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AHO Aktuell - 05.10.2001

Biodiesel aus Tierfett


Malchin (Saria) - SARIA Bio-Industries, eines der größten privaten
Schlachtabfall- und Tierkörperverwertungsunternehmen in Europa, hat am
5. Oktober am Standort seiner TBA-Malchin (Mecklenburg-Vorpommern)
eine moderne Anlage zur Erzeugung von rund 13 Millionen Liter
Biodiesel-Kraftstoff aus Rohstoffen tierischen Ursprungs offiziell in Betrieb
genommen. 10 neue Arbeitsplätze werden hier geschaffen.

Mit dieser neuen Anlage zieht SARIA Konsequenzen aus dem
EU-weiten Tiermehl- und Tierfettverfütterungsverbot, welches Anfang des
Jahres in Kraft getreten war. "Da wir von einem Tag auf den anderen
gezwungen waren, unsere bis dahin größtenteils in der Schweine- und
Geflügelfuttermittelherstellung eingesetzten Produkte fortan zu
verbrennen, mussten wir nach neuen Wegen suchen." sagte Norbert
Rethmann, Aufsichtsratsvorsitzender des Familienunternehmens
RETHMANN AG & Co., zu dem die Sparte SARIA Bio-Industries gehört.

Täglich erzeugt SARIA Bio-Industries in seinen deutschen Betrieben
rund 500 Tonnen Tiermehl und 230 Tonnen Fett. Das Tiermehl wird
inzwischen zu zwei Dritteln in Kraftwerken als Alternativbrennstoff
eingesetzt, zu einem Drittel gelangt es in die Zementöfen.

Das erzeugte tierische Fett kann zu rund einem Viertel ebenfalls in
der Zementindustrie als Ersatzbrennstoff eingesetzt werden, ca. 50 % der
Produktion können hauptsächlich in der Chemischen Industrie
Verwendung finden. Das verbleibende Viertel wird zunehmend als
Ersatzbrennstoff für Heizöl und Gas bei der Energieerzeugung in den
eigenen Anlagen eingesetzt.
Die Entscheidung für den Bau einer Biodiesel-Produktion aus tierischen
Rohstoffen war allerdings schon vor den Ereignissen am Ende letzten
Jahres gefallen.

"Wir haben die Entwicklung kommen sehen", sagte Dr. Eberhard
Schmidt, technischer SARIA-Vorstand, "weil wir schon in unseren
Fabriken in Frankreich seit Mitte 1996 eine strikte Trennung von Risiko-
und Nicht-Risiko-Material vornehmen mussten, wobei die Mehle und
Fette aus dem sog. Risikobereich einer Verbrennung zugeführt werden
mussten. Es war klar, dass die Politik in Deutschland und in der EU mit
weitgehenden Sanktionen gegen Mehl und Fett reagieren würde, wenn
der erste BSE-Fall bei uns entdeckt würde."

Daher habe man sich frühzeitig entschieden, einen neuen Weg für die
intelligente Nutzung tierischer Fette einzuschlagen, eben die
Verarbeitung zu Biodiesel.

Zum Nachweis der DIN-gerechten Treibstoffqualität wurden
Untersuchungen in Kooperation mit der Universität Rostock und
Stralsund sowie den LKW-Herstellern durchgeführt.

"Zunächst werden wir den Treibstoff bei rund 800 LKWs der
RETHMANN Entsorgung und SARIA einsetzen" sagte Dr. Schmidt.
"Wenn die Ergebnisse gut sind, können wir an eine weitere Anlage
denken."

Der ökologische Effekt sei durchaus erstaunlich, sagte Dr. Schmidt.
So könne bei diesen Fahrzeugen der CO2-Ausstoß um insgesamt
35.000 Tonnen pro Jahr verringert werden, der Rußaustritt werde um 50 %
gesenkt.

Ob es weitere Anlagen geben werde, so Norbert Rethmann, hänge
allerdings auch davon ab, ob Biodiesel weiterhin von der Mineralölsteuer
befreit bleibe."Solche Förderungen müssen aber auch dauerhaft und
verlässlich gewährt werden, um die notwendige Investitionssicherheit zu
gewährleisten."

In seiner Rede wies Rethmann mit Nachdruck auf diesen Punkt hin:
Gerade die Branche, in der SARIA tätig sei, hätte vehement mit
unsicheren politischen Rahmenbedingungen zu tun. So sei ungewiss, ob
es in Zukunft wieder Einsatzmöglichkeiten für sog. "saubere" Tiermehle in
der Schweine- und Geflügelzucht geben werde. Hier sei man auf
EU-Ebene auf dem Weg zu einer differenzierten Nutzung, in Deutschland
allerdings sei man gegenteiliger Meinung. Ebenso ungewiss sei der
zukünftige Einsatz von Speiseabfällen und Lebensmittelresten als
Flüssigfutter in der Schweinemast. Da drohe einerseits ein
EU-Totalverbot, andererseits sei die zuständige Bundesministerin für eine
Beibehaltung der bisherigen Praxis.

"Wir können uns allen Gesetzen, Verordnungen und Regelungen
unterordnen und anpassen", sagte Norbert Rethmann, "aber wir brauchen
Planungssicherheit und Verlässlichkeit" und er sagte: "Wir sind ein gut
funktionierendes Unternehmen, wir haben fähige und tüchtige
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wir haben innovative und oft auch
wegweisende Entwicklungen im Entsorgungs- und im
Schlachtabfallbereich eingeleitet, wir wissen auch, dass wir auf neue
politische Rahmenbedingungen durchaus schnell und erfolgreich
reagieren können - aber wir wünschen uns sachliche Entscheidungen, die
wir auch mittragen können, weil wir sie verstehen! Politische
Schnellschüsse, deren Laufzeit und Auswirkungen ungewiss sind, mögen
wir nicht so gerne."
 



 

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