Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 15.07.2001

MKS: In Großbritannien kein Ende in Sicht


London (aho) - Nach 146 Tagen Maul - und Klauenseuche ist die Zahl der
Fälle bis Samstag den 14. Juli auf 1847 hinzu. In der vergangenen Woche
wurden durchschnittlich vier neue Fälle entdeckt.

Für striktere Kontrollen bei Importen von Lebensmitteln in die Europäische
Union und für intensivere Forschungen zur Entwicklung wirksamer Impfstoffe
zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche plädierte der Präsident des
englischen Bauernverbandes NFU, Ben Gill, als Gast auf dem Deutschen
Bauerntag in Münster. Die genauen Ursachen der MKS-Epedemie in Groß-
britannien seien zwar noch nicht abschließend geklärt, doch habe sich der
Verdacht erhärtet, dass MKS wegen illegalem Import von kontaminierten
Fleischprodukten auf der britischen Insel ausgebrochen sei. Als Konsequenz
müssten die Kontrollen an den Außengrenzen der EU neu konzipiert werden.
Die gegenwärtigen Grenzkontrollen seien "absolut unakzeptabel", betonte
Gill. Bei Geschäfts- oder Urlaubsreisen nach Australien oder in die USA
sowie bei Importen von Lebensmitteln in diese Länder würden erheblich
strengere Maßstäbe bei den Kontrollen gesetzt als in der EU. Die
Europäische Kommission habe dagegen bisher keinerlei Überlegungen und
Vorschläge zum Schutz vor Tierseuchen durch veränderte Grenzkontrollen
vorgelegt, bemängelte Gill.

Angesichts des MKS-Ausbruchs in der EU sei nicht zu verstehen, dass die
Grundlagenforschung über ansteckende Tierkrankheiten weiter eingeschränkt
werde und die Forschungen zwischen den EU-Staaten nicht besser
koordiniert würden. Die britischen Erfahrungen mit der MKS-Krise
hätten auch bewiesen, dass es der falsche Weg sei, den staatlichen
Veterinärdienst "verkommen" zu lassen. Die Verbraucher in der Europäischen
Gemeinschaft erwarteten vor dem Hintergrund der Massentötung von Klauen-
tieren mit Recht, dass ein wirksamer Impfstoff zur Bekämpfung von MKS
entwickelt werde. Trotzdem sei die britische Strategie der Bekämpfung
von MKS durch großflächige Keulung unter den gegebenen Bedingungen
richtig gewesen, da die drohenden Handelsbeschränkungen keine andere
Wahl zugelassen hätte, betonte Gill. Jetzt sei jedoch der richtige
Zeitpunkt, über neue Bekämpfungsstrategien gegen Tierseuchen wie MKS
nachzudenken und zu entscheiden.

Gill widersprach entschieden Thesen, einen Tierseuchenzug einfach über
sich ergehen zu lassen, ohne Maßnahmen zu ergreifen. Solche Überlegungen
würden damit begründet, dass die Seuche keine Bedrohung für die
menschliche Gesundheit darstelle und die Tiere sich wieder erholen
würden. Eindeutig sei jedoch, daß die Sterberate von jungen Tieren bei
MKS bei bis zu 75 Prozent liege und erwachsene Tiere irreparable
Behinderungen und Unfruchtbarkeit davontrügen. Jeder, der einmal
gesehen habe, welche Qual ein von MKS befallenes Tier erleide, wenn sich
die äußere Schicht seiner Zunge ablöse, werde sich nicht länger
dafür aussprechen, dem Seuchenzug ohne Bekämpfungsmaßnahmen zuzusehen.

Gill widersprach auch öffentlichen Darstellungen, wonach die BSE- und
MKS-Krisen als Folge "unnatürlicher" Praktiken oder einer "intensiven"
oder "industrialisierten" Landwirtschaft bezeichnet werden. Dies sei
ein eindeutiges Fehlurteil und führe in der aktuellen Debatte über
den zukünftigen Weg der europäischen Landwirtschaft höchstens dazu,
dass man sich in eine richtungslose Diskussion über die romantisch
verklärten Vorurteile eines vermeintlich "goldenen Zeitalters" der
"natürlichen Landwirtschaft" verliere. Praktiken wie die Verfütterung
von tierischen Proteinen an landwirtschaftliche Nutztiere, aber auch die
Verfütterung von Speiseresten an Schweine oder Tiertransporte über einen
längeren Zeitraum seien keine Erfindungen der Neuzeit, sondern bereits
seit Jahrzehnten, sogar seit Jahrhunderten üblich, stellte Gill klar.
 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de