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AHO Aktuell - 23.12.2001

Schweiz: Zahl der Creutzfeldt-Jakob-Toten in 2001 verdoppelt


ZÜRICH/BERN (aho) - In diesem Jahr ist die Zahl der Creutzfeldt-Jakob-Toten
hat sich nach einem Bericht der SonntagsZeitung verdoppelt. Bisher waren es
jährlich in der Schweiz zwischen acht und zehn Todesfälle, dieses Jahr sind
es bereits 19 Menschen. Möglicherweise sind es sogar 24 Tote, denn fünf
Verdachtsfälle sind noch nicht definitiv geklärt. Die Creutzfeldt-Jakob-
Krankheit ist eine seltene, immer tödlich verlaufende Erkrankung, bei der
sich das Hirn zersetzt. Es wird zwischen der klassischen Variante (CJK) und
der neuen Variante (nvCJK) unterschieden. Die durch Rinderwahn verursachte
neue Variante nvCJK hat bisher in der Schweiz offiziell keine Todesopfer
gefordert. Die klassische Variante, die bei Menschen nach dem 60. Lebensjahr
vorkommt, wurde bisher nicht mit BSE in Zusammenhang gebracht. Die Krankheit
tauchte nur sporadisch auf, die Zahl der Todesfälle war immer etwa gleich.
In ganz Europa liegt die durchschnittliche Sterberate bei rund einem
Todesfall auf eine Million Einwohner. Mit dem überraschenden Anstieg der
Todesfälle in diesem Jahr schert die Schweiz nun aus der Statistik aus:
Es sind bis jetzt bereits drei Tote auf eine Million Einwohner. Dies wirft
nach Ansicht der SonntagsZeitung Fragen auf: Sollte dieser Anstieg kein
statistischer Ausrutscher sein, muss nach einer Ansteckungsquelle gesucht
werden. «BSE ist meines Erachtens als Ursache nicht sehr wahrscheinlich,
aber dennoch nicht auszuschliessen», sagt der bekannte Zürcher Prionen-
forscher Adriano Agguzzi der SonntagsZeitung. Er ist Leiter des natio-
nalen Referenzzentrums für Prionenerkrankungen. Das Bundesamt für Gesundheit
(BAG) dagegen schliesst BSE als Ursache mit «ziemlicher Sicherheit» aus.
Da Agguzzi und sein Forscherteam sowie die BAG-Experten erst seit kurzem
von der Entwicklung wissen, sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.
«Wir müssen nun bei den verstorbenen Patienten nach Gemeinsamkeiten, nach
ähnlichen Risikofaktoren suchen», erklärt Agguzzi. Die Forscher prüfen, wie
die Prionen - also die Krankheitserreger - der Verstorbenen aussehen. Sollten
sie unterschiedlich sein, wäre der Anstieg der Todesfälle mit ziemlicher
Sicherheit ein statistischer Zufall - oder die Folge verstärkter Kontrollen:
Was früher als Alzheimer oder Parkinson-Krankheit diagnostiziert wurde, wird
heute öfter als CJK erkannt. Gegen diese Erklärung spricht, dass die Kon-
trollen auch in Grossbritannien verstärkt wurden. Auch dort wird bei Alz-
heimer-Toten vermehrt nach Hinweisen auf CJK gesucht; dennoch sind die
Todesfälle dieses Jahr nicht derart angestiegen. Deshalb müssen auch andere
Ursachen in Betracht gezogen werden: «Wenn die Prionen der verstorbenen
Patienten Gemeinsamkeiten aufweisen, stehen zwei Ursachen zur Debatte», sagt
Agguzzi. «Eine menschliche Quelle, wie zum Beispiel kontaminiertes Blut oder
chirurgische Instrumente. Oder aber BSE.» Bei der neuen Variante von Creutz-
feldt-Jakob ist längst bekannt, dass Operationsinstrumente zum Beispiel nach
einer Gehirnoperation verunreinigt sein könnten, wenn der operierte Patient
mit nvCJK angesteckt war. Nun stellt sich die Frage, ob dies allenfalls auch
bei der klassischen Variante möglich wäre. «Ausschliessen kann man es nicht»,
sagt der Mediziner Christian Ruef vom Universitätsspital Zürich. Er ist Leiter
der CJK-Taskforce, die Richtlinien für die Sicherheit in den Operationssäalen
ausarbeitet. Wegen des Anstiegs der Todesfälle sei die Arbeit der Taskforce
in letzter Zeit intensiviert worden. «Wir sind mit Volldampf daran», sagt
Ruef. Neue Sterilisationsvorschriften für Operationsinstrumente, die noch
diesen Sommer nur «so bald als möglich» hätten umgesetzt werden sollen, sind
nun «ab sofort» erlassen worden. «Das bietet Schutz gegen die gefährliche
nvCJK, aber natürlich auch gegen die klassische Variante von CJK.» Für
Prionenforscher Agguzzi scheint es nun besonders wichtig, dass die Ärzte
alle möglichen Verdachtsfälle melden: «Damit wir ein klares Bild bekommen.»
 



 

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