Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 21.07.2001

Dioxin in Futtermitteln und Lebensmitteln - Die Fakten


1. Hintergrundinformationen über Dioxine und PCB

Was sind Dioxine?


Dioxine sind eine Gruppe von Chemikalien. Es handelt sich um polychlorierte
aromatische Verbindungen mit ähnlicher Struktur und ähnlichen chemischen
und physikalischen Eigenschaften. Sie werden nicht vorsätzlich erzeugt,
sondern bilden sich als Nebenprodukt chemischer Reaktionen, die das gesamte
Spektrum von natürlichen Ereignissen wie Vulkanausbrüchen und Waldbränden
bis hin zu anthropogenen Prozessen, wie die Herstellung von Chemikalien,
Pestiziden, Stahl und Anstrichfarben, das Bleichen von Zellstoff und Papier
oder Abgasemissionen und Müllverbrennung, abdecken. Beispielsweise sind
Dioxine in den Emissionen enthalten, die bei der unkontrollierten
Verbrennung chlorierter Abfälle in einer Müllverbrennungsanlage entstehen.

Dioxin ist eine farblose, geruchlose organische Verbindung, die Kohlen-
stoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Chlor enthält. Der Begriff Dioxin
bezeichnet eine große Chemikalienfamilie. Von den 210 verschiedenen
Dioxinverbindungen sind nur 17 in toxikologischer Hinsicht bedenklich.
Am gründlichsten untersucht wurde das giftigste Dioxin, nämlich
2,3,7,8-Tetrachlordibenzo-p-Dioxin, abgekürzt 2,3,7,8-TCDD. Es wird in
"parts per trillion" (ppt) gemessen.

Wieso stellen Dioxine ein Problem dar?

Dioxine lösen sich nicht in Wasser, sind jedoch sehr stark fettlöslich.
Dies bedeutet, dasssie mit dem Sediment und mit organischen Stoffen in der
Umwelt Bindungen eingehen
und in das tierische und menschliche Fettgewebe resorbiert werden. Hinzu
kommt, dass
sie nicht biologisch abbaubar sind, so dass sie persistieren und in der
Lebensmittelherstellungskette akkumulieren. M. a. W.: sind Dioxine einmal
in die Umwelt freigesetzt, über die Luft oder das Wasser, so führt dies
letztendlich zu ihrer Ansammlung im Fettgewebe von Tier und Mensch.

Was sind PCB?

Bei PCB oder polychlorierten Biphenylen handelt es sich ebenfalls um eine
Gruppe von Chemikalien. Es sind chlorierte aromatische Kohlenwasserstoffe,
die durch die direkte Chlorierung von Biphenylen synthetisiert werden.
Technische PCB-Gemische sind nach wie vor weit verbreitet und kommen heute
beispielsweise in Transformatoren, Baustoffen, Schmiermitteln, Überzügen,
Weichmachern und Druckfarben vor. Einige PCB-Verbindungen besitzen
toxische Eigenschaften, die denjenigen der Dioxine ähneln, weswegen sie
häufig als "dioxinähnliche" PCB bezeichnet werden.

Welche Ursachen hat die Dioxinexposition des Menschen?

Dioxin ist in der Umwelt überall anzutreffen: es wird in allen Industrie-
staaten in der Luft, im Wasser und im Boden sowie auch in Lebensmitteln
gefunden. Die Exposition des Menschen gegenüber Dioxin kann bedingt sein
durch Tätigkeit in Industriebetrieben, in denen Dioxin als Nebenprodukt
anfällt, durch Industrieunfälle, durch Lebensmittel, durch Muttermilch und
Trinkwasser. Über Hautkontakt und Atmung werden im Allgemeinen nur
äußerst geringe Dioxinmengen aufgenommen.

Wie gelangt Dioxin in die Lebensmittelherstellungskette?

Dioxin kann auf verschiedenen Wegen in Lebensmittel gelangen. Die
Umweltbelastung durch Dioxine ist vor allem auf Emissionen aus
verschiedenen Quellen (Müllverbrennung, Chemikalienherstellung, Verkehr
usw.) zurückzuführen, die von der Luft transportiert werden und sich
ablagern. Die Verwendung und Entsorgung von Chemikalien kann zu
einer erhöhten örtlich umschriebenen Kontamination führen.

Natürlicherweise lagern sich Dioxine im Boden ab. Böden können nicht nur
durch das aus der Luft stammende Dioxin verseucht werden, sondern auch
durch Klärschlamm oder Kompost sowie durch Überströmung und Erosion aus
nahegelegenen kontaminierten Gebieten. Der Boden wird unmittelbar oder
mittelbar über Staubablagerungen auf Gemüsepflanzen von weidenden
Rindern, Ziegen, Schafen und Hühnern oder von wühlenden / grasenden
Schweinen und Wildschweinen aufgenommen.

Der Transport über die Luft und die Ablagerung von Dioxinen und
dioxinähnlichen PCB sind auch die Hauptquellen für die Kontamination von
Blattgemüse, Weideland und Raufutter. Blätter werden entweder von
weidenden Tieren direkt abgegrast oder geerntet und in getrockneter Form
(Heu) oder als Silage konserviert. Die Ausbringung von Klärschlamm auf
Pflanzen kann in gewissem Maße die Exposition von Nutzvieh erhöhen.

Dioxine und dioxinähnliche PCB sind kaum wasserlöslich, werden jedoch auf
mineralische oder organische Partikel adsorbiert, die in Wasser suspendiert
sind. Werden Dioxinemissionen mit der Luft bis zu Ozeanen und Meeren
transportiert, so reichern sie sich letztendlich in der aquatischen
Nahrungskette an.

Dioxin akkumuliert im Fettgewebe von Schlachtrindern, Milchkühen, Geflügel
und Schweinefleisch sowie von Fischen und Meeresfrüchten. Theoretisch
steigt mit der ebensdauer eines Tieres auch die potentielle Akkumulation
von Dioxin in seinem Fettgewebe.

Welche Lebensmittel sind am stärksten betroffen?

Im Allgemeinen sind etwa 80 % der gesamten Exposition des Menschen auf
Lebensmittel tierischen Ursprungs zurückzuführen. Die Kontamination kann
je nach Ursprung des Lebensmittels stark variieren. Fleisch, Eier, Milch,
Zuchtfische und sonstige Lebensmittel können aufgrund von dioxinhaltigen
Futtermitteln so stark kontaminiert sein, dass die Background-Werte
überstiegen werden. Eine derartige Kontaminierung kann auf eine starke
lokale Umweltkontamination zurückzuführen sein beispielsweise durch
eine örtliche Müllverbrennungsanlage oder aufgrund von Unfällen, wie
1999 in Belgien oder auf einen hohen Dioxinanteil in Fischmehl und
Fischöl. Wildfische aus verseuchten Gegenden können stark kontaminiert
sein.

Verschlimmert sich die Dioxinkontamination?

Die vorliegenden Daten lassen erkennen, dass die Background-Exposition der
europäischen Bevölkerung gegenüber Dioxin und dioxinähnlichen PCB in den
letzten 10 Jahren abgenommen hat.

Wie gelangt Dioxin in unseren Körper?

Wir akkumulieren Dioxine in unserem Körper hauptsächlich dadurch, dass wir
dioxin-kontaminierte Lebensmittel verzehren. Wie bei den Tieren, lagert
sich auch bei den Menschen Dioxin im Fettgewebe ab. Bestimmte Bevölkerungs-
gruppen, wie Säuglinge oder Menschen, die viel tierisches Fett oder
aufgrund ihrer räumlichen Nähe zu Orten mit Dioxinfreisetzung viele
kontaminierte Lebensmittel zu sich nehmen, sind überdurchschnittlich hohen
Dioxinmengen ausgesetzt.

Was versteht man unter Dioxin-Körperlast?

Die Toxizität der Dioxine steht in Zusammenhang mit der im Körper während
der Lebensdauer akkumulierten Menge, der sogenannten Körperlast. Dieser
Begriff wird verwendet zur Beurteilung der toxischen Wirkungen von
Dioxinen, da er eine genauere Abschätzung der kontinuierlichen Exposition
ermöglicht als die tägliche Aufnahme.

Welche gesundheitliche Bedeutung kommt dem Verzehr von
dioxinkontaminierten Lebensmitteln zu?


Dioxine besitzen ein breites Spektrum toxischer und biochemischer
Wirkungen, und einige von ihnen sind als humankarzinogen bekannt. Bei
Labortieren wurde ein Zusammenhang zwischen ihnen und Endometriose
(Schädigung des Uterus), Entwicklungsstörungen und neurologisch
bedingten Verhaltensstörungen (Lernstörungen), Wirkungen auf
Entwicklung und Reproduktion (geringe Spermienanzahl, genitale
Missbildungen) sowie immuntoxischen Wirkungen beobachtet. Die
genannten Effekte treten bei deutlich geringeren Expositionshöhen
auf als die karzinogenen Effekte.

Wie steht es mit Dioxin in Muttermilch? Bedeutet Stillen eine
gesundheitliche Gefährdung für den Säugling?


Muttermilch enthält keine erhöhten Dioxinanteile. Es ist bekannt, dass
eine gewisse Dioxinmenge beim Stillen vom Körper der Mutter auf den
Säugling übergeht. Jedoch ist die Aufnahme durch das Stillen auf eine
relativ kurze Lebensperiode des Säuglings begrenzt. Was für alle Kinder,
auch wenn sie nicht gestillt werden, relevant ist, ist die Dioxinmenge,
die sie als Embryo von ihrer Mutter aufnehmen.

In diesem Zusammenhang hat der Wissenschaftliche Ausschuss "Lebensmittel"
die Schlussfolgerungen der WHO-Sitzungen über die gesundheitliche
Bedeutung der Kontamination von Muttermilch mit Dioxinen und PCB
wiederholt, nämlich, dass die erzeitige Datenlage eine Änderung der
Empfehlungen zur Förderung und Unterstützung des Stillens nicht
rechtfertigt. Die Gesundheitsfachleute erkennen an, dass
das Stillen für den Säugling in den ersten Lebensmonaten zahlreiche
ernährungsmäßige, immunologische und sonstige Vorteile mit sich bringt.

Wie wird eine Dioxinkontamination von Lebensmitteln und Futtermitteln
nachgewiesen?


Ein allseits bekanntes Beispiel aus jüngerer Zeit stellt die
Dioxinkontamination von Futtermitteln dar, die 1999 in Belgien auftrat.
Diese wurde durch die unmittelbaren biologischen Auswirkungen auf Geflügel
entdeckt, nicht aufgrund eines Überwachungsprogramms. Seit 1997 wurden
in Europa vier weitere Fälle einer Dioxinkontamination (Zitruspulpe,
kaolinitischer Ton, künstlich getrocknetes Grasmehl und Cholinchlorid)
im Rahmen lokaler Überwachungsprogramme festgestellt.

Als Reaktion auf die belgische Dioxinkrise von 1999, bei der belgische
Lebensmittel auf dem Wege über PCB-belastete Futtermittel mit Dioxin
kontaminiert wurden, verfügte die EU befristete Beschränkungen des
innergemeinschaftlichen Handels und des Außenhandels mit Milch und
Molkereierzeugnissen, Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel, Eiern
und Produkten auf Eibasis (z. B. Mayonnaise und Fertiggerichte) sowie
mit Rinder-Futtermitteln.

2. Das politische Gesamtkonzept der EU: Senkung der Dioxinexposition


Im Anschluss an das Weißbuch zur Lebensmittelsicherheit vom Januar 2000 hat
die Europäische Kommission aktiv an der Konzipierung einer umfassenden
Strategie zur Bewältigung der Dioxinkontamination von Futter- und
Lebensmitteln gearbeitet. Auf seiner Tagung in Feira forderte der
Europäische Rat die Kommission im Juni 2000 auf, harmonisierte Vorschriften
für diese Kontaminanten vorzuschlagen. Die wichtigsten wissenschaftlichen
Erkenntnisse, die in diese Strategie einflossen, liefern zwei
wissenschaftliche Stellungnahmen.

Der Wissenschaftliche Ausschuss "Futtermittel" (SCAN) nahm am 6. November
2000 eine Stellungnahme zur Dioxinkontamination von Futtermitteln und zu
ihrer Auswirkung auf die Kontamination von Lebensmitteln tierischen
Ursprungs an. Der Wissenschaftliche Ausschuss "Lebensmittel" (SCF) nahm
am 30. Mai 2001 eine Stellungnahme zur Risikobewertung von Dioxinen und
dioxinähnlichen PCB in Lebensmitteln an; hierbei handelte es sich um eine
Aktualisierung der SCF-Stellungnahme vom 22. November 2002 anhand neuer
wissenschaftlicher Informationen, die seither verfügbar geworden waren.
Die Kommission hat nun den Mitgliedstaaten eine umfassende legislative
Strategie vorgelegt (siehe IP/xx/01 und unten).

Was hat die Kommission seit der Veröffentlichung des Weißbuchs getan?


Die Kommission hat den Wissenschaftlichen Ausschuss "Lebensmittel" (SCF)
und den Wissenschaftlichen Ausschuss "Futtermittel" (SCAN) ersucht, die
Risiken zu bewerten, die das Vorhandensein von Dioxinen und dioxinähnlichem
PCB in Lebens- und Futtermitteln für die öffentliche Gesundheit darstellt.
Hierzu zählt auch eine Abschätzung der lebensmittelbedingten Aufnahme
von Dioxinen und PCB durch die Bevölkerung der EU und die Benennung der
Lebensmittel mit den höchsten Anteilen dieser Kontaminanten. Die Gutachten
von SCF und SCAN wurden im November 2000 veröffentlicht. Die
SCF-Stellungnahme wurde im Mai 2001 aktualisiert. Unter Zugrundelegung
dieser wissenschaftlichen Risikobewertungen schlägt die Kommission
Maßnahmen vor zur Begrenzung des Anteils von Dioxinen und dioxinähnlichem
PCB in der gesamten Lebensmittel- und Futtermittelherstellungskette
(siehe IP/xx/01 und unten).

Welche Strategie verfolgt die Kommission?

Das primäre Ziel der europäischen Politik im Bereich der Dioxine ist die
Verringerung der Kontamination von Umwelt, Futtermitteln und Lebensmitteln
mit Dioxinen und PCB, damit ein hohes Maß an Gesundheitsschutz gewährleis-
tet wird. Dieses Ziel soll erreicht werden durch Maßnahmen auf allen Ebenen
der Herstellungskette:

- Reduzierung der Kontamination in der Umwelt (zuständig: GD Umwelt);

- Reduzierung der Kontamination von Futtermitteln, einschließlich
Futtermittel für Fische;

- Reduzierung der Kontamination von Lebensmitteln.

Die Kommission hat den Mitgliedstaaten folgende legislativen Maßnahmen im
Bereich Futtermittel und Lebensmittel vorgeschlagen:

- die Festlegung von niedrigen, aber einhaltbaren Höchstwerten für
Lebens- und uttermittel,

- die Festlegung von Auslösewerten als Instrument für
"Frühwarnungen" im Falle erhöhter Dioxinanteile in Lebens- oder
Futtermitteln,

- die mittelfristige Aufstellung von Zielwerten, damit der
Dioxinanteil von Lebens- und Futtermitteln unter die von den
Wissenschaftlichen Ausschüssen empfohlenen Grenzwerte gesenkt werden kann.

Warum werden Dioxine nicht verboten?

Dioxine werden nicht vorsätzlich hergestellt. Da sie sich als unerwünschte
und oft unvermeidbare Nebenprodukte bei einer Reihe von Industrietätig-
keiten bilden, sind sie überall anzutreffen. Daher kann man Dioxine nicht
einfach "verbieten".

Gibt es Vorschriften, die die Herstellung und den Vertrieb von PCB
verbieten?


Ja. Die Herstellung und Verwendung von PCB wurde in nahezu allen
Industriestaaten eingestellt. Auf Gemeinschaftsebene hat die Richtlinie
76/769 die Verwendung der meisten PCB ab 1978 verboten, für bestimmte
Anwendungen erst ab 1986.

Jedoch sind infolge ihrer großen Verbreitung in der Vergangenheit auch
heute noch beträchtliche PCB-Mengen vorhanden, und zwar in elektrischen
Geräten, Erzeugnissen aus Kunststoff, in Gebäuden und in der Umwelt.
Daher sind PCB auch nach wie vor noch Bestandteil von Müll. Die Richtlinie
96/59/EG des Rates über die Beseitigung polychlorierter Biphenyle und
polychlorierter Terphenyle (PCB/PCT) setzt für die Außerbetriebnahme
sämtlicher PCB enthaltenden Geräte eine Frist bis Ende 2010.

3. Dioxine in Lebensmitteln

Welche Rechtsvorschriften regeln derzeit den Dioxingehalt von
Lebensmitteln?


Die Verordnung (EWG) Nr. 315/93 des Rates vom 8. Februar 1993 zur
Festlegung von gemeinschaftlichen Verfahren zur Kontrolle von
Kontaminanten in Lebensmitteln schreibt folgendes vor:

- Es darf kein Lebensmittel in den Verkehr gebracht werden,
das einen Kontaminanten in einer gesundheitlich und insbesondere
toxikologisch nicht vertretbaren Menge enthält.

- Die Kontaminanten sind auf so niedrige Werte zu begrenzen,
wie sie durch gute Praxis sinnvoll erreicht werden können.

- Zum Schutz der öffentlichen Gesundheit müssen für bestimmte
Kontaminanten Höchstwerte festgelegt werden.

Gegenwärtig gibt es für Dioxin oder PCB in Lebensmitteln noch keinen
Grenzwert auf Gemeinschaftsebene, so dass nur die allgemeine Vorschrift
gilt.

Worum geht es in der Stellungnahme des Wissenschaftlichen Ausschusses
"Lebensmittel"?


Der Wissenschaftliche Ausschuss "Lebensmittel" (SCF) hat die Risiken
bewertet, die das Vorhandensein von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in
Lebensmitteln für die öffentliche Gesundheit darstellt. Hierzu zählt
auch eine Abschätzung der lebensmittelbedingten Aufnahme von Dioxinen
und dioxinähnlichem PCB durch die Bevölkerung der EU und die Benennung
der Lebensmittel mit den höchsten Anteilen dieser Kontaminanten.
Angesichts der persistierenden Natur dieser Verbindungen hat der SCF eine
zulässige wöchentliche Aufnahme (TWI) von 14 Picogramm Toxizitäts-
äquivalenten (TEQ) pro kg Körpergewicht für Dioxine und dioxinähnliche
PCB festgelegt.

Dieser TWI-Wert entspricht dem vorläufigen Wert der zulässigen monatlichen
Aufnahme (PTMI) von 70 pg/kg Körpergewicht/Monat, den das gemeinsame
FAO/WHO-Expertenkomitee für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) auf seiner 57.
Sitzung (Rom, 5.-14.Juni 2001) festgelegt hat, und dem unteren Ende der
Spannweite für die zulässige tägliche Aufnahme (TDI) von 1-4 pg WHO-TEQ/kg,
die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1998 im Rahmen einer
Konsultation festgelegt wurde.

Was versteht man unter Toxizitätsäquivalent (TEQ)?

Jedes Congener aus der Gruppe der Dioxine oder der dioxinähnlichen PCB
besitzt ein eigenes Toxizitätsniveau. Um die Toxizität dieser unterschied-
lichen Verbindungen aufsummieren zu können, wurde der Begriff der
Toxizitätsäquivalenzfaktoren (TEF)eingeführt; so werden Risikobewertungen
und Kontrollen erleichtert. Dies bedeutet, dass die Analyseergebnisse für
alle toxikologisch relevanten Congenere oder Verbindungen (17 Dioxine und
12 dioxinähnliche PCB) in ein einziges Ergebnis umgerechnet werden,
welches die Gesamtsumme darstellt und als "TCDD-Toxizitätsäquivalenz-
konzentration" (TEQ) ausgedrückt wird.

Gibt es einen Unterschied zwischen dem Standpunkt des Wissenschaftlichen
Ausschusses "Lebensmittel" (SCF) und dem Ergebnis des JECFA und der
WHO-Konsultation zu Dioxinen?

Der SCF hat eine zulässige wöchentliche Aufnahme (TWI) von 14 Picogramm
Toxizitätsäquivalenten (TEQ) pro kg Körpergewicht für Dioxine und
dioxinähnliche PCB festgelegt.

Dieser TWI-Wert entspricht dem vorläufigen Wert der zulässigen monatlichen
Aufnahme (PTMI) von 70 pg/kg Körpergewicht/Monat, den das gemeinsame
FAO/WHO-Expertenkomitee für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) auf seiner 57.
Sitzung (Rom, 5.-14.Juni 2001) festgelegt hat, und dem unteren Ende der
Spannweite für die zulässige tägliche Aufnahme (TDI) von 1-4 pg WHO-TEQ/kg,
die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1998 im Rahmen einer
Konsultation festgelegt wurde.

Wenn man den Vergleich auf die gleichen Einheiten bezieht, stellt man
folgendes fest:
Der SCF (Mai 2001) legte für die Aufnahme einen Höchstwert von 2 pg/kg
Körpergewicht/Tag fest, JECFA (Juni 2001) einen Höchstwert von 2,3 pg/kg
Körpergewicht/Tag und die WHO in ihrer Konsultation (Mai 1998) eine
Spannweite von 1 bis 4 pg/kg Körpergewicht/Tag.

Kommt der SCF zu dem Schluss, dass für die europäische Bevölkerung ein
Risiko besteht?


Wenngleich der SCF festgestellt hat, dass ein erheblicher Teil der
europäischen Bevölkerung Mengen zu sich nimmt, die über der zulässigen
Aufnahme liegen, kommt er gleichwohl zu dem Schluss, dass dies nicht
zwangsläufig ein nennenswertes Gesundheitsrisiko für den Einzelnen
bedeutet, da der TWI-Wert einen Sicherheitsfaktor einschließt. Eine
Überschreitung der TWI führt allerdings zu einer Aushöhlung des durch
den Sicherheitsfaktor gewährten Schutzes.

Es ist wichtig, festzuhalten, dass die lebensmittelbedingte Aufnahme auf
europäischer Ebene auf Grund der unterschiedlichen Essgewohnheiten und
Lebensmittelquellen beträchtlich variiert. Konsumiert man beispielsweise
besonders viel Fisch aus stark kontaminierten Gegenden wie der Ostsee, so
besteht ein wesentlich höheres Risiko als bei einer ausgewogenen Ernährung,
wie in Südeuropa üblich.

4. Dioxine in Futtermitteln

Welche Rechtsvorschriften regeln den Dioxingehalt in Futtermitteln?


Die Richtlinie 1999/29/EG des Rates vom 22. April 1999 über unerwünschte
Stoffe und Erzeugnisse in der Tierernährung schreibt vor, dass
Futtermittel-Ausgangserzeugnisse und Futtermittel nur dann in Verkehr
gebracht werden dürfen, wenn sie "von einwandfreier und handelsüblicher
Qualität sind". Futtermittel-Ausgangserzeugnisse und Futtermittel sind
dann als nicht von einwandfreier und handelsüblicher Qualität zu
betrachten, wenn der Dioxingehalt unannehmbar hoch ist und ein Risiko für
die menschliche Gesundheit (und die Tiergesundheit) darstellt.

Gibt es gegenwärtig Grenzwerte für Dioxine in Futtermitteln?

Es wurden spezifische Höchstwerte für Dioxine (Dioxine und Furane, jedoch
nicht für dioxinähnliche PCB) in Zitruspulpe und kaolinitischem Ton
festgelegt. Diese Festlegung erfolgte 1998 bzw. 1999 mit vorläufigem
Charakter und muss anhand der SCAN-Stellungnahme vom November 2000
überprüft werden.

Welchen Standpunkt vertritt der Wissenschaftliche Ausschuss
"Futtermittel"?


Der Wissenschaftliche Ausschuss "Futtermittel" (SCAN) befasst sich in
seiner Stellungnahme mit der Dioxin- und PCB-Kontamination von
Futtermitteln, der wahrscheinlichen Exposition von Lebensmittel liefernden
Tieren (Säugetieren, Vögeln und Fischen) und der Übertragung dieser
Kontamination auf Lebensmittel.

Das wichtigste Ergebnis, zu dem der SCAN kam, ist, dass europäisches
Fischöl und Fischmehl die am stärksten dioxinkontaminierten
Futtermittel-Ausgangserzeugnisse sind. Daher gibt ihre Verwendung in
Futtermitteln für Zuchtfische und für sonstige Lebensmittel
liefernde Tiere Anlass zur Besorgnis. Auch tierisches Fett kann erheblich,
jedoch vergleichsweise geringer, mit Dioxin kontaminiert sein. Sonstige
Futtermittel-Ausgangserzeugnisse, wie Getreide und Saatgut, Nebenprodukte
der Milcherzeugung und Tiermehl, sind als Dioxinquellen weniger von
Belang.

Es liegen nur wenige Daten zur Kontamination von Futtermittel-Ausgangs-
erzeugnissen mit dioxinähnlichen PCB vor, die ähnliche toxikologische
Wirkungen wie Dioxine besitzen; es bestehen jedoch Anzeichen dafür, dass
ihr Anteil in Futtermittel-Ausgangserzeugnissen, die von Fischen stammen,
die ausschließlich für Dioxine ermittelten Kontaminationswerte deutlich
erhöhen könnten. Bei anderen Futtermittel-Ausgangserzeugnissen könnte
die Einbeziehung der dioxinähnlichen PCB zur Verdoppelung der
ausschließlich durch Dioxine bedingten Kontamination führen.

Was empfiehlt der SCAN in seiner Stellungnahme?

Die Wissenschaftler empfehlen ein integriertes Konzept zur Eindämmung der
Dioxinkontamination über die gesamte Lebensmittelherstellungskette. Zur
Senkung der Kontamination von Futtermitteln empfiehlt der SCAN, die
Bemühungen darauf zu konzentrieren, die Auswirkungen der am stärksten
kontaminierten Futtermittel-Ausgangserzeugnisse, z. B. Fischmehl und
Fischöl, zu reduzieren.

Zu diesem Zweck könnte man weniger stark oder überhaupt nicht kontaminierte
Futtermittel-Ausgangserzeugnisse einsetzen oder die Kontamination senken,
beispielsweise durch eine Dekontaminierung / Reinigung von Fischöl. Der
Ausschuss betont ferner die Notwendigkeit einer systematischeren und
koordinierteren Erhebung vergleichbarer und zuverlässiger Daten über die
Kontamination mit Dioxinen und PCB.
 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de