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AHO Aktuell - 06.07.2001

Ursachenforschung: Mysteriöse Krankheitsfälle bei Rindern


Göttingen/Neubrandenburg (aho) - Frau Dr. Birgit Schwagerick vom Rinder-
gesundheitsdienst der Tierseuchenkasse von Mecklenburg-Vorpommern in
Neubrandenburg und Professor Böhnel vom Institut für Pflanzenbau und
Tierproduktion in den Tropen und Subtropen der Georg-August-Universität
in Göttingen berichten in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift
"Praktischer Tierarzt" über ein mysteriöses Krankheits - und Verlust-
geschehen in einem größeren Milchviehbestand.

Die Problematik hatte sich seit 1995 schleichend entwickelt, bis im
Dezember 1998 die Milchproduktion aus wirtschaflichen Gründen aufgegeben
werden musste. Als Hauptsymptome traten bei Kühen vermehrt Rehe -
ähnliche Lahmheiten, Verdauungsstörungen und mangelhafte Futterver-
wertung, Kreislaufstörungen, Gewichtsverluste und nicht erklärbare
Abgänge nach kurzem Festliegen auf. Seit 1997 erfolgten durch
verschiedene Institutionen umfangreiche klinische, mikrobiologische
und pathologische sowie Futter- und Stoffwechseluntersuchungen. Sie
erbrachten keinen Hinweis zur Ursache des Verlustgeschehens.

Erneute Laboruntersuchungen ergaben den Verdacht auf eine Mykotoxin -
Vergiftung. Im Futter und in der Gallenflüssigkeit der Rinder konnten
Fusarientoxine nachgewiesen werden. Die Bewertung der Ergebnisse
erwies sich jedoch als sehr schwierig, da die wissenschaftlichen
Aussagen zur Empfindlichkeit von Wiederkäuern gegenüber Fusarien-
toxinen auseinandergehen. Der Nachweis selten bestimmter Mykotoxine
konnte praktisch nicht bewertet werden.

In der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig wurden
erkrankte Kälber umfassend klinisch, immunologisch und bakteriologisch
sowie pathologisch untersucht. In diesem Zusammenhang gelang im Institut
für Tropentierhygiene der Universität Göttingen der Nachweis freien
Botulinumneurotoxins (BoNT) (Clostridien - Gift) im Kot der
Kälber. In weiteren Milchviehbeständen mit ähnlicher Problematik
konnte ebenfalls Botulinumtoxin im Kot nachgewiesen werden.
Informationen zur gleichen Erkrankung - mit Toxinnachweis - kamen
auch aus anderen Bundesländern. Weiterhin wurden Mycobacterium
paratuberculosis
, weitere Clostridien und Bazillen als Mitverursacher
verschiedener Krankheitsbilder gefunden. Es wurde eine Störung der
Darmflora mit Überwiegen von Sporenbildnern ermittelt.

Hieraus ergaben sich eine Vielzahl von Fragen über die Ursachen der
Darmfloraveränderungen, die Toxinentstehung, die Rolle der Clostridien
im genannten Erkrankungsbild bzw. weitere Ursachen der Erkrankung. Die
Autoren fordern eine rasche wissenschaftliche Klärung.


Birgit Schwagerick und H. Böhnel:
Eine chronische Erkrankung bei Milchkühen mit
Nachweis von Botulinumtoxin - eine Fallstudie
Praktischer Tierarzt 82: 7, S. 516-524 (2001)
 



 

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