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AHO Aktuell - 14.11.2001

Ein Jahr nach dem ersten BSE-Fall in Deutschland


Berlin (ots) - Ein Jahr nach dem ersten festgestellten originären
BSE-Fall in Deutschland, der eine politische Krise ausgelöst und
Rindfleischerzeugern und -verarbeitern massive Absatzeinbrüche
beschert hatte, haben Politiker und Fachleute heute (14.) in Berlin
die aktuelle Lage analysiert. Ihr Fazit: Dank der inzwischen
eingeleiteten Maßnahmen haben die Verbraucher langsam wieder
Vertrauen zu Rindfleisch und Rindfleischerzeugnissen gefasst. Sowohl
auf europäischer als auch auf nationaler Ebene ist eine Vielzahl von
Gesetzen und Verordnungen erlassen oder geändert worden. Dennoch
besteht noch weiterer Handlungs- und Forschungsbedarf: Ein großer
Fortschritt wäre vor allem die Möglichkeit der Diagnose von BSE am
lebenden Tier; Wissenschaft und Industrie arbeiten mit Hochdruck an
solchen Tests.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung - Genuss - Gaststätten
(NGG), Franz-Josef Möllenberg, sagte, es bestehe kein Grund zur
Entwarnung. Noch immer kämpften die Fleischproduzenten mit
Überkapazitäten. Daher seien weitere Maßnahmen zur Gewährleistung der
Lebensmittel- und Verbrauchersicherheit und damit zur
Vertrauensbildung zwingend erforderlich. Der Verbraucher habe ein
Recht auf eine umfassende und verständliche Kennzeichnung seiner
Lebensmittel.

Dr. Dieter Simons, Geschäftsführender Vorstand des Auswertungs-
und Informationsdienstes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
(aid), betonte, ein Ende der BSE-Krise sei noch nicht erreicht, auch
wenn BSE heute nicht mehr die Schlagzeilen beherrsche.

Es sei noch zu wenig über diese Erkrankung bekannt, dass zeigten
alleine die zahlreichen Theorien über die Entstehung von BSE. Daher
bestehe ein dringender Forschungsbedarf auf allen Gebieten der
Transmissiblen Spongiformen Enzephalopathien (TSE), insbesondere bei
BSE und der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Der aid
sehe seine Aufgabe darin, der Bevölkerung, der Landwirtschaft und der
Lebensmittel verarbeitenden Industrie wissenschaftliche abgesicherte,
sachlich fundierte und neutrale Informationen zur Verfügung zu
stellen, um der Verbraucherverunsicherung entgegen zu wirken und den
Betroffenen Entscheidungshilfen zu geben.

Dr. Matthias Pohlmeier, Konzern-Programmmanager BSE des
Diagnostika-Herstellers Roche Diagnostics GmbH, verwies auf das
Engagement seines Unternehmens bei der Entwicklung und Produktion von
BSE-Tests, an dessen Ende - neben einem Bluttest für BSE - auch ein
Test auf die neue Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit stehen wird.
Die Roche Diagnostics sieht ihre Verantwortung nicht allein in der
Bereitstellung ausreichender Testmengen in konstanter Qualität,
sondern auch in der Sicherung der korrekten Handhabung der Tests,
beispielsweise durch gründliches Training der Anwender. Pohlmeier
forderte die Politiker auf, ihrerseits auch in Zukunft alles zu tun,
um eine wirksame Kontrolle der Lebensmittelsicherheit zu
gewährleisten und eine effiziente BSE-Forschung zu ermöglichen.

Bei dem Symposium "Ein Jahr danach: BSE - Lehren und Folgen", das
NGG, IG Bauen-Agrar-Umwelt und die Roche Diagnostics GmbH mit
fachlicher Unterstützung des aid gemeinsam veranstalteten, wurde
deutlich, dass die BSE-Krise auch soziale Folgen hat. Der
NGG-Vorsitzende Möllenberg warnte in diesem Zusammenhang davor,
ökologische gegen soziale Kriterien auszuspielen. Es dürfe nicht dazu
kommen, dass Unternehmen mit einem Gütesiegel für ihre Lebensmittel
belohnt würden, die die gestiegenen Aufwendungen für die
Lebensmittelsicherheit durch Einschnitte in die sozialen
Mindeststandards bei ihren Mitarbeitern wettzumachen suchten. Wer
fordere: Qualität muss ihren Preis haben, der müsse auch die
entsprechenden Rahmenbedingungen dazu schaffen.
 



 

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