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AHO Aktuell - 03.01.2002

Lachse brauchen Luft zum Leben


(idw) - Lange Zeit galt der Lachs in deutschen Flüssen als ausgestorben.
Gründe dafür waren die Verschmutzung und Verbauung der Gewässer.
Durch die erfolgreiche Arbeit des Wanderfischprogramms Nordrhein-
Westfalen sind der Lachs und die Meerforelle durch den Rhein in das
Siegsystem und in andere Flüsse zurückgekehrt. Mit der Anlage von
Fischwanderhilfen, wie zum Beispiel Fischtreppen, sind eine große
Anzahl von Wehren und anderen Hindernissen soweit passierbar,
dass die Fische ihre Laichgebiete in den Wintermonaten wieder
erreichen können. Inwieweit sich der Sauerstoffgehalt des Wassers
dort auf das anschließende Laichen auswirkt, untersuchen
Wasserkundler vom Institut für Evolution und Ökologie der Tiere der
Universität Münster.

Bei der Entwicklung der Eier und Larven ist der Sauerstoffgehalt im
Sediment, in das die Lachse ihre Eier eingraben, von besonderer
Bedeutung. Während dieser Phase von November bis April brauchen sie im
Sediment eine ausreichende Sauerstoffversorgung von mehr als fünf
Milligramm pro Liter. Um den Sauerstoffgehalt im Kiesbett von
Fließgewässern, in die Lachse ihre Eier legen, bestimmen zu können,
haben die Wasserkundler Olaf Niepagenkemper und Prof. Dr. Elisabeth
Meyer und der Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e.V. eine
neuartige Messtechnik entwickelt.

Mit der Sauerstoffmessung mit so genannten Optoden ist es erstmals
möglich, den Sauerstoff direkt im Sediment in bis zu dreißig Zentimeter
Tiefe zu messen. Diese optischen Sensoren sind besonders gut geeignet
für Messungen im Interstitial, dem Lückensystem des Gewässergrundes, da
sie keine Anströmung benötigen. Die sonst verwendeten Clark-Elektroden
arbeiten mit Fließgleichgewicht und brauchen eine Anströmung zur
Kompensierung des eigenen Sauerstoffverbrauchs. Außerdem wird mit der
Optode der Sauerstoffgehalt direkt im Sediment gemessen und nicht wie
üblich an der Wasseroberfläche, wodurch die Messung genauer wird. Sogar
bei niedrigen Konzentrationen kann der Sauerstoffgehalt bis auf ein
zehntel Prozent genau angegeben werden.

Das ist deshalb wichtig, weil bei einem zu geringen Sauerstoffgehalt die
Larven absterben. Die weiblichen Lachse graben mit ihrem Körper bis zu
dreißig Zentimeter tiefe Laichgruben. Dadurch wird das Sediment von
Feinteilen, die sich im Gewässerbett abgelagert haben, gereinigt. Die
gelegten Eier werden vom Männchen befruchtet und dann mit Kies
zugedeckt. Mit reichlich Sauerstoff versorgt liegen die Eier geschützt
im Sediment. Die Entwicklungszeit der Larven, die erst wenn der
Dottersack verspeist ist, aus dem Sediment in die fließende Welle
aufschwimmen, dauert mehrere Monate. Partikel von ungeklärten
Einleitungen oder eingeschwemmte Feinteile aus nahe am Gewässer
liegenden landwirtschaftlichen Flächen in Flüsse oder Bäche, die nach
starken Regenfällen große Mengen an Schwemmstoffen zuführen, können das
Lückensystem des Sedimentes verstopfen, so dass dadurch die Larven
absterben.

Das Projekt der Universität Münster wird im kommenden November bei einer
großen Wissenschaftsausstellung im Düsseldorfer Landtag von der
Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) einer breiten Öffentlichkeit
vorgestellt.

Informationsdienst Wissenschaft (idw) - Pressemitteilung
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster, 03.01.2002
 



 

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