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AHO Aktuell - 01.08.2001

Tiermehlverbot: nur eine milliardenteuere Geldvernichtungsaktion?


(aho) - Das Tiermehl war's nicht. Die wertvolle Eiweißkomponente in
Schweinefutterrationen scheidet Professor Winfried Drochner, Leiter des
Institutes für Tierernährung an der Universität Stuttgart-Hohenheim, als
Infektionsquelle für die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) der
Rinder aus. Das berichtet der Reutlinger General Anzeiger unter "Lokales"
am 1.8.2001

"Nach meiner Einschätzung werden es bis zum Oktober einhundert BSE-Fälle
sein", mutmaßt Professor Drochner. Fast alle Tiere, bei denen die
Krankheit des Zentralnervensystems anhand einer Gehirnprobe festgestellt
wurde, stammen aus den Jahrgängen 1995/96. "Ausnahmen gibt's bei jüngeren
und älteren Tieren," gibt der Professor zu bedenken. "Das zeigt aber,
dass sich die Tiere im Kälberalter infiziert haben müssen". Und: Nur
noch wenige Tiere der beiden Jahrgänge sind noch am Leben.

Der Reutlinger General Anzeiger berichtet weiter: Mit den Erregern
infiziertes Futter scheidet der Fachmann als "völlig bedeutungslose"
Übertragungsmöglichkeit aus. Um eine Infektion auszulösen braucht es
eine bestimmte Erregermenge, das hätten gezielte Infektionsversuche
ergeben. Dann hätte schon eine hohe Erregerkonzentration in einer
Futtermittelcharge sein müssen. »Das ist höchst unwahrscheinlich«,
sagt Drochner. Die Wissenschaftler verfolgen andere Hypothesen:

"Eventuell infizierten sich die Kälber über Proteinträger oder über
Fette im Milchaustauscher". Eine plausible Erklärung. Noch ist sie
nicht abschließend wissenschaftlich bestätigt.

Unter weit über einer Million untersuchter Tiere in Deutschland
wurden bislang nur 91 Fälle von Rinderwahnsinn entdeckt. »Das spricht
für die Tatsache, dass wir an die epidemiologische Situation in
Großbritannien überhaupt nicht angekoppelt sind«, stellt Drochner
fest. In Großbritannien, wo kaum ein Schlachtrind auf BSE untersucht
wird, sind bislang 250 000 Fälle von Rinderwahnsinn bekannt.

Möglich ist für den Wissenschaftler auch, "dass schon immer eine
gewisse Grundkontamination mit BSE in Deutschland da war". Nur hat
es keiner erkannt. Über Kühe mit Dummkoller oder Hinterhandschwächen,
zwei klassische Symptome des Rinderwahnsinns, sei schon im vergangenen
Jahrhundert berichtet worden.

Während die vielen infizierten Schafe und Rinder in Großbritannien in
völlig unzureichenden Anlagen beseitigt wurden, "was vielleicht einen
Anteil an der Epidemie hat", mutmaßt Drochner, hätte hierzulande ein
hervorragendes Tierkörper-Beseitigungs-Gesetz vor der Katastrophe
bewahrt. "Zudem haben wir bewusst auf Tiermehl in Rinderrationen
verzichtet", hebt der Tierernährungsprofessor das Verfütterungsverbot
für Tiermehl an Wiederkäuer seit 1994 hervor. Seit Dezember 2000
darf Tiermehl überhaupt nicht mehr an Nutztiere verfüttert werden.

"Ich setze darauf, dass BSE im nächsten Jahr abklingt«, hofft Drochner.
"Kann sein, dass im nächsten Jahr keine 100 BSE-Fälle mehr gefunden
werden.
 



 

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