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AHO Aktuell - 14.09.2001

Mehr Vertrauen durch Transparenz und Beteiligung bilden!


(bgvv) - Nicht erst der Streit um die Gefahren, die von den BSE-Fällen in
Deutschland, von Tributylzinn (TBT) in Fußballtrikots oder von Weichmachern
in Kinderspielzeug für den Verbraucher ausgehen, hat gezeigt, dass Behörden,
Öffentlichkeit und Industrie Risiken unterschiedlich wahrnehmen und ein-
schätzen. "Die Debatte um die richtige Einschätzung von Risiken und das
Misstrauen, das in der Öffentlichkeit gegenüber behördlichen Maßnahmen zum
Management und zur Abwehr solcher Risiken herrscht, ist deutlicher Ausdruck
für den Bedarf an Risikokommunikation," sagt Dr. Rolf Hertel, Leiter des
BgVV-Forschungs-vorhabens "Entwicklung eines mehrstufigen Verfahrens der
Risikokommunikation" anlässlich der Eröffnung eines Workshops zum Thema am
12. und 13. September 2001 im BgVV.

Der Grundstein für das gerade erst angelaufene Forschungsvorhaben wurde im
September vergangenen Jahres gelegt, als sich internationale Vertreter aus
Industrie, Politik, Wissenschaft, Behörden und Verbraucherinstitutionen im
Auftrag der Organization for Economic Co-operation and Development (OECD)
im BgVV trafen, um gemeinsam nach Mitteln und Wegen für eine effektivere
Risikokommunikation zu suchen (vgl. bgvv-Pressedienst Nr. 20/2000). Ein
praktischer Leitfaden für Risikokommunikatoren wurde als geeignete
Orientierungshilfe in einem Bereich angesehen, in dem starre Vorgehens-
weisen aufgrund der Vielfalt der Inhalte nicht praktikabel sind. Ein
solcher Leitfaden soll nun im Rahmen des Forschungsvorhabens zusammen
mit der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg für
Bundesbehörden erarbeitet werden. Das Projekt ist Teil des Programms
"Umwelt und Gesundheit" der Bundesregierung, das unter der Schirmherr-
schaft der Bundesministerien für Gesundheit (BMG) und Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit (BMU) steht. Ziel des Forschungsvorhabens ist es,
grundsätzliche und organisatorische Verbesserungen der Risikokommunikation
unter Einschluss der Interessen von Verbrauchern, Wirtschaft und Staat zu
erarbeiten.

Risikokommunikation wird als zielgerichteter Informationsaustausch zwischen
Bürgern, politischen Institutionen, Behörden, Unternehmen, Verbänden,
Bürgerinitiativen, Experten, Wissenschaftlern und Medien verstanden.
Gegenstand der Kommunikation sind dabei das Schadenspotential eines
Risikos (welche Schäden werden bei Eintritt des gesundheits-/umwelt-
schädigenden Ereignisses auftreten), die verbleibenden Ungewissheiten
(was ist nicht abschätzbar, was wissen wir nicht), die Bedeutung des
Risikos, sowie die Maßnahmen und Handlungen, die getroffen werden, um
das Risiko zu vermeiden, zu begrenzen und zu regulieren.

Ziel der Risikokommunikation ist nicht, die Akzeptanz von Risiken beim
Bürger zu erhöhen. Vielmehr geht es darum, die unterschiedlichen Sicht-
weisen der am Risikokommunikationsprozess Beteiligten im Dialog zu
vermitteln und auf diese Weise die Optionen zum Umgang mit einem Risiko
und die Entscheidung für eine Option transparent zu machen. Daraus ist
auch ersichtlich, dass Risikokommunikation kein abgeschlossener Prozess
ist, sondern den Umgang mit Risiken von der Identifizierung über die
Bewertung bis hin zum Management durch Politik und Behörden begleiten
muss. Durch einen offenen und permanenten Dialog der Behörden mit den
Interessengruppen und ihren Vertretern (Stakeholders) wird das Verständ-
nis für die gegenseitigen Positionen verbessert. Verläuft der Kommuni-
kationsprozess erfolgreich, kann erreicht werden, dass sich unterschied-
liche Ansichten über das Risiko so weit wie möglich angleichen.

Neben dem Leitfaden zur Risikokommunikation sollen im Rahmen des
Forschungsprojekts Instrumente entwickelt werden, die es den Behörden
erleichtern, die im Leitfaden formulierten Grundsätze praktisch
umzusetzen. Dazu gehören auch Trainingsprogramme für Mitarbeiter, die
mit der Risikokommunikation befasst sind. Ob sich behördliche Risiko-
kommunikation mit diesen Mitteln tatsächlich erfolgreicher gestalten
lässt, soll ein abschließendes Gutachten bewerten. Das Forschungs-
projekt zur "Entwicklung eines mehrstufigen Verfahrens der Risiko-
kommunikation" läuft bis Dezember 2002 und endet mit der Veröffent-
lichung eines Abschlussberichts.

Der zweitägige Workshop im BgVV diente dazu, das Projekt bereits in
der Anlaufphase für Behördenvertreter transparent zu gestalten und
die Kompetenz der Teilnehmer auf dem Gebiet der Risikokommunikation
zu erweitern.


BgVV, 28/2001, 13. September 2001
 



 

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