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AHO Aktuell - 10.10.2001

Organische Säuren: Ersatz für antibiotische Leistungsförderer?


(aid) - In der Vergangenheit konnten durch antibiotische Futterzusatze im
Ferkelfutter Verdauungsstörungen reduziert und die Mortalitätsraten
gesenkt werden; die täglichen Zunahmen waren deutlich verbessert bei
höherer Futteraufnahme und gleichzeitig verbesserter Futterverwertung. Da
Futterantibiotika ausserdem den mikrobiellen Abbau der Nährstoffe im
Magen-Darmtrakt reduzierten, erlaubten sie Einsparungen bei Futterprotein
und Energie. Dabei war die Wirksamkeit dieser Leistungsförderer auch von
zahlreichen weiteren Faktoren (wie Substanzart, Dosierung,
Futterzusammensetzung und Gesundheitsstatus der Ferkel) abhängig. In
Einem Vortrag anlässlich der Hochschultagung 2000 wurden vom Institut für
Tierernährung und Stoffwechselphysiologie der Universität Kiel Leistungen
einzelner antibiotischer und nicht-antibiotischer Leistungsförderer
verglichen. Probiotika etwa bestehen aus einem oder mehreren lebenden
Mikroorganismenstämmen; dies können sowohl Darmbakterien wie
beispielsweise Laktobazillen, aber auch reine Bodenbakterien oder
Kulturhefen sein. Die Aufgabe dieser Bakterien besteht darin, pathogene
Keime im Magen-Darmtrakt zu verdrängen. Dies kann erfolgen, indem sie den
pathogenen Mikroorganismen die Nährstoffe wegnehmen, oder sie selbst
Wirkstoffe bilden, die andere Keime hemmen oder abtöten können. Oder aber
sie blockieren an der Darmwand Bindungsstellen und drängen damit pathogene
Keime ab. Probiotika sollen ausserdem das Immunsystem der Tiere stärken. In
Ferkelversuchen konnte durch Milchsäurebakterien oder Bacillusarten die
mittlere tägliche Zunahme gegenüber Kontrollen ohne Leistungsförderer um
5,2 bzw. 3,6 % gesteigert werden. Derzeit scheinen die Probiotika noch
keinen vollwertigen Ersatz für antibiotische Leistungsförderer zu bieten.
Die volle Wirkung der Probiotika tritt möglicherweise verzögert ein, da
sich die probiotischen Keime erst ausreichend im Darm entwickeln müssen.
Präbiotika sollen ähnlich wie Probiotika wirken. Sie bestehen aus
Oligosacchariden, für die die Tiere keine eigenen Abbauenzyme besitzen.
Präbiotika sollen damit den Mikroorganismen als Nahrung dienen. Bei
Geflügel liess sich ein positiver Effekt durch Mannan-Oligosaccharide
erzielen, die Bindungsstellen für pathogene Keime vortäuschen. Bei Ferkeln
konnte bisher keine zuverlässige Leistungssteigerung nachgewiesen werden.
Für organische Säuren und deren Salze, insbesondere für Ca- und
K-Formiate, konnte der Nachweis erbracht werden, dass sie die
Keimzusammensetzung im Verdauungstrakt günstig beeinflussen und dort die
Amin- und Ammoniakbildung reduzieren. Dabei erhöhten sie die Verdaulichkeit
von Energie, Rohprotein und Aminosäuren und reduzierten die
Endotoxinkonzentration im Darminhalt. Sowohl bei Ferkeln als auch
Mastschweinen konnten die täglichen Zunahmen und die Futteraufnahme erhöht
werden bei verbesserter Futterverwertung. In Ferkelaufzuchtsversuchen
erwiesen sich Ameisen- und Sorbinsäure sowie Kombinationen besonders
günstig. In Ferkelrationen mit hohem Magermilchanteil als Proteinqülle war
kein Steigerungseffekt durch organische Säuren feststellbar. In diesem
Zusammenhang wird diskutiert, dass der Milchzucker mikrobiell zu Milchsäure
abgebaut wird und damit in den ersten Wochen nach dem Absetzen selbst eine
mikrobielle Barrierefunktion übernimmt. Zusammen mit einer
Gerste-Weizen-Sojäxtraktionsschrot-Diät bewirkten Ameisen- oder
Sorbinsäurezusätze Leistungssteigerungen, die über denen einer
Antibiotikagruppe lagen. Für die Praxis wird derzeit vor noch nicht
ausreichend geprüften "Leistungsförderern" gewarnt.

aid, Dr. Sigrid Baars
 



 

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