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AHO Aktuell - 20.11.2001

Warum es nicht ohne moderne Agrartechniken geht


Frankfurt/M. (ots) - Nicht nur die Landwirtschaft, auch die
Ernährungswirtschaft, der Verbraucher und die gesamte Volkwirtschaft
profitieren vom Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Das
zeigen die Ergebnisse einer Nutzen-Kosten-Analyse des chemischen
Pflanzenschutzes, die Professor P. Michael Schmitz vom Institut für
Agrarpolitik und Marktforschung der Universität Gießen durchgeführt
hat. Bei der Vorstellung der Ergebnisse in Frankfurt am Main erklärte
Kurt Küsgen, Präsident des Industrieverbands Agrar e. V.: "Die
verantwortliche Anwendung moderner Produktionstechniken ist
Voraussetzung für eine nachhaltige Landwirtschaft und für hochwertige
Nahrungsmittel. Moderne Landwirtschaft liefert Klasse für die Masse."
Der Verband hatte die Studie angeregt und unterstützt.

"Wird der Einsatz von Agrarchemie in Deutschland um 75 Prozent
reduziert, sinkt das Einkommen der deutschen Landwirte um ca. 4,4
Milliarden DM oder rund 20 Prozent," berichtete Schmitz. In der
Ernährungswirtschaft würden steigende Kosten und der Verlust von
Marktanteilen das Einkommen um 7 Milliarden DM verringern. Der
Volkswirtschaft insgesamt würden - u. a. durch höhere Belastungen der
Verbraucher - knapp 36 Milliarden DM verloren gehen. Das entspricht
fast 1 Prozent des Bruttosozialprodukts. "Der Nutzen moderner
landwirtschaftlicher Betriebsmittel wird häufig unterschätzt, das
Risikopotenzial überschätzt," erklärte dazu der Agrarökonom.

Positive und negative Nebenwirkungen

Zu potenziellen negativen "externen Effekten" des chemischen
Pflanzenschutzes zählen Belastungen der Gewässer, die Verringerung
der Artenvielfalt sowie Gesundheitsgefahren für Anwender und
Verbraucher. Es gibt aber auch positive externe Effekte: die
Anwendung des chemischen Pflanzenschutzes trägt zur
Ernährungssicherung bei, ein positiver Gesundheitsbeitrag ist das
große Angebot von preiswertem Obst und Gemüse durch chemischen
Pflanzenschutz, ein positiver Umweltbeitrag der geringere
Landverbrauch bei intensiver Landwirtschaft.

Die Nutzen-Kosten-Analyse bewertet diese Wirkungen. Sie liefert
damit wichtige Entscheidungshilfen für die Politikgestaltung.
Nutzen-Kosten-Analysen sind in den USA bei allen wichtigen Politiken
und öffentlichen Projekten vorgeschrieben. "Sie sollten auch in
Deutschland mehr als bisher für politische Entscheidungen genutzt
werden," forderte Schmitz.

Die verminderten Einkommensrisiken der Landwirte durch den
chemischen Pflanzenschutz beziffert der Gießener Wissenschaftler auf
1,8 bis 2,6 Milliarden DM pro Jahr. Diese Summe muss den oben
genannten 36 Milliarden hinzugefügt werden. Die bessere
Produktqualität schlägt Schmitz zufolge mit einem Zusatznutzen von
ca. 2,3 Milliarden DM zu Buche. Durch Innovationen im Pflanzenschutz
dürften negative externe Effekte von gut vier Milliarden Mark
abgebaut werden.

"Partnerschaft von Politik und Wirtschaft"

Um die Vorteile aus dem chemischen Pflanzenschutz zu erhalten und
potenzielle negative externe Effekte zu verringern oder zu vermeiden,
schlägt Schmitz eine Partnerschaft von Politik und Wirtschaft vor.
Die Wirtschaft ist dabei verantwortlich für die Entwicklung und den
Einsatz neuer Wirkstoffe, neuer Technologien und innovativer
Verfahren sowie für die Schulung der Anwender. Die Politik schafft
hierfür geeignete Rahmenbedingungen und gestaltet ihre Instrumente
nach den Prinzipien der Subsidiarität, der fiskalischen Äquivalenz
und der ökologischen Effizienz. Wenn diese Art
'Public-Private-Partnership' zustande kommt, muss man sich um die
Zukunft der Landwirtschaft, um die Umwelt und um die Gesundheit der
Menschen beim Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel keine Sorgen
machen," sagte der Wissenschaftler.

Industrie: Marktorientierung ist Verbraucherorientierung

IVA-Präsident Küsgen plädierte für eine enge Zusammenarbeit aller
Beteiligten in der Nahrungsmittelkette, für offene Kommunikation und
Transparenz der Produktionsprozesse, um das Verbrauchervertrauen
wieder zu festigen. Wirkungsvoller Verbraucherschutz setzt jedoch
voraus, dass Entscheidungen auf der Basis wissenschaftlicher
Erkenntnisse getroffen und Nutzen und Risiken von Produkten und
Verfahren sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.

Zur Agrarpolitik erklärte Küsgen: "Es ist nicht Aufgabe des
Staates, bestimmte Wirtschaftsweisen zu privilegieren oder zu
diskriminieren. Erzeuger und Verbraucher sollen selbst entscheiden,
wie Lebensmittel erzeugt und vermarktet werden."

Hintergrundinformationen dazu unter www.iva.de/Presse.

Der Industrieverband Agrar mit Sitz in Frankfurt am Main ist der
Zusammenschluss von Unternehmen der agrarchemischen und
agrarbiologischen Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern
der 55 Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz,
Pflanzenernährung, Schädlingsbekämpfung und Biotechnologie.


Industrieverband Agrar e. V.
 



 

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