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AHO Aktuell - 09.08.2001

Jungebermast - Risiko oder Chance?


(RAP) - Die Jungebermast als solche hat heute in der Schweiz keine
Bedeutung. Diese Produktionsart ist verbunden mit ausgeprägten Ängsten
der Schweinebranche und Hoffnungen der Tierschutzkreise. Sachlich
fundierte Untersuchungen helfen Vorurteile und Ängste abzubauen. In
diesem Kontext kommt der objektiven Geruchsbeurteilung von Jungeber-
fleisch eine Schlüsselstellung zu. Die kritische Überprüfung
vorhandener Aussagen unter schweizerischen Produktionsbedingungen
ist notwendig, kann jedoch nicht von heute auf morgen abgeschlossen
sein.

Seit Jahrhunderten werden männliche Ferkel kastriert. Dies ist eine
sichere Methode, um den unangenehmen Ebergeruch im Fleisch zu vermeiden.
Die bis anhin für eine betäubungslose Ferkelkastration gewährte Frist
von 2 Monaten wurde am 15. Mai 2001 auf 14 Tage verkürzt (Art. 65 der
Tierschutzverordnung). Das Anliegen des Tierschutzes - ein Verbot der
Kastration ohne Betäubung - ist somit nicht gänzlich erfüllt.
Alternativen sind gefragt und entsprechende Lösungen müssen
mittelfristig erarbeitet werden.

Die tierfreundlichste Art dieses Problem zu lösen, ist der Verzicht
auf die Kastration. Einige Länder Europas sowie Australien und
Neuseeland praktizieren die Jungebermast. In der Schweiz werden seit
Jahrzehnten Jungeber geschlachtet Die Jungebermast als solche hat in
der Schweiz bis heute keine grosse Bedeutung. Allerdings werden
männliche Jungtiere, die sich nicht zur Zucht eignen, seit Jahrzehnten
als Jungeber geschlachtet und das Fleisch, nach einem negativen
Geruchstest durch die Fleischschau, normal verwertet. Versuche mit
der Mast von Jungebern wurden bereits in den Jahren 1979 bis 1985
an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Nutztiere in Posieux
(RAP) durchgeführt.

Eine objektive Geruchserfassung ist Bedingung

Die Genetik der Schweine, die Ansprüche an deren Fleisch- und
Fettqualität, die Haltungsanforderungen und andere Aspekte haben
sich in den letzten zwanzig Jahren wesentlich verändert. Nach
heutigem Wissensstand müssen die damaligen Erkenntnisse kritisch
überprüft werden. Die Jungebermast kann eine Alternative sein,
wenn es gelingt, die Qualitätsprobleme (Geruch, Fettqualität) auf
befriedigende Art und Weise, auch unter einem finanziellen
Blickwinkel, zu lösen. Fortschritte in der Beurteilung der
Jungebermast werden erst möglich sein, wenn wir über eine geeignete,
objektive Geruchserfassung der Schlachtkörper verfügen. Dass
diese Arbeiten Zeit in Anspruch nehmen und nicht von heute auf
morgen verfügbar sind, versteht sich.

Weitere Auskünfte:
Peter Stoll
Eidg. Forschungsansstalt für Nutztiere (RAP)
1725 Posieux, Schweiz
Tel. 026 4077 277
 



 

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