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AHO Aktuell - 31.08.2001

Strahlenschutz: Wildschweine werden untersucht


Mainz (aho) - Das Ministerium für Umwelt und Forsten hat das Gebiet, in dem
erlegte Wildschweine auf radioaktive Belastung hin untersucht werden müssen,
auf den gesamten Pfälzerwald ausgedehnt und ein neues Untersuchungsgebiet
"Hochwald" ausgewiesen.

Bereits im April 1997 hat das Ministerium für Umwelt und Forsten ein
Messprogramm für Schwarzwild im südlichen Pfälzerwald entlang der deutsch-
französischen Grenze gestartet. Gleichzeitig wurden Stichproben von Wildbret
in ganz Rheinland-Pfalz untersucht. Die Radioaktivitätskontaminationen im
Wildfleisch waren jedoch landesweit und in benachbarten Bundesländern
unbedenklich; lediglich bei zwei Proben aus der Südwestpfalz wurde der
zulässige Grenzwert überschritten. Deshalb wurde durch das Ministerium im
Bereich des Forstamtes Eppenbrunn ein Untersuchungsgebiet festgelegt.

Das Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, das Bundesamt für
Strahlenschutz und das Institut für Lebensmittelchemie in Speyer führten
dort weitere Messkampagnen durch. Dabei wurde im Sommer 2000 in der
Südwestpfalz eine Häufung an höher kontaminierten Wildschweinen im
Vergleich zu den Vorjahren festgestellt. Infolgedessen wurden die
bestehenden Untersuchungsgebiete wesentlich erweitert. Darüber hinaus
wurden landesweit durch das Ministerium bei 21 Forstämtern Stichproben
von jeweils 5 Wildschweinen genommen. Hinweise auf Grenzwertüberschreitungen
ergaben sich seinerzeit nicht.

Mittlerweile liegen dem Umweltministerium jedoch vermehrt positive
Messergebnisse bezüglich der radioaktiven Kontamination von Schwarzwild
vor. Es besteht der dringende Verdacht, dass auch über die bisherigen
Untersuchungsgebiete hinaus mit entsprechenden Kontaminationen zu rechnen
ist. Aus Gründen des Verbraucherschutzes hat die im Ministerium bestehende
Projektgruppe der für Strahlenschutz, Lebensmittelüberwachung und Jagd
zuständigen Abteilungen das bestehende Untersuchungsgebiet im Pfälzerwald
ausgedehnt.

Das erweiterte Untersuchungsgebiet wird begrenzt durch die Landesgrenze zum
Saarland im Westen, die Staatsgrenze zu Frankreich im Süden, die Deutsche
Weinstraße im Osten und die A 6 im Norden. Da die gewonnenen Messergebnisse
im Bereich der Forstämter Birkenfeld und Idar-Oberstein auch dort den Verdacht
einer weiteren radioaktiven Verseuchung des Schwarzwildes nahe legen, hat das
Ministerium in diesen Forstamtsbereichen zusätzlich ein neues Untersuchungs-
gebiet "Hochwald" ausgewiesen. Darüber hinaus werden landesweit weitere
Stichproben untersucht.

Alle radiologischen Untersuchungen weisen eindeutig auf eine Kontamination
durch die Tschernobyl-Immissionen als Spätfolge der Reaktorkatastrophe von
Tschernobyl 1986 hin. Durch die Aufnahme des Caesiums aus den radioaktiven
Niederschlägen über Blätter und Nadeln gelangte dieses nach Abwurf der
Blätter bzw. Nadeln erst verzögert auf den Waldboden. Nach einer Verrottungs-
zeit von mehreren Jahren wird durch die Humusbildung das in den Blättern und
Nadeln enthaltene Caesium derzeit zunehmend freigesetzt. Wildschweine, die
in dieser caesiumreichen Humusschicht nach Nahrung, z.B. Käfern, Larven aber
auch unterirdisch wachsenden Pilzen suchen, werden somit kontaminiert.

Gemäß einer Verordnung für landwirtschaftliche Erzeugnisse nach dem Unfall
im Kernkraftwerk dürfen bestimmte Erzeugnisse für die menschliche Ernährung
nur in den freien Verkehr gebracht werden, wenn gewisse Höchstwerte an
Radioaktivität nicht überschritten werden. In den Untersuchungsgebieten
dürfen somit alle erlegten Wildschweine nur in die menschliche
Nahrungskette gelangen, wenn durch eine vorherige Untersuchung auf eine
mögliche Radioaktivitätsbelastung nachgewiesen ist, dass der zulässige
Grenzwert von 600 Becquerel pro Kilogramm unterschritten wird.

Wildbret, das diesen Grenzwert überschreitet, wird in einer Tierkörper-
beseitigungsanstalt unschädlich beseitigt. Der Genuss von kontrolliertem
Wildbret, das den besagten Grenzwert unterschreitet, gilt als gesundheitlich
völlig unbedenklich.
 



 

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