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AHO Aktuell - 23.06.2001

Großbritannien: BSE und MKS führten zu Bio-Boom in den Supermärkten


Lednice (AIZ). - Die BSE-Krise und die damit zusammenhängenden Creuztfeld-
Jakob-Erkrankungen führten zu einem Umdenken der britischen Verbraucher.
Die Supermarktketten reagierten: Seit fünf Jahren bieten die britischen
Supermärkte (Tesco, Sainsbury, Safeway, usw.) flächendeckend Bio-Produkte
mit jährlichen Wachstumsraten zwischen 30 % und 50 % an. Dominic Dyer vom
britischen Lebensmittel- und Getränkeverband führt das stetig steigende
Wachstum auf die Tierkrankheiten BSE und MKS sowie auf das neue Umwelt-
und Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung zurück. Die Handelsketten
haben rasch auf die veränderten Bedingungen reagiert. "Immense Summen"
wurden laut Dyer in Werbung und Promotion für biologische Handelsmarken,
die Gestaltung eigener Öko-Kundenkarten und in die Positionierung eines
neuen Lifestyle-Produkts investiert. Mittlerweile haben die Supermarkt-
ketten einen Anteil von 70 % des Biomarktes inne. "Eigene Regale,
Verkaufsständer und Promotion zieren die Verkaufsflächen für organic
food", beschrieb Dyer die Situation in den britischen Supermärkten im
Rahmen der Sommerakademie für Biolandwirtschaft in Lednice. Tesco und
Sainsbury sind die Marktführer mit etwa 600 gelisteten Bioprodukten. Über
75.000 Haushalte kaufen direkt bei Höfen ein. Über ein ausgeklügeltes
Liefersystem gelangen die Bestellungen effizient zum Verbraucher. Im
Zunehmen sind weiters die so genannten "Planet Organic-Shops", die
etwa 2.000 Öko-Waren zum Verkauf anbieten. "Nicht nur die Großen
profitieren vom Bio-Boom, auch kleine Spezialisten wie die Erzeuger
von Bio-Keksen sind im Aufschwung", so Dyer.

Im letzten Jahr wurde im Bio-Frischebereich 175 Mio. Pfund oder 3 %
des Marktvolumens umgesetzt. Dyer schätzt das Wachstumspotenzial auf
10 % in den nächsten fünf Jahren. Unter dem Dach eigener Handelsmarken
verarbeitet Tesco beispielsweise Bio-Produkte zu Convenience (Pizza,
Snacks, Pastas, Tiefkühlgemüse usw.). Neu auf dem Markt ist bereits
der "Organic Nescafe" von Nestle und "Seeds of Change" der Firma Mars.
Kellogs arbeite gerade an biologischen Cornflakes, sagte Dyer. Durch
die Verarbeitung im großen Stil profitiere der Verbraucher zweifach:
Zum einen sinken die Preise und zum anderen wird seiner Besorgnis
über Lebensmittelsicherheit Rechnung getragen. Bremsen könnte den
Boom nur eine Rezession, so Dyer.

Keine Furcht vor dem Handel

Biobauer Hans Kehrer hat angesichts dieser Entwicklung "keine Furcht
vor den großen Händlern". "Es ist unser Ziel, möglichst viele Bio-
Produkte zu vermarkten, und dazu brauchen wir den Großhandel und die
Supermarktketten", sagte Kehrer, allerdings "nur zu einem ordentlichen
Preis". Seiner Meinung nach gehe es nicht an, dass Biolebensmittel
günstiger als konventionelle Premiumprodukte angeboten werden. Derzeit
sei es in Österreich so, dass der Ab-Hof- Verkauf, der Biofachmarkt
und die Vermarktung über Bauernläden den höheren Erzeugerpreis eher
garantieren, als die Supermärkte. Für den Geschäftsführer von Ökoland,
Josef Aigner, sind Strukturen zwischen Produzent und Supermarkt
unbedingt notwendig, um zu einem Erfolg zu gelangen. Die Zusammenarbeit
mit Supermärkten brauche "Spezialisten", so Aigner, die genau auf die
Bedürfnisse der Marktteilnehmer eingehen und diese befriedigen können.

Professionelle Logistik notwendig

Vor allem in der Vermarktung von Frischfleisch bestehe Bedarf an
professionellen Logistikern und Vermarktern. Stefan Maran, Begründer
des ersten Biosupermarktes in Wien, könnte sich eine Shop-in-Shop-
Lösung vorstellen. Derzeit sei die Situation nicht "optimal". Simon
Ziegler vom deutschen Ökodorf Brodowin arbeitet mit Partner- Gewerbe-
betrieben zusammen, die nach den Bio-Kodexbestimmungen Frischfleisch
zu Wurst oder Milch zu Biojoghurt verarbeiten. In Deutschland herrsche
derzeit "Hochstimmung" für den Biomarkt. "In Berlin sind im letzten
Jahr sechs Biosupermärkte aus dem Boden geschossen. Die Experten rechnen
mit Wachstumsraten von 40 % bis 100 % im Jahr", sagte Ziegler.

Auch wenn große Supermarktketten auf "Bio" aufspringen, so haben
dennoch die alternativen Vermarktungsformen wie Bauernladen,
Naturkostfachhandel und Reformhäuser ihre Berechtigung. "Die Leute
kommen und wollen vorerst informiert und beraten werden", erzählte
Kehrer. Das Informationsdefizit über Biolandwirtschaft, landwirt-
schaftliche Produktionsmethoden, Kontrollen und Prüfverfahren sei
groß. Für die Zukunft wollen die Bio- Marktteilnehmer die Beratung
und die Bewusstseinsbildung stärken, hieß es aus Lednice.

Rückfragehinweis:
AIZ - Agrarisches Informationszentrum, Pressedienst
Tel: Österreich 01/533-18-43,
e-Mail: pressedienst@aiz-in.com

http://www.aiz-pressedienst.com
FAX: (01) 535 0438
 



 

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