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AHO Aktuell - 21.06.2001

Bio profitiert von Verunsicherung


Lednice (AIZ) - Bio-Lebensmittel profitieren von der Verunsicherung beim
Konsumenten. Doch die Wahrnehmung und das Verhalten der Konsumenten sind
ambivalent. Beteuert ein Konsument bei einer Umfrage, beim Einkauf für
gute Qualität mehr zu zahlen, so greift derselbe Konsument "fürs Kochen
zu den billigen Eiern". Dies sagte Georg Schöppl, Vorstandsvorsitzender
der Agrarmarkt Austria (AMA), im Rahmen der Sommerakademie für Bioland-
wirtschaft am Donnerstag im tschechischen Lednice. Obwohl dieses Beispiel
zeige, wie "vielschichtig die Verbraucher und ihre Interessen sind", sieht
Schöppl für Bio-Produkte reelle Marktchancen. Allerdings müssen diese erst
die Filter "Genuss, Preis und Sicherheit" beim Konsumenten passieren. Für
Schöppl ist der Parameter Sicherheit der heikelste. "Im Idealfall" denke
der Verbraucher nicht über Sicherheit nach, "da er davon ausgeht, dass
das Lebensmittel sicher ist". Steigt jedoch die Bedeutung der Sicherheit,
dann treten andere Faktoren wie Genuss in den Hintergrund, so der AMA-Chef.
Studien zufolge gewinne die Gesundheit als Genuss-Element an Boden. Dem
Körper "nur das Beste gönnen" hat unmittelbar zu zwei Trends in den letzten
Jahren geführt, die große Wachstumsmärkte darstellen: Functional food und
der Bio-Boom. So haben sich die Pro-Kopf- Ausgaben für Bio-Produkte in der
Schweiz und in Dänemark in den letzten Jahren verdoppelt, in Österreich
stiegen sie um ein Drittel. Dies spiegelt den Trend in allen anderen
Industrienationen wider. "Biolebensmittel sind auch der große Gewinner aus
der aktuellen öffentlichen Debatte rund um BSE und MKS." Die Konsumenten
würden sich von Bio mehr Sicherheit erwarten, so Schöppl.

Um diese "Erfolgswell" abzusichern und auszubauen, ist die Erhaltung der
Sicherheit sowie die effiziente Betreuung der Märkte notwendig. Da die
Biolebensmittel im Wettbewerb mit Premiumprodukten und internationalen
Marken stehen, strebt Schöppl ein "ausgefeiltes Marketing" an. Er will
"Qualität und Genuss" als Zukunftsfaktoren positionieren. Denn 95 % der
Bio-Käufer geben an, auf Grund von Qualität zu Bio zu greifen, 76 %
nennen die Naturbelassenheit und 74 % den Gesundheitswert. Eine zentrale
Rolle spielt weiterhin der Lebensmitteleinzelhandel. Traditionell ist
die Direktvermarktung für viele Betriebe ein wichtiges Standbein, doch
ohne den Einzelhandel als Partner sei es schwierig, die Absatzmärkte zu
bearbeiten, meint Schöppl. Derzeit wird 18 % über die Direktvermarktung,
73 % über den Lebensmittelhandel und der Rest über Naturkostläden und
Reformhäuser vermarktet. Portugal, Schweden und Dänemark setzten bereits
90 % ihrer Bio-Produkte im Lebensmittelhandel ab, der Anteil der
Direktvermarktung liegt bei 6 %. Eine Marktchance für Bioprodukte
wittert Schöppl im Außer-Haus-Konsum (Gastronomie, Betriebsküchen,
Schulen, Krankenhäuser). "Etwa 5 Mio. Österreicher essen mindestens
einmal täglich außer Haus. Das stellt einen großen Markt mit Potenzial
dar."


Die Qualitätssicherung muss neben dem Marketing-Mix hoch angehalten
werden. Schöppl will eine "Qualitätsspirale nach oben". Nicht nur die
Kontrolle auch der Produktionsprozess selbst muss ständig verbessert
werden. Seiner Ansicht nach sollte man die Begriffe "Sicherheit" und
"Qualität" in der Diskussion trennen. Denn: "Sicherheit ist eine
Grundvoraussetzung; jeder Konsument hat einen Anspruch darauf, dass
jedes Lebensmittel genusstauglich ist." Darüber hinaus müsse alles,
was ausgelobt wird, auch nachprüfbar stimmen und unterschiedliche
Qualitätsstandards (vom Standardprodukt bis zur Premiumrange) sollen
die Differenzierbarkeit für den Konsumenten erleichtern. Weiters will
Schöppl sich für ein verbessertes Prozessmanagement mit klar
definierten Produktionszielen und Kriterienkatalogen stark machen.
Gleichzeitig machte der AMA-Chef darauf aufmerksam, dass es Sicherheit
und Qualität "nicht zum Nulltarif" geben kann. Für ihn liegt Qualität
auch in der Verantwortung des Verbrauchers. (Schluss) ek

Rückfragehinweis:
AIZ - Agrarisches Informationszentrum,
Pressedienst Tel:
Österreich: 01/533-18-43, e-Mail: pressedienst@aiz-in.com

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FAX: (01) 535 0438
 



 

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