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AHO Aktuell - 21.06.2001

Wissenschafts-Kongress zu BSE und MKS


Bonn / Berlin (DBV) - Ein halbes Jahr nach dem ersten BSE-Fall in
Deutschland zog der Präsident des Deutschen Bauernverbandes
(DBV), Gerd Sonnleitner, auf einem Kongress in Berlin eine
Zwischenbilanz der BSE-Bekämpfung. Wirtschaft und Politik hätten
seitdem zahlreiche Maßnahmen ergriffen, so zum Beispiel ein
vollständiges Tiermehlverfütterungsverbot, die Durchführung von
mittlerweile fast einer Million BSE-Tests und das Verbrennen von
Risikomaterial. Die Wirtschaft selbst baue eine Qualitätssicherung
für Fleisch über die gesamte Kette der Lebensmittelerzeugung auf.
Diese "gläserne Produktion" basiere auf Dokumentation, Eigen-
Kontrolle, neutraler und staatlicher Kontrolle.
Wichtige Bestandteile dieser "gläsernen Produktion" sei für die
Bauern auch, dass die Fütterung und der Tierschutz weiterentwickelt
werde. Damit werde die "Wende" in der Fleischproduktion - um im Bild
der politischen Diskussion zu bleiben - im wesentlichen von der
Landwirtschaft selbst und den vor- und nachgelagerten Stufen
geleistet, stellte Sonnleitner fest.

Die ergriffenen Maßnahmen hätten beim Verbraucher heute wieder
Vertrauen in die Qualität des Rindfleisches geschaffen. Rindfleisch
stände wieder auf der Speisekarte und werde mit mehr Genuss gegessen.
Der Verzehr liege bei 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr;
Nachholbedarf gebe es in Kantinen und bei der Verarbeitung.

Der politisch-wissenschaftliche Kongress in Berlin wurde vom
Zentralausschuss der deutschen Landwirtschaft organisiert, dem der
DBV, die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG), der Deutsche
Raiffeisenverband und der Verband der Landwirtschaftskammern
angehören. Auf dem Kongress wurden die noch ungelösten Probleme bei
der Bekämpfung von Tierseuchen wie MKS thematisiert. International
anerkannte Wissenschaftler und Agrarpolitiker aus England, den
Niederlanden und Deutschland diskutieren vor rund 250
Kongressteilnehmern effektive Bekämpfungsmethoden und den politischen
Handlungsbedarf.

"Wir führen die Entscheidungsträger zusammen, um mehr Gleichklang
in der Beantwortung offener wissenschaftlicher und politischer Fragen
zur BSE- und MKS-Bekämpfung zu erreichen", erklärte Sonnleitner zu
Beginn des Kongresses. Er verwies auf die durch BSE und MKS
ausgelösten agrarpolitischen und gesellschaftspolitischen
Diskussionen der vergangenen Monate.

Als ungelöstes wissenschaftliches Problem bei BSE bezeichnete der
DBV-Präsident fehlende Erkenntnisse über Infektionsursachen und
Verbreitungswege im Tier. Wissenschaftlich bewiesen sei, dass BSE
eine Einzeltier-Erkrankung ist. Der DBV unterstütze auch die von
EU-Kommission und Agrarrat beschlossene Verlängerung des EU-weiten
Tiermehlverbots. "Jedes Futtermittelrisiko muss ausgeschlossen
werden", betonte Sonnleitner. Bevor Fleisch-Knochenmehl wieder an
Allesfresser wie Schweine und Hühner verfüttert werden könne, seien
europaweit Verfahren zu entwickeln, die eine generelle
Drucksterilisation sicherstellten und eine Verschleppung ins
Wiederkäuerfutter unmöglich machten.

Sonnleitner gegrüßte die jetzt in der EU eröffnete Möglichkeit,
von der Bestandskeulung abzugehen. Ziel sei die Einzeltiertötung.
Scharfe Kritik äußerte er daran, dass sich Bund und Länder noch immer
nicht auf die Finanzierung der BSE-Bekämpfungskosten geeinigt hätten
und die Rinderhalter und Futtermittelwirtschaft auf den hohen Kosten
sitzen ließen. Seit Dezember 2000 stritten sich Bund und Länder über
die Finanzierung dieser ca. 1,2 Milliarden D-Mark pro Jahr. Sie
entfielen vor allem auf BSE-Tests und die Vernichtung des gelagerten
Tiermehls.

Von der Maul- und Klauenseuche sei Deutschland dank akribischer
und konsequenter seuchenhygienischer Vorsorgemaßnahmen der Bauern
sowie auf Grund funktionierender Zusammenarbeit von Bund, Ländern und
Kommunen verschont geblieben. MKS sei jedoch angesichts weltweit
üblicher Geschäfts- und Urlaubsreisen eine lauernde Gefahr. Mit den
derzeitigen mittelalterlich anmutenden Methoden der
Tierseuchenbekämpfung hätten Bauern und Verbraucher gleichermaßen
ethische Probleme, von den fatalen wirtschaftlichen Folgen ganz zu
schweigen. Die Zeit für eine Abkehr von der Nicht-Impfpolitik in der
Seuchenbekämpfung der EU sei deshalb gekommen. Der Berufsstand
erwarte von dem Berliner Kongress ernsthafte Denkanstöße für
Wissenschaft, Politik und Praxis.

Deutscher Bauernverband (DBV)
Geschäftsstelle Bonn:
Telefon: 0228 / 8198 - 238
Telefax: 0228 / 8198 - 231
Geschäftsstelle Berlin:
Telefon: 030 / 319 04 - 239
Telefax: 030 / 319 04 - 431
 



 

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