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AHO Aktuell - 25.07.2001

Millionen für die BSE-Forschung an der Uni Würzburg


(idw) - Für die Prionenforschung erhält die Universität Würzburg in den
kommenden zwei Jahren vom Freistaat Bayern Fördermittel in Höhe von rund
2,4 Millionen Mark. Künftig werden sich fünf Teams intensiv mit der
Entstehung von Krankheiten wie BSE (Rinderwahnsinn) und
Creutzfeldt-Jakob befassen. Die Würzburger Wissenschaftler arbeiten im
Rahmen des BSE-Forschungsverbunds Bayern.

Als Anfang des Jahres 2001 auch in Deutschland immer mehr Fälle von
Rinderwahnsinn publik wurden, war die Aufregung groß. Alle Medien
berichteten ausführlich über die Problematik. Landwirte und
Ernährungsindustrie beteuerten die Qualität der Nahrungsmittel, doch die
meisten Deutschen strichen Beefsteak und Sauerbraten von ihrem
Speisezettel - der Rindfleischmarkt brach zusammen.

Im Juli 2001 ist die Aufregung verflogen. Schon vor Wochen meldeten die
Medien, dass der Rindfleischkonsum in Deutschland wieder genau so hoch
sei wie vor der BSE-Krise. Der Rinderwahnsinn war in den vergangenen
Tagen kein Thema mehr für die Titelseiten - bis der bayerische
Wissenschaftsminister Hans Zehetmair am 16. Juli die 25 Projekte
vorstellte, die im Rahmen des Bayerischen BSE-Forschungsverbunds jetzt
finanziell gefördert werden.

Dass 20 Millionen Mark zusätzliche Forschungsmittel fließen sollen,
hatte der Bayerische Ministerrat auf dem Höhepunkt der deutschen
BSE-Krise beschlossen. Wie Zehetmair sagte, habe die internationale
Begutachtung der ursprünglich 59 Projektanträge gezeigt, dass Bayern in
Deutschland in der BSE-Forschung eine Spitzenstellung einnehme.

Das übergreifende Thema der fünf Würzburger Projekte ist die Entstehung
der Prion-Erkrankungen. Dazu gehören unter anderem die
Creutzfeld-Jakob-Krankheit beim Menschen, BSE bei Rindern oder Scrapie
bei Schafen.

Bei den Krankheitserregern handelt es sich nicht um Bakterien oder
Viren, sondern um körpereigene Eiweißstoffe, die so genannten
Prion-Proteine. Sie stecken in jedem gesunden Organismus und bedeuten
zunächst keine Gefahr. In den Gehirnen von erkrankten Rindern oder
Schafen liegen die Prion-Proteine allerdings in einer anderen Form vor:
Diese kann, wenn sie in einen gesunden Organismus gelangt, dessen
normale Prion-Proteine in die krankheitserregende Form umwandeln.

Angenommen, ein Mensch würde BSE-infiziertes Rinderhirn essen: Wie
gelangen die gefährlichen Prionen dann aus dem Verdauungstrakt bis ins
Zentrale Nervensystem, also in Gehirn und Rückenmark? Wie kann man diese
Infektionswege blockieren? Wie zerstören die Prionen im Gehirn die
Nervenzellen?

All diese Fragen kann bislang niemand beantworten, und darum stehen sie
im Zentrum der fünf neuen Würzburger Forschungsvorhaben, wie Prof. Dr.
Volker ter Meulen erklärt. Der Würzburger Virologe gehört dem Vorstand
des Bayerischen BSE-Forschungsverbundes an und war bei der Beantragung
der Würzburger BSE-Projekte federführend tätig.

Sicher ist: Im Verlauf der Infektion durch die Prionen spielen das
Immunsystem und die Nerven in der Körperperipherie eine wichtige Rolle.
Wo und wie die Erreger an diesen Stellen agieren, soll in Würzburg in
einer Arbeitsgruppe untersucht werden, die gewissermaßen das Herz der
hiesigen BSE-Projekte bildet. Diese Gruppe ist am Institut für Virologie
und Immunbiologie angesiedelt. Die anderen Projekte laufen am Institut
für Klinische Neurobiologie, an der Neurologischen Klinik, der Klinik
für Psychiatrie und Psychotherapie sowie an der Klinik für Kinder- und
Jugendpsychiatrie.

Die BSE-Forscher können an der Uni Würzburg auf gut etablierte
Infrastrukturen zurückgreifen und mit vielen anderen Spezialisten
kooperieren: Die Experten in Sachen Infektion und Nervendegeneration
arbeiten unter anderem im Zentrum für Infektionsforschung und in zwei
Sonderforschungsbereichen, die sich mit infektiösen Krankheitsprozessen
und mit Erkrankungen des Nervensystems befassen.

Die BSE-Fachleute an den anderen bayerischen Universitäten untersuchen
zum Beispiel die Rolle der Genetik bei Prion-Erkrankungen oder befassen
sich mit dem Nachweis von infektiösem Gewebe in Lebens- und
Futtermitteln sowie in der Umwelt. Wieder andere widmen sich der
Diagnostik der Prion-Erkrankungen bei Mensch und Tier sowie der
Übertragung von BSE auf andere Tierarten als das Rind.

Minister Zehetmair kündigte einen weiteren Ausbau der bayerischen
BSE-Forschung an: An der Uni München werde ein eigenes
BSE-Forschungszentrum mit Baukosten von 38 Millionen Mark entstehen. Es
soll die Nutzung gemeinsamer Ressourcen des Forschungsverbunds
sicherstellen und beim Genzentrum in Großhadern errichtet werden.
Außerdem betonte der Minister, dass nach der ersten zweijährigen
Förderung des Verbundes eine weitere Finanzierung für etwa fünf Jahre
vorgesehen sei.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Volker ter Meulen, T (0931) 201-5954,
Fax (0931) 201-3934, E-Mail:
termeulen@vim.uni-wuerzburg.de

Informationsdienst Wissenschaft (idw) - Pressemitteilung
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 25.07.2001
 



 

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