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AHO Aktuell - 12.01.2002

Der Sachverständigenausschuss zu den Ergebnissen der Viehzählung


Stellungnahme des Sachverständigenausschusses zu den Ergebnissen der
Viehzählung zum 3. November 2001 in Deutschland


Der Sachverständigenausschuss für die Auswertung der Viehzählungsergebnisse
beim Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
nimmt zu den vorläufigen Ergebnissen der Viehzählung wie folgt Stellung:

I. Schlachtschweinemarkt

Schweinebestand in Deutschland etwa auf Vorjahreshöhe


Der Schweinebestand in Deutschland lag nach den vorläufigen Ergebnissen der
Viehzählung zum 3. November 2001 bei 25,8 Mill. Tieren. Gegenüber dem Bestand
von November 2000 ergab sich eine geringfügige Zunahme um 0,2 %. Während die
Zahl der Mastschweine (+ 1,4%), Ferkel (+ 1,3%) und trächtigen Sauen (+ 0,2 %)
höher war als vor Jahresfrist, kam es bei den Jungschweinen bis 50 kg und
nicht trächtigen Sauen zu Rückgängen (- 2,4 % bzw. - 2,5 %).

Auffallend war die starke Ausdehnung der Schweinebestände in Thüringen,
Sachsen und Brandenburg (zwischen 7,6% und 5,4%); Einschränkungen gab es
lediglich in Bayern (- 3,1 %) und Nordrhein-Westfalen (- 2,0 %). Die Zahl
der Ferkel lag in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz,
Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt zwischen 14% und 6% über dem Vor-
jahresergebnis. In Sachsen-Anhalt und Thüringen war der Anstieg bei
trächtigen Sauen ebenfalls weit überdurchschnittlich. In Hessen, Rheinland-
Pfalz, Bayern, Sachsen und Niedersachsen war dagegen eine Abnahme zu
beobachten.

Trotz guter Ertragslage in der Schweinehaltung ging die Zahl der Betriebe
weiter deutlich zurück auf rd. 113 000 (- 10 % gegenüber November 2000).

Erzeugung in 2001 nahezu unverändert

Im Kalenderjahr 2001 betrug die Bruttoeigenerzeugung) nach vorläufigen
Berechnungen rd. 40,4 Mill. Schweine und lag knapp unter dem Vorjahres-
ergebnis. Einer leichten Zunahme im ersten Quartal folgte ein stärkerer
Rückgang im dritten Quartal.

Die Bruttoeigenerzeugung von Schweinefleisch erreichte 2001 voraussichtlich
3,9 Mill. t Schlachtgewicht und damit etwas mehr als 2000. Bei etwas
niedrigeren Nettoimporten nahm der Gesamtverbrauch leicht ab auf 4,5 Mill. t;
der Pro-Kopf-Verzehr) lag rechnerisch bei 39,5 kg. Mit 87 % ist der
Selbstversorgungsgrad leicht angestiegen.

Erzeugerpreise zum Jahresende deutlich gesunken, Verbraucherpreise kaum
schwächer


Die Erzeugerpreise für Schlachtschweine konnten sich bis September 2001,
abgesehen von einem kurzzeitigen Einbruch im Juli, über der 1,55 €-Linie
mit besonders hohen Werten in den Frühjahrsmonaten halten. Im Herbst bewirkte
eine weitaus verhaltenere Nachfrage als erwartet deutlichen Preisdruck, die
Notierungen fielen bis auf 1,32 €/kg Schlachtgewicht zurück und unterschritten
das Vorjahresniveau in den letzten Wochen deutlich. Im Jahresdurchschnitt 2001
wurden jedoch noch 1,63 €/kg Schlachtgewicht oder 19% mehr als in 2000 erzielt.

Die Verbraucherpreise hielten sich dagegen auch in der zweiten Jahreshälfte
noch deutlich über dem Vorjahresniveau, wenn auch mit leicht abnehmender
Tendenz.

Im Sog der Schlachtschweinenotierungen fielen auch die Preise für Ferkel ab
Sommer und lagen zum Ende des Jahres 2001 wieder unter den Vorjahreswerten.
Mit rd. 57 € je 25 kg-Ferkel wurden im Jahresdurchschnitt aber noch 26% mehr
erlöst als in 2000.

Produktion 2002 leicht steigend, etwas höherer Verbrauch

Ausgehend von der Bestandsentwicklung ist für 2002 mit einer Bruttoeigen-
erzeugung von knapp 41 Mill. Schweinen zu rechnen. Dabei sind die Ver-
änderungen gegenüber Vorjahreszeitraum in den ersten beiden Quartalen nur
geringfügig; einem Anstieg um rd. 3 % im dritten Quartal dürfte ein leichter
Rückgang im letzten Quartal folgen.

Die Bruttoeigenerzeugung von Schweinefleisch wird in 2002 nach ersten
Schätzungen 3,9 Mill. t betragen. Die Fleischimporte bleiben voraussichtlich
etwa auf Vorjahreshöhe; bei den Exporten könnte es zu einem Rückgang kommen.
Der Gesamtverbrauch dürfte sich damit auf 4,6 Mill. t erhöhen, was einem
Pro-Kopf-Verzehr von 40,2 kg entspricht. Gleichzeitig bleibt der
Selbstversorgungsgrad mit 86 % stabil.

Leicht steigende Erzeugung in der EU

In der EU war die Bruttoeigenerzeugung in 2001 voraussichtlich knapp 1 % höher
als im Vorjahr und betrug 17,7 Mill. t; für 2002 wird mit einem etwas stärkeren
Anstieg auf 18,0 Mill. t gerechnet; die Produktion dürfte vor allem in Spanien
und Dänemark zunehmen. Der Gesamtverbrauch dürfte in 2001 rd. 16,55 Mill. t
erreicht haben und 2002 nochmals auf rd. 16,7 Mill. t steigen, so dass der
Selbstversorgungsgrad bei 107 % bzw. 108 % liegen wird.

Schlachtschweinepreise 2002 deutlich unter Vorjahreswert

Die Schlachtschweinepreise werden in 2002 voraussichtlich um das Niveau von
2000 oder leicht darunter pendeln. Dabei werden eine verbesserte Inlands-
nachfrage und günstigere Exportmöglichkeiten der EU, vor allem nach Russland
und Japan, unterstellt. Mit 1,30 bis 1,40 €/kg Schlachtgewicht würde das
Vorjahresergebnis um etwa 20 bis 15 % unterschritten.

Die Ferkelpreise dürften der Entwicklung bei Schlachtschweinen folgen und zum
Sommer hin bei steigendem Angebot und schwächerem Schlachtschweinemarkt spürbar
sinken.

II. Schlachtrindermarkt

Rinderbestand weiter rückläufig, vor allem weniger Kälber


Nach den vorläufigen Ergebnissen der Viehzählung von Anfang November 2001
wurden in Deutschland rd. 14,1 Mill. Rinder gehalten; das entsprach einer
Abnahme von 3,1% zu November 2000. Die Zahl der Milchkühe verringerte sich
um 2,5% auf gut 4,4 Mill. Stück; der Bestand an Nutz- und Zuchtfärsen wurde
dagegen nur um 0,3% eingeschränkt, während die Zahl der Kälber auf den
Betrieben sogar um 5,3% und die Zahl der männlichen Rinder unter 2 Jahren
um 3,4% zurückging. Die Mutterkuhhaltung wurde gegenüber November 2000 um
3,3% auf rd. 695.000 Tiere vermindert. Diese Ergebnisse deuten auf eine
fortgesetzte Einschränkung der spezialisierten
Rindfleischerzeugung hin.

Mit Ausnahme Mecklenburg-Vorpommerns war die Zahl der Rinder in allen
Ländern niedriger als vor Jahresfrist. Am deutlichsten war der Rückgang
in Rheinland-Pfalz (- 5,3%) und Bayern (- 4,5%). Die Einschränkung der
Milchkuhhaltung war mit über 3% gegenüber November 2000 leistungsbedingt
besonders ausgeprägt in Brandenburg, Thüringen, Bayern und Baden-Württem-
berg; eine leichte Zunahme war in Nordrhein-Westfalen zu beobachten.
Nutz- und Zuchtfärsen über 2 Jahre wurden in Sachsen, Thüringen, Sachsen-
Anhalt, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-
Vorpommern erheblich weniger gezählt als zur gleichen Vorjahreszeit; bei
den unter 2 Jahre alten Färsen war die Abnahme in Rheinland-Pfalz und
Niedersachsen am stärksten. Weit weniger männliche Rinder unter 2 Jahren
standen in Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz; in
Mecklenburg-Vorpommern kam es dagegen zu einer spürbaren Ausdehnung.

Produktion von Großrindern kaum verändert, deutlicher Rückgang bei
Kälbern


Nach dem rd. 10-prozentigen Rückgang der Bruttoeigenerzeugung von Großrindern
im ersten Halbjahr 2001 gegenüber dem Vorjahreszeitraum lag die Erzeugung im
zweiten Halbjahr um knapp 12 % höher. Diese unterschiedliche Entwicklung
beruhte in erster Linie auf den stark rückläufigen Schlachtungen weiblicher
Tiere bis zum Sommer. Während für Bullen in der gleichen Zeit noch ein Zuwachs
von rd. 4 % bestand. Die Bruttoeigenerzeugung von Kälbern lag im gesamten Jahr
deutlich niedriger als 2000. Insgesamt wurden an Großrindern und Kälbern in
2001 rd. 4,73 Mill. Tiere oder 1,5 % weniger als im Vorjahr erzeugt.

Die Erzeugung von Rind- und Kalbfleisch erreichte nach vorläufigen Berechnungen
1,4 Mill. t (+ 2,7 % gegenüber 2000). Bei rückläufigen Einfuhren und höheren
Exporten errechnet sich für 2001 ein Gesamtverbrauch von 0,94 Mill. t (- 19 %)
und ein Pro-Kopf-Verzehr von 7,8 kg. Der Selbstversorgungsgrad erreichte mit
rd. 150 % Rekordhöhe.

Anhaltend unbefriedigende Preisentwicklung bei Schlachtrindern

Nach dem starken Preisverfall Anfang 2001 infolge der BSE-Fälle in Deutschland
konnten sich die Erzeugerpreise für Jungbullen ab Frühjahr nachhaltiger erholen
als für Kühe; hier kam es nachfragebedingt im Jahresverlauf immer wieder zu
Preisschwankungen, für Kühe R 3 wurde die 1,65-€-Schwelle kaum überschritten;
zumeist bewegten sich die Notierungen zwischen 1,53 und 1,63 €/kg Schlacht-
gewicht und damit um 25% bis 30% unter Vorjahr. Die Preise für Jungbullen R 3
lagen ab Mai über 2,10 €/kg Schlachtgewicht, mit leicht steigender Tendenz.
Für Rinder im Durchschnitt aller Klassen wurden 2001 rd. 1,75 €/kg Schlacht-
gewicht erlöst, das waren 25% weniger als in 2000. Nach der kräftigen Erholung
im Frühjahr, dann leichten Rückgängen im Sommer, brachen die Schlachtkälber-
preise zum Ende des Jahres wieder ein und fielen deutlich unter die Vorjahres-
linie; ursächlich hierfür war der Angebotsdruck, u.a. auch aus den Nieder-
landen, bei einer anhaltend schwachen Nachfrage. Im Jahresmittel wurden für
pauschal abgerechnete Kälber 3,80 €/kg Schlachtgewicht oder 10% weniger als
im Vorjahr erreicht.

Die Verbraucherpreise für Rindfleisch blieben das ganze Jahr über trotz der
niedrigen Erzeugerpreise über denen des Vorjahres. Ein leichtes Abbröckeln
ist seit Sommer zu beobachten.

Leichter Produktionsrückgang in 2002

Unter starken Vorbehalten, vor allem auch im Hinblick auf die Erfassung des
Außenhandels, lässt sich aus der Bestandsentwicklung für 2002 eine Brutto-
eigenerzeugung an Großrindern von gut 4 Mill. Tieren ableiten; dabei wird
ein deutlicher Zuwachs an Schlachtfärsen, kaum veränderte Zahl von Schlacht-
kühen und rückläufige Erzeugung bei Bullen und Ochsen angenommen. Einem
Anstieg im ersten Halbjahr, bedingt durch deutlich höhere Kuh- und Färsen-
schlachtungen, wird voraussichtlich ein Produktionsrückgang im zweiten
Halbjahr gegenüberstehen. Bei Kälbern kommt es im ersten Halbjahr zu einer
weiteren Einschränkung; erst im zweiten Halbjahr dürfte das Vorjahresniveau
wieder um rd. 3 % überschritten werden. Insgesamt wird die Bruttoeigen-
erzeugung an Großrindern und Kälbern für 2002 mit knapp 4,7 Mill. Tiere
angenommen und damit etwas weniger als im Vorjahr.

Die Erzeugung an Rind- und Kalbfleisch wird für 2002 mit 1,36 Mill. t um
knapp 3 % niedriger angenommen als 2001. Bei rückläufigen Netto-Exporten
dürfte der Gesamtverbrauch um 17 % auf 1,1 Mill. Rind- und Kalbfleisch
steigen, der Pro-Kopf-Verzehr würde danach 9,2 kg betragen und der
Selbstversorgungsgrad auf 125 % sinken.

Auch EU-weit mehr Rind- und Kalbfleisch, anhaltend Überschüsse

Bei einer geschätzten Bruttoeigenerzeugung von knapp 21,3 Mill. Großrindern
und 5,9 Mill. Kälbern in 2002 wird sich die Fleischerzeugung insgesamt auf
7,4 Mill. t oder gut 4 % mehr als in 2001 belaufen. Zunahmen entfallen auch
hier auf das erste Halbjahr, während im zweiten Halbjahr vermutlich weniger
Tiere zur Schlachtung kommen.

Der Gesamtverbrauch wird sich 2002 voraussichtlich deutlich erholen und
gut 7,1 Mill. t erreichen, so dass der Selbstversorgungsgrad auf 104 %
zurückgehen dürfte.

Rinderpreise wieder anziehend

Die Preise für Schlachtrinder werden sich in 2002 voraussichtlich auf
ähnlichem Niveau bewegen wie im zweiten Halbjahr 2001. Sollte es zu
stärkeren Mengenabflüssen in die Verarbeitung und den Export kommen,
könnten sich die Preise für Kühe und Verarbeitungsbullen leicht erholen.
Bei Jungbullen der Klassen R und U wirken sich das rückläufige Angebot
und die Entspannung im Teilstückgeschäft infolge höherer Verbraucher-
nachfrage voraussichtlich weiter stabilisierend aus. Im Durchschnitt
aller Klassen könnten 2002 für Rinder rd. 1,80 bis 1,90 €/kg Schlacht-
gewicht erzielt werden.

Nach anfänglichem Angebots- und damit auch Preisdruck dürfte sich die
Situation am Schlachtkälbermarkt im weiteren Jahresverlauf ebenfalls
entspannen.

Tabellen (PDF-Format):

Schweinebestand

Bruttoeigenerzeugung von Schweinen in Deutschland

Rinderbestand

Bruttoerzeugung von Rindern und Kälbern in Deutschland

 



 

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