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AHO Aktuell - 24.08.2001

Bürger in Baden-Württemberg fühlen sich von BSE kaum noch bedroht


(idw) - Über 100 offizielle BSE-Fälle gibt es seit Mittwoch in Deutschland.
Dennoch hat die öffentliche Aufmerksamkeit für die Thematik deutlich
nachgelassen. Auch der Rindfleischkonsum hat fast wieder das
ursprüngliche Niveau erreicht.

Die Ergebnisse des "Risikosurvey Baden-Württemberg 2001" der Akademie
für Technikfolgenabschätzung (TA-Akademie), die sich auf eine Umfrage
von 1.500 repräsentativ ausgewählten Personen stützen, zeigen, dass BSE
einerseits als ein Risiko mit hohem gesellschaftlichen Schadenspotenzial
wahrgenommen wird. Wenn sich gleichzeitig jedoch nur 17% der Befragten
persönlich bedroht fühlen, so erklärt sich dies daraus, dass das Gros
der Bürger - nach anfänglich massiver Veränderung des Konsum- und
Ernährungsverhaltens - zwischenzeitlich an die zureichende Kontrolle und
Sicherheit der betroffenen Nahrungsmittel glaubt: "Nur noch wenige
Bürger fühlen sich von der Rinderkrankheit tatsächlich bedroht",
unterstreicht Michael Zwick, Projektleiter der TA-Akademie. Regulation
und Kontrolle durch die zuständigen Institutionen hätten in der
öffentlichen Wahrnehmung Wirkung gezeigt. Dementsprechend werde der
Politik mittlerweile ein relativ gutes Zeugnis ausgestellt. Gleichzeitig
lassen die Aussagen der Bürger in den Interviews erkennen, dass es in
der Debatte um BSE mehr um Schuldzuweisungen, als um Risiken geht: Die
Öffentlichkeit nimmt BSE als ein aufgezwungenes und fremdverschuldetes
Risiko wahr und zeigt sich verdrossen über das anfänglich wenig
entschlossene Eingreifen von Politik und Behörden. Massentierhaltung
stößt in der Öffentlichkeit auf massive Ablehnung, ihr Nutzen und ihre
Risiken werden als ungerecht verteilt erlebt. Auf der Suche nach den
Ursachen des BSE-Risikos stehen "unverantwortliches Handeln" und
"Profitgier" in der Meinung der Befragten oben an. Nicht einmal ein
Viertel der Befragten waren der Meinung, "die Produzenten nähmen neben
ihren wirtschaftlichen Interessen auch die Anliegen der Öffentlichkeit
ernst", und nur 21% halten in Sachen BSE "die Sicherheitsvorkehrungen
der Industrie zum Schutz der Bürger für ausreichend". Die Kritik, die
Produzenten hätten unverantwortlich gehandelt, sei keineswegs vergessen
und werde wahrscheinlich zu einem längerfristigen Vertrauensverlust und
Imageschaden gegenüber den Verantwortlichen führen, unterstreicht
Zwick.

Abgesehen von zwischenzeitlich einschneidenden Veränderungen des Konsum-
und Ernährungsverhaltens, hat BSE zumeist zu keinen nachhaltigen
Änderungen der Ernährungsgewohnheiten geführt. Wenn Menschen langfristig
auf den Fleischverzehr verzichten, dann eher aus weltanschaulichen
Gründen, aber kaum aus Furcht vor BSE. Der Grund: Häufig praktizierte
Verhaltensmuster verfestigen sich zu stabilen Gewohnheiten und entlasten
so von ständiger Neuorientierung. Dies gelte auch für grundlegende
Genuss- und Ernährungsgewohnheiten. Die Macht der Gewohnheit ist - auch
das ein Ergebnis der Untersuchung - ein wichtiges Motiv für Handeln und
Entscheiden: "Wenn überhaupt, dann werden möglichst geringfügige und
wenig schmerzliche Abstriche gemacht und beispielsweise auf Schwein oder
Geflügel anstelle von Rindfleisch zurückgegriffen", sagt Zwick, "und nur
allzu gerne kehren die Bürgerinnen und Bürger zu ihren vertrauten und
lieb gewordenen Gewohnheiten zurück. Eine nachhaltige Veränderung der
Konsum- und Ernährungsgewohnheiten wäre vermutlich nur dann erfolgt,
wenn im zeitlichen Kontext mit den BSE-Fällen auch verstärkt Krankheits-
und Todesfälle durch die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit neuer Art beim
Menschen aufgetreten wären".

Ansprechpartner:
Dr. Michael Zwick, Tel: 0711/121-3972
Dr. Birgit Spaeth, Tel: 0711/9063-226

Informationsdienst Wissenschaft (idw) - Pressemitteilung
Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg, 24.08.2001
 



 

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