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AHO Aktuell - 28.09.2001

Große Koalition gegen Schweinehaltungserlass in NRW?


Münster (wlv) Die kritischen Stimmen gegen den Schweinehaltungserlass von
NRW-Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn nehmen immer mehr zu. Nach
scharfen Protesten des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes
(WLV) ergreift nun auch die SPD die Initiative und fordert Ministerin Höhn
auf, unterstützt durch die CDU-Fraktion, den Erlass "gründlich zu über-
arbeiten". Die Sprecherin der SPD - Landtags- fraktion und Vorsitzende des
Ernährungsausschusses im Landtag, Irmgard Schmid, im Rahmen der gestrigen
Debatte über die Agrarpolitik wörtlich: "Insbesondere werden wir über die
Betreuungszeiten und den Einbau von Gummimatten im Liegebereich diskutieren".

Volle Unterstützung erhält der Vorstoß der SPD im Landtag vom Westfälisch-
Lippischen Landwirtschaftsverband. WLV-Präsident Franz-Josef Möllers:
"Endlich kommt wieder Sachverstand in die Diskussion und entlarvt das
Vorgehen von Ministerin als das was es ist, nämlich ideologisch verbrämter
Aktionismus, der wenig mit Tierschutz und nichts mit dem Erhalt der
Wettbewerbsfähigkeit der Bauern zu tun hat".

Bereits Mitte Juli hatten die beiden Präsidenten der Landwirtschafts-
verbände in Nordrhein-Westfalen in einem Schreiben an die Landwirt-
schaftsministerin betont, dass dieser NRW-Erlass dem Tierschutz sogar
abträglich sei. Denn durch den Einbau beispielsweise von Gummimatten
steige die Konzentration an Schadgasen im Stall und damit die Zunahme
von Atemwegserkrankungen bei Schweinen, gleichzeitig erhöhe sich die
Gefahr für Mensch und Tier sich auf nassen, glitschigen Matten zu
verletzen. Der Düsseldorfer Erlass greife nicht das auf, was heute
"bestverfügbarer Technik" ist, sondern verliere das gesamte System aus
dem Blick.

Geradezu kurios sei der geforderte Betreuungsaufwand von 20 Sekunden je
Schwein. Denn die Praxis zeige, so Möllers, dass unabhängig von Zeitvor-
gaben das Management eines Betriebsleiters maßgeblich ist für das Wohl-
ergehen der Tiere. "Grundsätzlich möchte ich betonen, dass die Weiter-
entwicklung einer verhaltensgerechten Tierhaltung zum Leitbild einer
modernen Landwirtschaft gehört, doch müssen Verordnungen oder Erlasse
möglichst im gemeinsamen EU-Agrarmarkt festgeschrieben werden, nicht
national und erst recht nicht regional", so der WLV-Präsident. Andern-
falls komme es zu einer Umgehung des Tierschutzes durch die Verlegung
der Erzeugung in andere Regionen oder aus Deutschland heraus. Wettbe-
werbsfähigkeit vor Ort ginge verloren und so Möllers wörtlich: "Opfer
einer solchen Agrarpolitik wären vor allem kleine und mittlere
Familienbetriebe, die notwendige Investitionen nicht leisten könnten."
 



 

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