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AHO Aktuell - 25.07.2001

Fördermittel für BSE-Forschung


(idw) - Während viele Verbraucher aus Furcht vor BSE-verseuchtem Rind-
fleisch um Steaks und Sauerbraten nach wie vor lieber einen großen Bogen
machen, versuchen Wissenschaftler bundes- und europaweit mit großem
Nachdruck, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Zu den Forschungs-
einrichtungen in Deutschland, die sich dieser Thematik in besonderem Maße
annehmen, gehört auch die Universität Münster. Soeben hat das
Bundesforschungsministerium für zwei münstersche Forschungsvorhaben, in
denen die Entwicklung neuer diagnostischer und therapeutischer
Strategien gegen BSE und andere übertragbare degenerative
Hirnerkrankungen bei Mensch und Tier angestrebt wird, Fördermittel in
Höhe von insgesamt rund 1,3 Millionen Mark für die kommenden drei Jahre
bewilligt. In einem der beiden Projekte geht es um die Entwicklung eines
oralen Impfstoffes, in dem anderen um ein neues Verfahren zum Nachweis
der Krankheitserreger.

Die Universität Münster beziehungsweise deren Medizinische Fakultät wird
damit Teil eines nationalen Netzwerkes zur Erforschung "transmissibler
spongiformer Enzephalopathien" (TSE), so der Oberbegriff für die
gefürchteten tödlich verlaufenden Hirnerkrankungen. In einer ersten
Auswahlrunde wurden durch international besetzte Gutachtergremien 17
innovative Projekte ausgewählt, für die das Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMBF) insgesamt 23 Millionen Mark zur Verfügung
stellt. In acht dieser Projekte geht es um die Entwicklung
therapeutischer Strategien, weitere neun Projekte beschäftigen sich mit
Fragen der Diagnostik. Münster ist demnach in beiden Gruppen vertreten.

Bei dem Forschungsvorhaben, das ein empfindlicheres Nachweisverfahren
der als Krankheitsauslöser geltenden Prionen zum Ziel hat, handelt es
sich um ein Verbundprojekt, an dem neben dem Institut für Hygiene und
dem Institut für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums
Münster auch die Bundesforschungsanstalt für Viruserkrankungen der Tiere
in Tübingen beteiligt ist. Bislang ist ein Nachweis der Prionen
bekanntlich nur an Hirnbiopsien toter Tiere möglich. In diesem Projekt
wollen die Wissenschaftler ein neues, empfindlicheres Verfahren
entwickeln, das die Bestimmung der Krankheitserreger künftig auch am
lebenden Tier sowie beim Menschen ermöglicht. Dabei geht es nicht
zuletzt darum, künftig die unterschiedlichen Prionenstämme differenziert
zu bestimmen und deren Konzentration in betroffenen Organen zu ermitteln


Sprecher des Verbundes ist Dr. Thorsten Kuczius vom Institut für
Hygiene. Seit der vor kurzem erfolgten Übernahme der Institutsleitung
durch Prof. Dr. Helge Karch, der europaweit als Experte auf dem Gebiet
der TSE-Forschung gilt und ebenfalls an dem Verbundprojekt beteiligt
ist, wurden die bisherigen Forschungsschwerpunkte des münsterschen
Hygiene-Instituts um den Bereich der Lebensmittelhygiene inklusive der
TSE-/BSE-Forschung erweitert. Kooperationspartner am Institut für
Medizinische Mikrobiologie sind Dr. Karsten Becker, Dr. Bodo Eing, Prof.
Dr. Joachim Kühn sowie Prof. Dr. Georg Peters.

In dem anderen bewilligten Forschungsprojekt aus Münster arbeiten
Wissenschaftler am Institut für Infektiologie des Zentrums für
Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE) zum Einen an der Aufklärung der
Mechanismen, die bei der Aufnahme der infektiösen Prionen über die
Darmschleimhaut eine Rolle spielen. In der Arbeitsgruppe um Privatdozent
Dr. Andreas Frey soll dabei untersucht werden, über welchen Zelltyp im
Darm die Prionen in den Körper gelangen und welche krankhaften Prozesse
im Organismus zu einer vermehrten Aufnahme der infektiösen Partikel
führen können. Die münsterschen Wissenschaftler, die in diesem Projekt
mit dem Robert-Koch-Institut in Berlin sowie mit Fachkollegen in
Heidelberg und Göttingen zusammenarbeiten, erhoffen sich dadurch
wertvolle Informationen zu der Frage, warum zum Beispiel nicht alle
Rinder einer Herde, die mit infektiösem Tiermehl gefüttert wurden, an
BSE erkranken.

Der zweite Teil dieses Projektes befasst sich mit der Frage, ob eine
Schluckimpfung gegen BSE beziehungsweise gegen entsprechende
Hirnerkrankungen bei Tier und Mensch generell möglich ist und ob gezielt
gegen das Prion-Protein gerichtete Antikörper gegen eine Infektion durch
BSE-kontaminierte Nahrungsmittel schützen können. Das Institut für
Infektiologie unter der Leitung von Prof. Dr. Marcus Alexander Schmidt
genießt auf dem Gebiet der Schleimhautimmunologie und insbesondere
aufgrund des Know-hows zur Erregeraufnahme im Darm international hohe
Reputation. Bundesweit ist das Team um Dr. Frey eine der wenigen
Arbeitsgruppen, die an der Entwicklung einer Schluckimpfung gegen BSE
arbeiten. Sollte eine experimentelle Impfung Erfolg zeigen, wäre dies
ein wegweisender Schritt im Hinblick auf die Prävention übertragbarer
degenerativer Hirnerkrankungen bei Mensch und Tier.


Informationsdienst Wissenschaft (idw) - Pressemitteilung
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster, 25.07.2001
 



 

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