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AHO Aktuell - 20.08.2001

BSE bei Wildtieren


von Dr. Kari Köster-Lösche

Die BSE genannte Variante von TSE wurde bei Wildtieren bisher ausschließlich
in mehreren Antilopenarten und dem Bison diagnostiziert, d.h. bei Cavicornia
(Hohlhörner).
Bei hirschartigen Tieren (Cervidae = Geweihträger) wurde die TSE CWD (Chronic
Wasting Disease) genannt. CWD wurde ab 1967 in Nordamerika bei gehegten
Hirschen beobachtet, die zusammen mit Scrapieschafen weideten. In den letzten
drei Jahren breitet sie sich mit zunehmender Geschwindigkeit bei Großohr-,
Weißwedel- und Maultierhirschen sowie Wapitis aus und ist längst in die
Wildtierpopulation eingesickert. Tausende von gehegten Hirschen wurden schon
gekeult.
CWD wurde bisher, aus guten Gründen, nicht typisiert, denn weder die USA noch
Canada möchten womöglich durch Hinweise auf die Ähnlichkeit mit BSE die hohen
Einnahmen durch die Jagdlizenzen verlieren; bisher weigern sich beide Staaten,
die mögliche Gefährdung von Menschen zu akzeptieren. Es gab schon mehrere
CJD-Fälle bei jungen Jägern; der auf der Hand liegende Zusammenhang mit der
Gewohnheit, als erstes Stück des geschossenen Hirsches das Gehirn zu
verzehren, wird von den Behörden bestritten und nicht untersucht. Die
Situation ist ähnlich der in GB bei BSE vor 1996: die wissenschaftlichen
Erkenntnisse sprechen für die Gefährdung des Menschen, aber der Beweis wird
bewußt nicht erbracht, um den Markt noch einige Jahre zu retten (Jagdlizenzen
und Export der Geweihstangen nach Ostasien, zunehmend auch von Fleisch).
CWD könnte von Scrapie abstammen oder einer bisher unbekannten TSE-Variante
der Rinder, die durch kleine Raubtiere verbreitet wird (z.B. TME der Nerze
oder TSE von Hörnchen), oder durch TSE-infiziertes Winterfutter übertragen
worden sein. Wildfütterung mit tiermehlhaltigem Futter ist möglicherweise der
direkteste Weg, hirschartige Tiere mit einer TSE-Variante zu infizieren; da
dieses in Deutschland offenbar längst geschehen ist, müssen Cervidae unbedingt
auf TSE untersucht werden. Ob aber der BSE-Schnelltest dafür tauglich ist, ist
bisher völlig unbekannt.


Quelle:
Dr. Kari Köster-Lösche: BSE - die heimtückische Gefahr. Wie schütze ich mich?
Bergisch-Gladbach, 2001
 



 

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