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AHO Aktuell - 06.11.2001

Hausratten häufiger als vermutet


(idw) - In den 90er Jahren zeigt sich eine neue Tendenz in den Vorkommen
der Hausratte, auch in den Gebieten, wo sie als ausgestorben galt. Sie
werden nun häufiger in Binnenhäfen, besonders in Getreidemühlen und
-silos festgestellt. So fanden sie sich in vielen großen Städten entlang
der Flüsse Main und Rhein, wie z. B. flussabwärts in Würzburg, Hanau,
Köln, Düsseldorf und Wesel. Aber auch in Süddeutschland, im
Bodenseegebiet, wurden einige Vorkommen bekannt. Zu diesem Ergebnis
kommt eine Untersuchung, die Dr. Heike Endepols am Zoologischen
Institut der Universität zu Köln erstellt hat.

Es ist jedoch davon auszugehen, daß Hausratten in Deutschland häufiger
vorkommen als angenommen. In der Kölner Untersuchung werden alle
Nachweise der Hausratte während der letzten 20 Jahre zusammengefasst.
Die größten Vorkommen mit mehr als 10.000 Individuen fanden sich in
großen Schweinemastbetrieben in Ostdeutschland während der 80er Jahre,
besonders in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Der technische
Zustand dieser großen Betriebe bot den Tieren ausreichende
Nistmöglichkeiten und Futter. Mit der Modernisierung und Verkleinerung
der Betriebe sind auch diese großen Hausrattenvorkommen dezimiert
worden.

Die Hausratte wurde vor 2.000 Jahren über die Handelswege der Römer vom
indischen Subkontinent nach Mitteleuropa und England verschleppt. Die
heute wesentlich häufigere Wanderratte folgte erst im 17. Jahrhundert.
Während der letzten Jahrzehnte galt die Hausratte als sehr selten, in
weiten Gebieten Deutschlands auch als ausgestorben. Im Unterschied zu
der robusteren, auch im Freiland und an Wasserläufen lebenden
Wanderratte ist die Hausratte empfindlich gegen Kälte und Nässe. Sie ist
deswegen auf Quartiere in Gebäuden angewiesen. Diese findet sie neben
ausreichend Nahrung in der Landwirtschaft und in der Futtermittelindustrie.
In Folge struktureller Veränderungen in der Landwirtschaft ist sie im 20.
Jahrhundert in vielen Regionen seltener geworden. In den Bundesländern
Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg und
Rheinland-Pfalz wurde die Hausratte in den 90er Jahren als ausgestorben
oder verschollen in der Roten Liste klassifiziert.

Die Hausratte tritt in drei verschiedenen Farbvarianten auf, schwarz,
grau und weiß/braun. Alle drei Varianten waren in den nachgewiesenen
Vorkommen, zum Teil gemischt, zu finden. Die schwarze Variante war
besonders an den Flüssen häufig, während die braune besonders in
Ostdeutschland die großen Vorkommen dominierte.

Bei der Bekämpfung von Ratten werden nur selten Tiere beobachtet, weil
Schädlingsbekämpfer und Ratten unterschiedliche Tagesrhythmen haben.
Auch weiterhin werden viele Hausrattenvorkommen unerkannt bekämpft,
weil sie mit Wanderratten verwechselt werden. Denn wie die Wanderratte
wird auch die Hausratte als Vorratsschädling und als Reservoir und
Überträger von Krankheitserregern nicht geduldet.


Informationsdienst Wissenschaft (idw) - Pressemitteilung
Universität zu Köln, 06.11.2001
 



 

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