule
Paderborn im Januar 2002 das 13. Soester Agrarforum. Im Vordergrund stand
die Bewertung der aktuellen politischen Entwicklung in der Landwirtschaft
unter Aspekten der Ökonomie und Nachhaltigkeit. Professor Dr. Norbert
Luetke Entrup, Fachbereich Agrarwirtschaft in Soest, ging während seines
Vortrages "Umwelt- und Effizienzindikatoren zur Kennzeichnung der
nachhaltigen Wirtschaftsweise landwirtschaftlicher Betriebe", auf die
fehlenden Bewertungsmöglichkeiten nachhaltiger Wirtschaftsweisen ein.
"Öko-Betriebe sind nicht automatisch umweltverträglicher als konventionell
wirtschaftende Betriebe", so Professor Luetke Entrup. Die Intensität und
Produktivität der Bewirtschaftung stehe in keinem direkten Zusammenhang mit
der Umweltverträglichkeit. Anhand von Untersuchungsergebnissen machte der
Wissenschaftler deutlich, dass Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit vor
allem durch das Betriebsmanagement beeinflusst werde. Professor Alois
Heissenhuber vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen
Universität München bewertete die aktuelle politische Situation aus Sicht
der Ökonomie. Einer Wende in der Agrarpolitik stehe er durchaus
aufgeschlossen gegenüber. Jedoch warnte Professor Heissenhuber vor einem
deutschen Alleingang. Die Agrarwende sei mit einem massiven Anstieg der
Produktionskosten verbunden. Dieser gefährde die Wettbewerbsfähigkeit der
heimischen Landwirtschaft. Der Münchner fordert daher von der Politik,
entsprechende Entlastungen für die Bauern, um die Mehrkosten ausgleichen zu
können. "Das Dilemma der heimischen Landwirtschaft ist die Abhängigkeit
von Verbraucher und Weltmarkt. Produzieren die Bauern so, dass sie am
Weltmarkt bestehen können, haben sie ein Akzeptanzproblem bei den
Verbrauchern. Produziert die Landwirtschaft jedoch im Sinne der Verbraucher,
hat sie ein Existenzproblem am Weltmarkt", so Heissenhuber.
Matthias Berninger, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium
für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft erläuterte die
Schwerpunkte der aktuellen Agrarpolitik. Ihr Ziel sei es, in zehn Jahren den
Öko-Landbau auf 20 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche zu
etablieren. Weiterhin stehe die Einführung von Positiv-Listen für
Tierarznei- und Futtermittel, ein dauerhaftes Tiermehlverfütterungsverbot
und die Verschärfung von Tier- und Pflanzenschutzauflagen im Vordergrund.
Berninger sprach sich dafür aus, Umweltleistungen stärker zu honorieren
und im Gegenzug die Agrarsubventionen (z.B. Exporterstattungen) drastisch zu
kürzen. "Ein nationaler Alleingang in Bezug auf Verbraucherschutz und
Öko-Landbau sichert Deutschland einen Entwicklungsvorsprung und schafft
neue Arbeitsplätze", so Berninger schliesslich.

aid, Markus Schneider
 



 

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