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AHO Aktuell - 22.10.2001

Zahl der mit Zoonoseerregern verunreinigten Lebensmittelproben steigt


(bgvv) - Im Jahr 2000 ist zwar die Zahl der gemeldeten Fälle
lebensmittelbedingter Infektionen gleich geblieben; insgesamt wurden in
Deutschland wie im Vorjahr 200 0000 Erkrankungen gemeldet.
Untersuchungen der Bundesländer zeigen jedoch, dass die Zahl der
Lebensmittelproben, die mit Zoonoseerregern belastet waren, im Vergleich
zu 1999 zum Teil deutlich zugenommen hat. Seit 1996 wird im BgVV auf der
Grundlage der EU-Zoonosen-Richtlinie jährlich ein Trendbericht zum
Verlauf und zu den Quellen von lebensmittelbedingten Infektionen
erstellt. Der Trendbericht basiert auf den Daten, die die Bundesländer
dem Nationalen Referenzlaboratorium für die Epidemiologie der Zoonosen
übermitteln.

Salmonella- und Campylobacter-Keime sind in Deutschland die Hauptursache
von meist lebensmittelbedingten Darminfektionen. Sorge bereitet hier die
Tatsache, dass in einigen Bereichen die Zahl der bei der amtlichen
Lebensmitteluntersuchung gefundenen positiven Proben nach einem Rückgang
in den letzten Jahren im Jahr 2000 wieder zugenommen hat.

Die Auswertung der Daten für das Jahr 2000 zeigt, dass die
Salmonellenbelastung küchenmäßig vorbereiteter Fleischteilstücke vom
Rind, Kalb und Schwein im Vergleich zu 1999 deutlich angestiegen ist.
Hier wurden in 2,5% der Proben Erreger nachgewiesen, während 1999 nur
0,5 % positiv waren. Die Kontamination von Schweinefleisch insgesamt ist
ebenfalls angestiegen, eine Zunahme salmonellenbelasteter Proben zeigte
sich auch beim Hackfleisch.

Besondere Vorsicht sollte der Verbraucher nach wie vor bei
Geflügelfleisch walten lassen. Denn hier waren fast 20% der untersuchten
Masthähnchen und Hühner mit Salmonellen behaftet. Bei Eiern hat sich die
Zahl der Proben, in denen Salmonellen gefunden wurden, gegenüber 1999
wieder erhöht, wenngleich sie mit 0,53% auf niedrigem Niveau liegt.

Aber auch bei fertig verarbeiteten Lebensmitteln wie Schokolade oder
Teigwaren, in denen Ei enthalten sein kann, stieg die Zahl der mit
Salmonellen belasteten Proben an, wenngleich sie sich auch hier auf
niedrigem Niveau bewegt.

Mit Campylobacter-Erregern war insbesondere Geflügelfleisch belastet,
wobei hier die Zahl der positiven Proben im Vergleich zu 1999 niedriger
ausfiel. Allerdings ist der Anteil mit über 19% positiver Proben immer
noch sehr hoch.

Andere Erreger wie verotoxinbildende Escherichia coli (VTEC/STEC), zu
denen die enterohämorrhagischen Escherichia coli-Keime (EHEC) gehören,
sind zwar im Hinblick auf die Anzahl der diagnostizierten Erkrankungen
nicht so bedeutend. Doch eine Infektion mit diesen Erregern ist häufig
mit schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen (Nierenversagen)
verbunden. Es zeigte sich in den Untersuchungen des Jahres 2000, dass
die Zahl der positiven Proben mit VTEC/STEC bei Fleisch (außer Geflügel)
über 8% lag, was eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr bedeutet.
Angestiegen ist auch die Zahl kontaminierter Proben von Roh-Milch, die
ab Hof verkauft wurde.

Diese Befunde belegen, dass die vom BgVV bereits in früheren
Pressediensten (05/95, 03/96, 20/96,14/98) ausgesprochenen Empfehlungen
zum Verzehr von Rohfleischprodukten und Rohmilch nach wie vor gültig
sind. Rohmilch sollte vor dem Verzehr unbedingt durcherhitzt werden!

Listeria monocytogenes-Keime wurden vermehrt in Proben von Fleisch und
Fleischerzeugnissen, in Fischen und Fischerzeugnissen sowie in anderen
Meerestieren nachgewiesen. Ein deutlicher Anstieg kontaminierter Proben
ist besonders in Hackfleisch und ähnlichen Produkten zu verzeichnen,
ebenso bei anderen Fleischprodukten, die nicht hitzestabilisiert,
sondern auf andere Weise konserviert waren. Sorge bereitet hier vor
allem der Umstand, dass bei Fisch und Meerestieren, aber auch
Rohmilchweichkäse und pasteurisierten Milchprodukten zum Teil hohe L.
monocytogenes-Keimzahlen von über 10.000 pro Gramm Lebensmittel
nachgewiesen wurden. Schon bei einer Kontaminationsrate von über 100
Listerien pro Gramm ist nach jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen
eine Erkrankung nach dem Verzehrs eines solchen Lebensmittels nicht mehr
auszuschließen. Das BgVV fordert daher seit längerem, die
Listerienbelastung verzehrsfertiger Lebensmittel zumindest auf unter 100
pro Gramm abzusenken (BgVV-Empfehlungen zu Listeria monocytogenes in
Lebensmitteln
)

Die im Jahr 2000 durchgeführten Untersuchungen auf Zoonoseerreger
könnten auf eine Verminderung der Hygieneleistungen bei
Lebensmittelbetrieben gegenüber 1999 hindeuten. Die Probleme könnten
allerdings auch im Tierhaltungsbereich liegen. Schließlich kann auch
eine Verbesserung der Diagnostik (insbesondere bei VTEC/STEC) zu einer
Erhöhung der gemeldeten positiven Befunde beigetragen haben. Unabhängig
davon sollte auf allen Stufen von der Landwirtschaft bis zum
Lebensmitteleinzelhandel ein gleichbleibend hohes Hygieneniveau
eingehalten werden.

Der deutsche Trendbericht über den Verlauf und die Quellen von
Zoonosen-Infektionen nach der Zoonosen-RL (92/117/EWG) für das Jahr 2000

kann auf der Website des BgVV als PDF - Dokument eingesehen werden.


BgVV - Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und
Veterinärmedizin
Thielallee 88 - 92, D - 14195 Berlin,
33/2001 - 22. Oktober 2001
 



 

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