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AHO Aktuell - 21.06.2001

FAO ruft zur verstärkten internationalen Bekämpfung von BSE auf


Rom (FAO) - Mehr als 30 Länder haben mittlerweile Massnahmen zum Schutz
gegen die Rinderseuche BSE ergriffen, wie die Ernährungs- und Landwirt-
schaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) mitgeteilt hat. Diese
Staaten hätten auch die Einfuhr von Tiermehl und Rindern aus westeuro-
päischen Ländern verboten, in denen BSE-Fälle bestätigt worden seien.

Die FAO rief die Regierungen dazu auf, nationale Aktionspläne gegen BSE
zu erlassen. Alle Länder sollten die Verfütterung von Tiermehl an Rinder,
Schafe und Ziegen verbieten. Es gebe genügend alternative und sichere
proteinhaltige Futtermittel. Tiere und Tierprodukte sollten nur aus den
Ländern importiert werden, in denen es strenge BSE-Kontrollen gebe. Alle
Tiere sollten gekennzeichnet und ihre Herkunft müsse für den Verbraucher
erkennbar sein.

Eine internationale Konferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der
FAO und der Internationalen Organisation für Tiergesundheit (OIE) hatte
in der vergangenen Woche in Paris davor gewarnt, bei der Bekämpfung der
Seuche nachlässig zu sein. Die Länder sollten ihr BSE-Risiko abschätzen
und Vorsorge gegen BSE und die neuen Variante der
Creutzfeldt-Jakob-Krankeit treffen.

Die FAO hatte im vergangenen Januar darauf hingewiesen, dass es in mehr
als 100 Staaten, die seit den 80er Jahren Tiermehl oder Rinder aus
Westeuropa importiert hätten, ein BSE-Risiko geben könne. Das Risiko gelte
auch für Staaten, die Tiermehl nicht direkt aus Westeuropa sondern über
Drittländer bezogen hätten.

Nach Angaben der FAO ist das BSE-Risiko besonders in den Ländern hoch, die
seit den 80er Jahren beträchtliche Mengen an Tiermehl aus Westeuropa
eingeführt hätten. Dazu gehörten Osteuropa, Asien und der Nahe Osten. Die
Tschechische Republik hatte kürzlich ihren ersten BSE-Fall bestätigt.

"Es ist möglich, dass BSE bislang in den Ländern unentdeckt geblieben ist,
die in den 80er und 90er Jahren infiziertes Tiermehl oder Rinder aus
Westeuropa importiert haben, aber keine Vorsorge betreiben," sagte FAO-
Mitarbeiter Andrew Speedy. "Wenn Länder die notwendigen Überwachungs- und
Schutzmassnahmen getroffen haben, ist anzunehmen, dass das Rindfleisch
dort auch sicher ist."

Viele der Staaten, die Handelsbeschränkungen erlassen haben, sind Fleisch-
exporteure wie Argentinien, Uruguay und Namibia. Sie fürchten besonders
um ihren Handelsstatus.

Einige Länder, die Fleisch importieren, haben inzwischen die Einfuhr von
Rindfleisch und Rindern aus Ländern mit BSE oder BSE-Risiko verboten.
Mindestens 15 Länder haben darüberhinaus ihre Lebensmittelüberwachung
verschärft und mit der Kontrolle von Tieren mit Verdacht auf BSE begonnen.

Einige Staaten sind der Empfehlung der FAO gefolgt und haben die Ver-
fütterung von Tiermehl an Wiederkäuer (wie Rinder, Schafe und Ziegen) ganz
verboten. Andere Länder erwägen ein Tiermehlverbot für alle Nutztiere.

Nach Angaben der Europäischen Union gibt es in 24 der bislang untersuchten
46 Staaten ein hohes BSE-Risiko.

Die FAO machte darauf aufmerksam, dass Einfuhrverbote für Tiermehl, Rinder
und Rindfleisch allerdings nicht ausreichen, um die Verbreitung von BSE zu
verhindern.

"Alle Länder ausserhalb der Europäischen Union sollten unbedingt eine
nationale BSE-Risikoabschätzung vornehmen und besonders Tiere, bei denen
es einen BSE-Verdacht gibt, gezielt testen", sagte Andrew Speedy. Die
Tierfutterindustrie müsse dafür sorgen, dass die Herkunft von Tierfutter
für die Verbraucher klar erkennbar sei.

Rinder für den menschlichen Verzehr sollten spätestens bis zum Alter von
30 Monaten geschlachtet werden. Bei älteren Tieren müsse es nach dem
Schlachten einen Prionentest geben. Risikomaterial (wie beispielsweise
Kopf, Rückenmark, Lymphknoten und Teile von Innereien) dürfe nicht
verzehrt werden. Diese Empfehlungen sollten für Tiere mit einem hohen
BSE-Risiko verbindlich gelten. Dazu gehörten importierte Tiere und Tiere
die mit Tiermehl gefüttert worden seien. Für Tiere aus traditioneller
Produktion und mit einem geringen BSE-Risiko seien diese Vorsorgemassnahmen
ebenfalls zu empfehlen.

In den meisten Staaten müssten die Betriebsläufe in den Schlachthöfen
verbessert werden, um eine Verbreitung von BSE zu verhindern. Bei der
Betäubung von Schlachttieren sollte zur Vermeidung von Kontaminationsgefahr
auf den penetrierenden Bolzenschuss verzichtet werden. Getöte Tiere, die
nicht für den menschlichen Verzehr geeignet seien, dürften auf keinen Fall
in die Nahrungskette gelangen.

Tiere sollten streng auf mögliche BSE-Symptome untersucht werden.
Verdächtige Tiere mit möglichen klinischen Symptomen müssten getötet
werden. Risikomaterial müsse danach in Labortests auf BSE untersucht
werden.

Auch bei Schafen und Ziegen gehen Experten von einem BSE-Risiko aus. Bei
Experimenten waren Tiere infiziert worden, natürliche BSE-Infektionen sind
bei Schafen und Ziegen aber bisher nicht entdeckt worden. Dennoch empfahl
die FAO, vorsichtshalber Risikomaterial bei Schafen und Ziegen zu
beseitigen und nicht zum Verzehr zu nutzen.

Die FAO machte darauf aufmerksam, dass in vielen Ländern ein grosser
Ausbildungs- und Trainingsbedarf in Sachen BSE herrsche. Die FAO unter-
stützt Entwicklungsländer mit technischer Hilfe, um die Verfütterung von
Tiermehl zu regeln und die Lebensmittelüberwachung zu verbessern.

"Wenn es strenge BSE-Kontrollen gibt, kann angenommen werden, dass Produkte
sicher sind. Sie können ohne Bedenken gehandelt werden," ergänzte Andrew
Speedy.
 



 

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