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AHO Aktuell - 20.12.2001

Minister Sinner: MKS - Vorsorge wichtiger als Ausrottung


München (aho) - Eine neue Ausrichtung in der Bekämpfung der Maul- und
Klauenseuche hält Bayerns Verbraucherschutzminister Eberhard Sinner für
dringend erforderlich. Bei einem Fachsymposium seines Hauses diskutierten
MKS-Experten aus Veterinärmedizin, Forschung und Landwirtschaft mit
Vertretern aus Politik und Wirtschaft offen die Erfahrungen mit dem MKS-
Seuchenzug vom Frühjahr dieses Jahres. Sinner: "MKS, einmal ins Land
eingeschleppt, ist schwer in den Griff zu bekommen. Das haben die
Ereignisse in England gezeigt, wo MKS direkte Verluste in der Landwirt-
schaft von bis zu 10 Milliarden Mark verursacht hat. Der gesamte volks-
wirtschaftliche Schaden wird ein Vielfaches mehr betragen. Deshalb müssen
wir vor allem die vorbeugenden Maßnahmen noch weiter ausbauen." Mit
verstärkten Einfuhrkontrollen an den Außengrenzen, einer Minimierung von
Schlachttiertransporten über weite Strecken und intensiveren Selbst-
schutzmaßnahmen bei landwirtschaftlichen Betrieben und Viehhändlern soll
Seuchenausbrüchen entgegen gewirkt werden. Eine neue Impfstrategie bei
der Bekämpfung der Seuche wird die Schäden begrenzen helfen.

Ein Risikofaktor für eine explosionsartige Ausbreitung sind Sinner zufolge
auch weiträumige Tiertransporte in der EU: "Heutzutage werden kreuz und
quer über weite Strecken die Tiere zusammengekarrt." Hier komme es verstärkt
auf zeitliche Beschränkungen der Transporte und vor allem die Entwicklung
regionaler Lösungen in der landwirtschaftlichen Produktion wie etwa
geschlossene Systeme oder vertragliche Bindungen zwischen Aufzucht- und
Mastbetrieben an, so der Minister weiter. Sinner: "Mit einem intelligenten
Hygienemanagement müssen die Krankheitserreger bereits am Hoftor gestoppt
werden. So können schon mit einfachen Maßnahmen, wie beispielsweise einer
Verkehrslenkung auf dem Betrieb, die größten Gefahren vermieden werden."

Weiterhin forderte Sinner auf Bundesebene die Schließung von Rechtslücken
im Tierseuchenrecht ein. "Wir brauchen einen rechtsverbindlichen Bundes-
maßnahmenkatalog, auf dessen Grundlage schon im Verdachtsfall Schutzmaßnahmen
angeordnet werden können, und zwar deutschlandweit die gleichen. Dazu gehören
etwa Restriktionen an den Außengrenzen und Reglementierungen für Tiertransporte
einschließlich eines zeitlich befristeten Stillstandes, aber auch vorbeugende
Impfungen etwa in zoologischen Gärten ", betonte der Minister.

Eine neue europaweite Impfstrategie rückt näher. Mit einem Test, der kurz vor
der Marktreife steht, kann künftig unterschieden werden, ob ein Tier geimpft
ist oder ob es sich infiziert hat. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass
geimpfte Tiere nicht getötet werden müssen, wenn weitreichende, langdauernde
Handelsbeschränkungen vermieden werden sollen. "Der Test muss ab dem kommenden
Jahr EU-weit in das Bekämpfungskonzept einbezogen werden", forderte Sinner.

Aus den Erfahrungen mit MKS und den Schweinepest-Seuchenzügen in den letzten
Jahren hat Bayern Konsequenzen gezogen. Sinner: "MKS konnte abgewendet werden,
weil in der Veterinärverwaltung mit sehr großem Einsatz gearbeitet wurde und
die Betroffenen die notwendigen, zum Teil harten Restriktionen auf sich
genommen haben. Wir haben aber auch Glück gehabt. Eine der wesentlichen
Lehren aus BSE und MKS war für uns eine deutliche Verstärkung der Kräfte in
der Veterinärverwaltung." So hat Bayern 98 neue Stellen für die Veterinärämter
und zusätzlich 71 Stellen für sogenannte Veterinärassistenten geschaffen.
Sinner: "Damit können wir auch die extremen persönlichen Belastungen, mit
denen die Amtsveterinäre in Krisenzeiten der Vergangenheit konfrontiert waren,
künftig reduzieren." Weitere Punkte auf der Agenda sind die verstärkte Schulung
der Amtstierärzte in der Seuchenbekämpfung, die Schulung von Epidemiologen zur
frühzeitigen Erkennung von Seuchenausbrüchen oder der Aufbau eines EDV-
Programms zum Seuchenmanagement. Als ganz neues Instrument in der Tierseuchen-
bekämpfung wird ab dem nächstem Jahr eine flexible Veterinär- Einsatzgruppe
eingesetzt. Sie soll den Ämtern vor Ort bei der Bewältigung von Krisen-
situationen beistehen.

Nr.: 462 - 19. Dezember 2001
 



 

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