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AHO Aktuell - 03.08.2001

Greenpeace - Puten - Aktion: Viel Lärm - wenig Substanz


Garrel/Hamburg (aho) - Am Morgen des 3.8.2001 protestierten 20 Greenpeace-
Aktivisten vor und in einem Putenmaststall der Firma Heidemark bei
Garrel in Niedersachsen. Laut Greenpeace hätten Recherchen ergeben, die
Puten in dem Stall befänden sich in einem schlechten Zustand und hätten
vermutlich über mehrere Wochen Antibiotika erhalten. Darauf wiesen Hemm-
stoff- Analysen des Tränkewassers und Fotos von den Medikamenten hin, die
Greenpeace vorlägen.

Nach Details befragt teilte die Biologin und Greenpeace - Aktivistin Frau
Kamrath mit, daß die Trinkwasserproben durch einen nicht näher qualifi-
zierten Informanten genommen wurden. Für diesen Vorgang gäbe es aber keine
direkten Zeugen. Mit diesen Wasserproben sei der Informant dann bei einem
Anwalt aufgetaucht und habe seine "Probenentnahme" zu Protokoll gegeben.
Auch der Anwalt sei kein direkter Zeuge der "Probenentnahme" gewesen.
Eine erste Untersuchung hätten einen unspezifischen Hemmstoffgehalt
ergeben. Frau Kamrath räumte gegenüber AHO ein, daß dieser Hemmstoffgehalt
Folge einer tierärztlich indizierten Behandlung sein könnte. Die Green-
peace-Aktivistin kritisierte vehement den starken Antibiotikaeinsatz in der
Putenhaltung, ohne auch nur annähernd irgendwelche Verbrauchszahlen nennen
zu können. Greenpeace übermittelte der AHO - Redaktion außerdem zwei Fotos.
Das erste Foto - es wurde offensichtlich durch ein Fenster aufgenommen -
zeigt neben einer Pappschachtel mit Nägeln und einem Plastikeimer mit der
Aufschrift "Salatkönig - Pellkartoffelsalat" ein Flasche Baytril 10% -
Geflügellösung (Bayer Vital AG). Dieses Tierarzneimittel ist ausdrücklich
für Puten zugelassen. Das andere Foto zeigt eine Pute mit Verschmutzungen
des Gefieders im Bustbereich. Sonst erscheint das Tier gesund.

Der Verband Deutscher Putenerzeuger e.V. teilt zur Greenpeace - Aktion
mit in einer Pressemeldung mit:

Vertrauensbruch durch Greenpeace / Putenhalter fühlen sich hintergangen

Bonn (ots) - Greenpeace Deutschland hat heute durch eine
Protestaktion in einem Putenstall in Niedersachsen für Aufsehen
gesorgt. Die von dieser Aktion betroffenen deutschen Landwirte mit
Putenhaltung sowie die Putenfleisch verarbeitenden Betriebe sehen
darin einen Vertrauensbruch, gegen den sie sich vehement zur Wehr
setzen müssen. In einer heute veröffentlichten Presseerklärung
berichtet Greenpeace von wochenlangem Antibiotikaeinsatz und dem
schlechten Gesundheitszustand der Tiere im besetzten Stall. Auf
Nachfrage erklärte Manfred Krautter, zuständig für die Bereiche
Landwirtschaft und Gentechnik bei Greenpeace Deutschland, dass ein
Untersuchungsbericht von einem Fachtierarzt nicht vorläge. Auch das
Bestandsbuch, in dem alle Angaben zu Untersuchungen und Behandlungen
vom betreuenden Tierarzt einzutragen sind, läge Greenpeace nicht vor.

Krautter begründete die Protestaktion damit, dass der Inhaber des
betroffenen Unternehmens im Vorfeld der Aktion keine
Gesprächsbereitschaft gezeigt habe. Dr. Siegfried Hart,
Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Putenerzeuger (VDP), weist
diese Kritik entschieden zurück: "Der Verband und auch der
Geschäftsführer des betroffenen Unternehmens haben erst zu Beginn
dieser Woche ein ausführliches Informationsgespräch mit Mitarbeitern
von Greenpeace geführt." Neben Manfred Krautter hätten auch Stephanie
Töwe, die Landwirtschaftssprecherin bei Greenpeace sowie weitere
Greenpeace-Mitglieder an diesem Treffen teilgenommen.

Im Anschluss an das gemeinsame Gespräch konnten sich die
Greenpeace-Mitarbeiter persönlich in einem Putenstall von dem guten
Gesundheitszustand der Tiere und der tiergerechten Haltung
überzeugen. Die Haltung der Puten erfolgt in Deutschland nach der
freiwilligen Vereinbarung, die von der deutschen Putenwirtschaft
gemeinsam mit dem Tierschutz, u. a. dem Deutschen Tierschutzbund,
unter der Führung des Bundesverbraucherschutzministeriums erarbeitet
worden ist.

"Diese Aktion in Garrel ist reine Effekthascherei.", vermutet
Hart. "Obwohl alle Gesprächsteilnehmer von Greenpeace sich ganz
offensichtlich eines Besseren belehren lassen mussten, war von Anfang
an geplant, die heutige Protesthandlung durchzuziehen. Sie entbehrt
jeglicher Grundlage." Dieser Eindruck verstärkt sich noch in
Anbetracht der Tatsache, dass Greenpeace die Teilnehmer von Seiten
der Putenwirtschaft im gemeinsamen Informationsgespräch ausdrücklich
gebeten hat, hierüber keine Meldung in der Presse zu veröffentlichen.
Hart erklärteabschließend: "Die deutschen Landwirte, die Puten
halten, fühlen sich von Greenpeace hintergangen."

Es bleibt abzuwarten, ob diese Aktion nicht zu einem Bumerang für
Greenpeace wird. Die Putenfleischerzeugung in Deutschland nimmt eine
Vorreiterrolle in Sachen Tierschutz und Lebensmittelsicherheit ein.
Eine Diskreditierung der deutschen Produzenten wird zwangsläufig dazu
führen, dass auf Fleisch ausgewichen wird, das aus Ländern eingeführt
wird, in denen Tierschutz tatsächlich ein Fremdwort ist.


Pressekontakt:
Verband Deutscher Putenerzeuger e.V.
Hinter Hoben 149
53129 Bonn
Tel.: 0228-5300241
 



 

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