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AHO Aktuell - 02.09.2001

MKS ungebremst +++ Tiere bewußt infiziert? +++ Landwirte bankrott


London (aho) - Die Maul- und Klauenseuche war im Februar in Großbritannien
ausgebrochen und hatte sich danach in vielen Landesteilen ausgeweitet. Mitte
des Jahres hatten das britische Landwirtschaftsministerium schon Entwarnung
gegeben. Nachdem immer wieder neue MKS - Fälle insbesondere in der Grafschaft
Northumberland auftreten, werden jetzt die Farmer selbst verdächtigt, ihre
Tiere bewusst mit der Maul- und Klauenseuche zu infizieren, um hohe Entschä-
digungen zu kassieren. Nach Berichten über das Auftauchen von Reagenzgläsern
mit infektiösem Material hat die britische Regierung jetzt eine offizielle
Untersuchung eingeleitet. Auf diese Weise will sie Gerüchten nachgehen,
wonach Lämmerschwänze und Schafsohren erkrankter Tiere unter den Bauernhöfen
weitergegeben worden sein sollen, mit denen die Farmer ihre Tiere dann bewußt
infizieren. Die Entschädigung jedes gekeulten Tieres wird von staatlichen
Veterinären festgelegt. Dabei orientieren sie sich am Marktpreis, der zur
Zeit extrem niedrig ist. Deshalb lehnt jeder zehnte Farmer die staatlichen
Schätzer ab und bemühen private Fachleute, die den Wert weit über dem Markt-
preis ansetzen. So ist der Profit an einem gekeulten Tier höher als bei
einem regulär verkauften Tier.

Dabei dürften viele Landwirte in höchster Not handeln, denn die finanzielle
Lage vieler britischer Farmer hat sich in den letzten Jahren dramatisch
verschlechtert. Von 1995 bis 2000 sank das Gesamteinkommen in der britischen
Landwirtschaft von 16,4 Milliarden Mark um 64 Prozent auf 5,89 Milliarden
Mark, allein zwischen 1998 und 2000 gingen der Landwirtschaft 51.000 Jobs
verloren. Die Zahl der vollbeschäftigten Farmer sank von Juni 1998 bis Juni
2000 von 184.000 auf nur noch 169.200. Die Farmervereinigung National Farmers
Union (NFU) geht davon aus, dass Tausende vor allem kleinere Farmen, Zulieferer
und Ausrüster bis zum Jahresende Bankrott anmelden müssen.

Ein offizieller Bericht der "Countryside Agency" über die Zukunft der
Landwirtschaft kommt zu der Erkenntnis, daß sich einige Landstriche wohl nie
mehr von den verheerenden Folgen der Maul - und Klauenseuche erholen werden.
Die britischen Farmer befänden sich in der "tiefsten Depression" seit den
dreißiger Jahren. Der Bericht wirft auch die Frage auf, ob die britische
Regierung im letzten Februar, als die ersten MKS - Fälle in der Grafschaft
Northumberland festgestellt wurden, mit den geeigneten Maßnahmen auf die
drohende Krise reagierte und nicht einfach "blindlings Tiere hinrichtete",
ohne andere Strategien in Erwägung zu ziehen.

Die Zahl der von MKS betroffenen Farmen hat sich mittlerweile auf 1997. Die
britische Regierung hat sich jetzt selbst einen Zeitrahmen von etwa vier
Wochen gesetzt. Wenn die Maul - und Klauenseuche nicht zum erliegen kommt,
will man in den Seuchengebieten großflächig impfen.


(Unter Verwendung von Daten aus "Die Welt", Politik vom 2.9.2001)
 



 

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