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AHO Aktuell - 21.07.2001

BMBF-gefördertes nationales TSE-Forschungsnetzwerk gegründet


(BMBF) - Am 20.07.01 trafen sich in München deutsche Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler zur ersten Sitzung der nationalen Plattform für die
Erforschung Transmissibler Spongiformer Enzephalopathien (TSE). Dieser
Begriff umfasst alle übertragbaren schwammartigen Hirnerkrankungen wie
Rinderwahnsinn (BSE), Scrapie bei Schafen und die neue Variante der
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (nvCJK) beim Menschen.


Treffen dieser Art stellen einen Eckpfeiler des im Mai 2001 veröffent-
lichten und mit bis zu 27 Millionen Mark pro Jahr aus Bundesmitteln
geförderten nationalen TSE-Forschungskonzepts (siehe auch unter
www.bmbf.de) dar. Zusätzliche 25 Millionen Euro an Fördermitteln stellt
die Europäische Union zur Verfügung.


Zentrales Anliegen der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) für zunächst 5 Jahre geförderten Plattform ist die Koordinierung und
Vernetzung der nationalen Aktivitäten auf diesem Gebiet, die Verbesserung
des Informationstransfers zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit sowie
die Vernetzung und Einbindung nationaler Maßnahmen in den europäischen
Kontext. Gerade der Vernetzung der verschiedenen nationalen Förderaktivi-
täten von Bund und Ländern untereinander und darüber hinaus ihrer Verbin-
dung mit den europäischen Anstrengungen kommt in diesem Forschungsfeld
eine besondere Bedeutung zu. Es gilt effektiv zu arbeiten, um Doppelarbeit
bzw. Ressourcenverschwendung vorzubeugen. Hiezu ist Dialog- und Lernbereit-
schaft von größter Wichtigkeit. Die neu geschaffene Plattform soll eben
diesen Aufgaben gerecht werden und alle verfügbaren Kapazitäten bündeln,
um die Entwicklung neuer Diagnose- und Therapieverfahren entscheidend
voranzutreiben. Daher werden auch künftige Initiativen der EU-Kommission
auf dem Treffen vorgestellt.



Im Rahmen des TSE-Forschungsnetzwerkes werden an der LMU München, der
Universität Göttingen und der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten
der Tiere auf der Insel Riems Material- und Probenbanken etabliert, die
Gewebeproben für Forschungszwecke zur Verfügung stellen. Die Arbeiten der
Plattform werden durch eine Geschäftsstelle unterstützt, die am Institut
für Neuropathologie der LMU München angesiedelt ist.


Die Ergebnisse der ersten Auswahlrunden zur TSE-Forschung in Diagnostik und
Therapie liegen vor:

Bereits Anfang des Jahres hatte das BMBF auf Basis von Expertengesprächen
Ausschreibungen zur Förderung von Forschungsvorhaben, die sich mit der
Entwicklung neuer diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen gegen
TSE-Erkrankungen befassen, veröffentlicht. Jetzt wurden in einer ersten
Auswahlrunde innovative Forschungsprojekte durch international besetzte
Gutachtergremien ausgewählt, die in den kommenden Jahren mit rund 23
Millionen Mark vom BMBF gefördert werden.


Therapie von CJK und BSE

Das Auftreten der neuen Variante von CJK (nvCJK) wird mit dem Verzehr
kontaminierter Lebensmittel von BSE-infizierten Tieren in Verbindung
gebracht. Auch wenn in Deutschland bisher noch kein Fall von nvCJK
festgestellt wurde, kann dies für die Zukunft nicht grundsätzlich
ausgeschlossen werden. Ins Visier der Forschung sollen jetzt therapeutische
Interventionen genommen werden, um möglichen zukünftigen nvCJK-Patienten,
wirksam helfen zu können.


Schwerpunkte der jetzt ausgewählten Forschungsprojekte liegen unter anderem
auf der Entwicklung von Impfstrategien. Darüber hinaus werden neue
Ansatzpunkte gesucht, mit denen der vorliegende Krankheitserreger direkt
außer Funktion gesetzt werden kann. Für die jetzt ausgewählten
Forschungsprojekte wird das BMBF in den nächsten 3 Jahren voraussichtlich
15 Millionen Mark zur Verfügung stellen (vgl. Anhang).


Diagnostik von CJK und BSE

Ziel der Bekanntmachung der TSE-Diagnostik ist die Entwicklung von neuen,
bzw. verbesserten Nachweisverfahren, um TSE-Erkrankungen bei Mensch und
Tier zu einem möglichst frühen Infektionsstadium diagnostizieren zu können.
Heute beruhen TSE-Nachweisverfahren auf der Untersuchung von Gehirn-, bzw.
Rückenmarksgewebe, das erst nach dem Tod (post mortem) entnommen werden
kann. Deshalb ist die Etablierung von Testverfahren, die am lebenden Tier
eingesetzt werden können, besonders wichtig. Auch im Hinblick auf die
mögliche artenübergreifende Übertragung von TSE-Erkrankungen, erscheint die
Entwicklung von empfindlicheren Testsystemen dringend erforderlich. Neben
der BSE-Diagnostik beim Tier ist auch die Entwicklung von Testen für nvCJK
ein wichtiger Aspekt in der Forschung. Weiterhin ist der Nachweis von
TSE-Erkrankungen bei anderen Arten, wie z. B. Scrapie bei Schafen, von
großer Bedeutung. Um Wissenschaftler beim Erreichen dieser Ziele aktiv zu
unterstützen, fördert das BMBF im Rahmen seiner Förderinitiative
TSE-Diagnostik jetzt die ersten 9 Forschungsprojekte mit einer Fördersumme
von insgesamt 8 Millionen Mark (vgl. Anhang). Weitere Auswahlrunden für
diese Förderinitiative, an denen sich FuE-Verbundprojekte und Einzelvor-
haben beteiligen können, sind geplant.


Weitere Informationen zur TSE-Forschungsplattform sind erhältlich unter:

Nationale TSE-Forschungsplattform
Institut für Neuropathologie der LMU München
Marchionistr. 17
81377 München
ab Montag, 23.07.2001,
Tel.: Sekretariat (0 89) 70 95- 49 04
oder
Tel.: Frau Dr. Lederer (0 89) 70 95- 79 06



Anhang

Im Rahmen der Förderinitiative zur Therapie humaner TSE-Erkrankungen wurden
folgende Vorhaben zur Förderung empfohlen:


- Vorbeugung und Behandlung von Prionenerkrankungen durch Modulation des
Immunsystems (Verbundprojekt Würzburg)

- Prionenspezifische Aptamere als Grundlage für Therapeutika gegen
Prionenerkrankungen (Verbundprojekt München, Bonn)

- Stabilisierung der PrPc-Konformation als direkter Ansatz zu einer
Therapie der TSE (Verbundprojekt Jena, Düsseldorf)

- Blockierung des 37 kD/67 kD Laminin Rezeptors zur Therapie menschlicher
Prionenerkrankungen (LMU München)

- Entwicklung von Pharmazeutika zur Reduktion von Prionen (Universität
Freiburg)

- Intermolekulare Kräfte einzelner Prionenproteine - Bestimmung möglicher
therapeutischer Liganden durch "atomic force microscopy" (Verbundprojekt
Göttingen, Heiligenstadt)

- Systematische Entwicklung neuer Verbindungen zur Kausaltherapie von
Prionenerkrankungen (Verbundprojekt München, BFAV)

- Transmissble Spongiforme Enzephalopathien: Therapeutische Intervention in
Tieren und Menschen (Verbundprojekt Berlin, Heidelberg, Münster, Göttingen)


Im Rahmen der Förderinitiative zur TSE-Diagnostik wurden folgende Vorhaben
zur Förderung empfohlen:

- FACS-basiertes Verfahren für den Nachweis von TSE (Verbundprojekt Halle,
Erlangen)

- Evaluierung von TSE-Testverfahren und Herstellung standardisierter
Probenpanels (Universität Berlin)

- Frühdiagnose von TSE mittels Proteomuntersuchungen (Universität
Göttingen)

- Entwicklung eines TSE-Testprinzips auf Basis einer
Prion-Partikel-Amplifikation (Universität Düsseldorf)

- Entwicklung eines Verfahrens zur Diagnose der nvCJK auf Basis der
Fluoreszenzspektroskopie (Universität München)

- Frühdiagnose der CJK durch Untersuchungen von Liquor und Blut
(Universität Göttingen)

- Differentialdiagnose humaner Enzephalopathien durch Untersuchungen von
Liquor (Universität Göttingen)

- Entwicklung von Schnelltestverfahren von TSE und Typisierung von
TSE-Erregern mittels Infrarotspektroskopie (RKI Berlin)

- Variabilität und Nachweis von Prionproteinen (Verbundprojekt Universität
Münster; BFAV Tübingen)

Aktuell Nr. 117/2001 vom 20.07.2001
 



 

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