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AHO Aktuell - 29.08.2001

Stroheinstreu in Rinderställen: Vor- und Nachteile


(aid) - In Deutschland fallen jährlich ca. 30 Millionen Tonnen Stroh an. Die
technischen Angebote zur Strohbergung sowie zum Einstreuen und Verteilen sind
vielfältig und verringern den menschlichen Arbeitsaufwand. Kühe nach ihren
Liegewünschen "befragt", bevorzugen nach Untersuchungen der Gesamthochschule
Kassel in Witzenhausen verformbare Materialien wie Stroh, Sägemehl oder
kiesigen Sand, gefolgt von Gummimatten oder Kuhmatratzen. Am wenigsten
geschätzt werden Holz, Beton oder Asphalt. Als Einstreu kann nur gutes, also
trockenes und unverpilztes Stroh genutzt werden - nasses Stroh verliert seine
Fähigkeit, Feuchtigkeit aufnehmen und dient Mikroorganismen als Nährboden.
In Ställen mit Stroheinstreu liegt nach Untersuchungen der Tierärztlichen
Hochschule Hannover der Ammoniakgehalt der Luft niedriger, die Luftbelastung
mit Stäuben und Endotoxinen ist dagegen deutlich höher als in einstreulosen
Ställen. Bei der Strohverteilung im Stall sollte deshalb auf eine möglichst
geringe Staubentwicklung geachtet werden. Unbestreitbar bietet die Strohunter-
lage eine gute Wärmedämmung. Die Liegeperioden der Tiere verkürzt sich aller-
dings, wenn Liegeboxen zum Untergrund hin schlecht wärmeisoliert sind. Im
Sommer kann sich der Strohbelag allerdings ungünstig auswirken, deshalb
sollten Tieflaufställe im Frühsommer ausgemistet werden. Die Sauberkeit von
Milchkühen in Boxenlaufställen in Abhängigkeit von den Liegeboxenbelägen
wurde in einer Studie der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft
untersucht. Danach war bei Kunststoffmatratzen bei 1,2 % der Kühe, bei
weichen Gummimatten bei 2,5 % und bei Strohmatratzen bei 2,6 % der Kühe eine
zusätzliche Euterwäsche vor dem Melken notwendig. Die Euterverschmutzung war
bei einfachen Gummimatten am höchsten. Im Vergleich innerhalb verschiedener
eingestreuter Haltungssysteme weist der Liegeboxenlaufstall deutlich weniger
Verschmutzung auf als Tiefstreu- und Tretmistställe. In eingestreuten Lauf-
bzw. Anbindeställen lag im Versuch die Mastitishäufigkeit deutlich niedriger
als in nicht-eingestreuten Ställen. Sprunggelenksveränderungen waren bei
Strohmatratzen seltener als bei weicher Gummimatte, einfacher Gummimatte
oder gar der Kunststoffmatratze. Für die erkrankten Tiere wurden entsprechend
Mindererlöse 29 bis 52 DM pro Kuh und Jahr errechnet. Klauenschäden können
bei Spaltenböden durch Abkippen der Klauen und damit verbundener Verletzung
des Klauenspalts und durch Überlastung des Sohlen- und Ballenhorns auftreten.
Planbefestigte Laufflächen sind häufig feucht und können u.a. die Ballenhorn-
fäule begünstigen. In eingestreuten Zweiflächensystemen konnte bei Milchkühen
eine insgesamt gute Klauengesundheit beobachtet werden. Planbefestigte Flächen
lassen sich durch Stroh- oder Gesteinsmehl ebenfalls trockner halten. Im Tief-
laufstall erwies sich Stroh aus Rundballen mit Schneidewerk tragfähigsten,
gefolgt von Langstroh. Bei Häckselstroh, das an sich ein höheres Flüssigkeits-
bindungsvermögen aufweist, war die Tragfähigkeit am höchsten. Von Häckselstroh
wurden zudem meist größere Mengen eingestreut als bei Langstroh. Der Vergleich
der Investitions- und Nutzungskosten der verschiedenen Liegeboxenbeläge fällt
für die Strohmatratze mit 54,74 DM je Box und Jahr relativ hoch aus. Teurer
ist nur noch die Kunststoffmatratze mit 58,35 DM, die Gummimatten sind dagegen
mit 27,50 DM (einfache) bzw. 35,65 DM (weiche) Gesamtkosten pro Box und Jahr
billiger. Durch Einbeziehen zusätzlich entstandener Mehrkosten sowie Erlös-
ausfälle errechneten sich für die Strohmatratzen vergleichsweise günstigere
Gesamtkosten pro Kuh und Jahr von 84,30 DM. Allerdings lag die Variante "weiche
Gummimatte" mit 69,42 DM Gesamtkosten deutlich im Vorteil. Die Kunststoff-
matratzen waren u.a. aufgrund der hohen Erlösausfälle durch Gelenkveränderungen
mit 111,65 DM je Kuh und Jahr am teuersten.

aid, Dr. Sigrid Baars
Ausgabe Nr. 35/01 vom 30.08.2001
 



 

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