Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 01.08.2001

Mortellaro - Impfung: Kein meßbarer Effekt


München (aho) - In vielen Milchviehbetrieben bereitet die Dermatitis
digitalis (DD, Mortellaro'sche Krankheit, Erdbeerkrankheit, digital
dermatitis, hairy footwarts) erheblich Probleme. Felduntersuchungen
in norddeutschen Milchviehbetrieben zeigten, daß etwa 60 % der Betriebe
betroffen waren. Die Häufigkeit in befallenen Herden betrug durch-
schnittlich 12,5 % (Minimum: 1 %, Maximum: 52 %). Die Zahl der Neuer-
krankungen war in den Monaten Januar bis März und Juni bis August am
höchsten. Die Krankheit wurde bereits in mehreren Ländern West- und
Osteuropas, Nord- und Südamerikas, Asiens und des mittleren Ostens
beobachtet.

An der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität wurde
die Wirksamkeit eines "Dermatitis digitalis" - Impfstoffes überprüft.
Die Studie wurde als kontrollierter Doppelblindversuch durchgeführt.
Die Untersuchungen fanden in einem Milchviehbetrieb in Norddeutschland
statt (429 Tiere bei der ersten Untersuchung). Aus den Hautbioptaten
typischer DD-Läsionen wurden folgende Erreger im anaeroben Bereich
isoliert:

Porphyromonas ssp., Porphyromonas levii, Porphyromonas endodonatales,
Fusobacterium necrophorum, Bac. stercoris, Prevotella bivis,
Peptostreptococcus indolicus, Treponema sp..

Daraus wurden zwei formalininaktivierte Adsorbatvakzinen hergestellt.
Die eine enthielt alle Keimarten außer Treponema sp. (Impfgruppe A),
die andere alle Keimarten und Treponema sp. (Keimanteil 20 %) aus einer
Schüttelkulturvermehrung (Impfgruppe B). Als Placebo wurde die
Impflösung ohne Antigen verwendet (Kontrollgruppe). Verabreicht wurden
je 5 ml Impfstoff oder Placebo subkutan.

Der Klauengesundheitsstatus wurde im Oktober 1998, März 1999, Oktober
1999 und im Januar 2000 im Rahmen der halbjährlich durchgeführten
funktionellen Klauenpflege erfasst und die Befunde der Hintergliedmaßen
dokumentiert. Die erste Impfung erfolgte im Dezember 1998, die zweite
drei Wochen später, die weiteren Impfungen fanden im März 1999 und im
November 1999 statt. Zwischen der ersten und vierten Untersuchung
durchgeführte Klauen- und Antibiotikabehandlungen wurden vom
Betriebsleiter protokolliert.

Die Auswertung erbrachte folgende Ergebnisse:

1. Zu keinem der vier Untersuchungszeitpunkte bestanden signifikante
Unterschiede bezüglich der Häufigkeiten der DD in den zwei Impfgruppen
und der Kontrollgruppe. Die Häufigkeit der DD bewegten sich zum Zeitpunkt
der vier Untersuchungen um 36 %, 42 %, 51 % und 38 %.

2. An Hintergliedmaßen, die bei der Erstuntersuchung DD-Läsionen
aufwiesen, konnten auch bei den Folgeuntersuchungen in den zwei
Impfgruppen und der Kontrollgruppe jeweils etwa gleichhäufig derartige
Veränderungen diagnostiziert werden.

3. An Hintergliedmaßen, die bei der Erstuntersuchung frei von DD waren,
konnten bei den Folgeuntersuchungen in den zwei Impfgruppen und der
Kontrollgruppe jeweils etwa gleichhäufig DD-Läsionen diagnostiziert
werden.

4. Die Scorewerte (nach DÖPFER, 1994) DD positiver Tiere - als Maßzahl
für den Schweregrad der DD-Veränderung - waren zu den vier Unter-
suchungszeitpunkten in den zwei Impfgruppen und der Kontrollgruppe
statistisch nicht signifikant verschieden.

5. Der "maximale gewichtete Flächenindex (max. GFI)" - als weitere
Bewertungsgrundlage für den Schweregrad der DD - war bei den Unter-
suchungen U2 und U3 in den Impfgruppen und der Kontrollgruppe nicht
statistisch signifikant verschieden. Bei U1 war in der Impfgruppe B
ein statistisch signifikant höherer Mittelwert (x) festzustellen als
in der Kontrollgruppe (x = 82; p = 0,006). Bei U4 war in der
Kontrollgruppe ein statistisch signifikant niedrigerer Mittelwert (x)
festzustellen als in den Impfgruppen (x = 22,5; p = 0,033).

6. Die Häufigkeit von Klauen- und Antibiotikabehandlungen sowie der
Einfluss von DD-Läsionen auf die Abgangsursache waren in den zwei
Impfgruppen und der Kontrollgruppe statistisch nicht signifikant
verschieden.

In der vorliegenden Impfstudie konnte weder eine prophylaktische noch
eine therapeutische Wirkung durch die verwendeten stallspezifischen
Vakzinen bei der Bekämpfung der Dermatitis digitalis festgestellt
werden. Auch das Hinzufügen von Treponema sp. erbrachte keinen Effekt
auf die Wirksamkeit des Impfstoffs.


Schütz Werner
Überprüfung der Wirksamkeit stallspezifischer Vakzinen zur Bekämpfung der
Dermatitis digitalis bei Milchkühen
Dissertationen an der Tierärztlichen Fakultät im Wintersemester 2000/2001
 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de