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AHO Aktuell - 24.10.2001

Lawsonien: Weit verbreitet +++ Befunde vorsichtig bewerten


Hannover (aho) - Das Bakterium Lawsonia intracellularis ist der primäre Erreger
der weltweit vorkommenden porcinen proliferativen Enteropathie (PPE) der
Schweine. Aufgrund des schwierigen und aufwendigen kulturellen Nachweises ist
der Erreger deswegen mit herkömmlichen mikrobiologischen Verfahren nur schwer
nachweisbar. In einer Untersuchung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover
wurden drei verschiedene diagnostische Verfahren, eine Polymerase-Ketten-
reaktion (PCR) und eine indirekte Immunfluoreszenz (IFT) zum Erregernachweis
sowie ein serologisches Verfahren zum Nachweis von Antikörpern im Blut gegen
Lawsonia intracellularis bezüglich ihrer Aussagekraft bei Alt- und Jungsauen
als auch bei Läuferschweinen untersucht.

In einer Feldstudie wurden 20 verschiedene Betriebe aus dem norddeutschen
(n=15) und rheinland-pfälzischem Raum (n=5) beprobt. Pro Betrieb wurden jeweils
von 20 Schweinen eine Kot- sowie eine Blutprobe entnommen, wobei pro Betrieb
5 Altsauen 5 Jungsauen und 10 Läufer beprobt wurden. Die Probennahme fand
zwischen September 1999 und Mai 2000 statt. Keiner der Betriebe war in der
Vergangenheit durch Erkrankungen an proliferativen Enteropathien (PPE)
aufgefallen.

Zusätzlich wurden zwei, mit Durchfallsymptomen in die Klinik für kleine
Klauentiere der Tierärztlichen Hochschule eingestallte Läuferschweine in
regelmäßigen Abständen, über 4½ Monate, mit Hilfe der PCR und der indirekten
Immunfluoreszenz auf die Ausscheidung von Lawsonia intracellularis untersucht.
Gleichzeitig wurde jeweils ein Antikörpernachweis bei beiden Tieren
durchgeführt.

In allen 20 Betrieben traten Tiere mit nachweisbarem Antikörpertiter (e 1:30)
auf, in jedem Betrieb war sowohl mittels PCR als auch mit dem IFT mindestens
ein erregerausscheidendes Tier nachweisbar. Über 80% der Alt- und Jungsauen
waren serologisch positiv, die meisten Läufer (71,3%) hatten jedoch keinen
nachweisbaren Antikörpertiter. Am häufigsten wurden in der Gruppe der Läufer
Erregerausscheider mittels PCR entdeckt (23,1%) bei den Jungsauen waren es
noch 17,4% und die Altsauen schieden am seltensten Lawsonien aus (11,3%).

Die PCR-Untersuchung ergab häufiger positive Befunde beim Erregernachweis im
Vergleich zum IFT und ist die sensitivere Methode, besonders bei latenten
Infektionen mit Lawsonia intracellularis. Ohne Berücksichtigung der im IFT
fraglichen Proben ergibt sich zwar eine relative Spezifität von 97,5%, aber
nur eine relative Sensitivität von 56,5% im Vergleich zur PCR. Mittels des
IFT ist eine ausreichend sichere Aussage über den Ausscheiderstatus nur bei
klinisch erkrankten Tieren zu machen. Für ein Herdenscreening zum Infektions-
nachweis ist die serologische Untersuchung, insbesondere von Jung- oder
Altsauen zu bevorzugen, die Serologie zeigt jedoch nur eine geringe
Korrelation zur Erregerausscheidung.

Wie in der Verlaufsstudie gezeigt wird, kommt es frühestens nach 3 Wochen
zu einer Serokonversion (Auftreten von Antikörpern). Die aus einem klinisch
unauffälligen Betrieb stammenden, zunächst seronegativen Tiere schieden noch
bis 2-4 Wochen nach der Serokonversion Lawsonien aus. Wahrscheinlich führte
der Transportstress zum Auftreten klinischer Symptome (Durchfall), wobei
auch das gleichzeitige Vorhandensein von Brachyspira spp. (Erreger der
Schweinedysenterie) eine Rolle gespielt haben kann. Genauere Untersuchungen
des Herkunftsbestandes belegten eine Serokonversion im Sauenbereich sowie
das Vorhandensein von maternalen Antikörpern bei Saugferkeln, bei Läufer-
schweinen waren Antikörper nur im Einzelfall feststellbar.

Die Untersuchungen haben gezeigt, dass Infektionen mit Lawsonia intracellu-
laris auch in klinisch unauffälligen Betrieben gehäuft vorkommen. In Betrieben
mit klinischer Symptomatik (Durchfall, Kümmern) sollte der Erregernachweis
deshalb erst unter Berücksichtigung möglicher Befunde (Veränderungen am Darm)
durch eine Sektion zur Diagnose "PPE" führen.


Arnold Bonitz (2001)
Untersuchungen zur Diagnostik und Prävalenz von Infektionen durch Lawsonia
intracellularis bei Schweinen unterschiedlicher Altersgruppen.
Dissertation, Klinik für kleine Klauentiere und forensische Medizin
und Ambulatorischen Klinik der Tierärztlichen Hochschule Hannover
 



 

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