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AHO Aktuell - 21.06.2001

Verantwortungsvoller Umgang mit Klärschlämmen in der Landwirtschaft


Wiesbaden (aho) - ``Ich bin der Auffassung, dass die landwirtschaftliche
Verwertung von Klärschlämmen sinnvoll ist, wenn verantwortungsvoll damit
umgegangen wird'', sagte der Hessische Umwelt- und Landwirtschaftsminister
Wilhelm Dietzel am 19.06.2001. Dietzel stellte gemeinsam mit Vertretern
des hessischen Bauernverbands, des Verbands der Abfallwirtschaft und
Städtereinigung e.V. und dem Wetterauer Landrat das so genannte
Wetterauer Modell zur Klärschlammverwertung vor. ``Der Abfallwirtschafts-
betriebs des Wetteraukreises hat, wie ich meine, seit 1988 ein gut
funktionierendes Modell in diesem Bereich aufgebaut'', zeigte sich der
Minister überzeugt.

Über die Zukunft der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung sei in
den vergangenen Monaten vielfach diskutiert worden, so Dietzel. Bayern
habe einen Entschließungsantrag zum Verbot der Klärschlammverwertung
eingereicht. Bundesumweltminister Jürgen Trittin habe noch vor wenigen
Wochen vor einer vorschnellen Verteufelung gewarnt, nun könne man in
der Presse lesen, dass er doch über ein Verbot nachdenke. ``Sie sehen,
die Bandbreite ist weit, in der sich die Diskussion bewegt. Mehr
Aufschluss zur Bewertung von Nutzen und Risiken von Klärschlamm, aber
auch aller anderen Düngemittel, erwarten viele nun von einem Symposium
im Herbst, das der Bund derzeit vorbereitet.''

Zur Erläuterung: Bei der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung
werden Reststoffe aus der Abwasserreinigung zur Düngung eingesetzt.
Sie ist seit mindestens zwei Jahrzehnten bewusster Teil eines
umweltgerechten und nachhaltigen Entsorgungssystems mit den besonderen
Vorteilen, die eine Verwendung organischer Stoffe für die Nährstoff-
versorgung der Pflanzen und für die Verbesserung der Bodenstruktur bietet.
Die Nützlichkeit der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung ist durch
die im Klärschlamm enthaltenen Nährstoffe Phosphat und Stickstoff
gekennzeichnet.

Die Tatsache, dass die globalen Rohphosphat-Vorräte endlich und nicht
erneuerbar sind (ähnlich den Vorräten an fossiler Energie), ist in
Fachkreisen heute nicht mehr umstritten. Die Vorräte reichen noch etwa
50 bis 130 Jahre, woraus sich für die Landwirtschaft in Zukunft die
Konsequenz ableitet, verstärkt Phosphat aus Klärschlamm zu nutzen.

``Das von Kritikern und Befürwortern geforderte Konzept der
landwirtschaftlichen Verwertung von Klärschlamm:

- ``gute'' Klärschlämme sollen weiterhin als Dünger in der Landwirtschaft
genutzt werden

- ``schlechte'' Klärschlämme sollen aus dem Kreislauf ausgeschleust werden

- der regionalen Verwertung wird Vorrang eingeräumt

wird in Hessen bereits seit Jahren praktiziert'', unterstrich Dietzel.

Die Untersuchungsergebnisse der landwirtschaftlich verwerteten
Klärschlämme in Hessen der vergangenen Jahre zeigen, dass die
Grenzwerte für Schwermetalle der deutschen Klärschlammverordnung
nur zu 30% ausgeschöpft werden. Eine Ausnahme stellen die
Schwermetalle Kupfer und Zink dar; hier werden die Grenzwerte zu
ca. 50% ausgeschöpft. Dies resultiert aus der Verwendung dieser
Materialien für Wasserzu- und -ableitungssysteme.

``Betrachtet man diese Werte'', sagte Dietzel, ``ergibt sich meiner
Meinung nach kein Ansatz für eine fachlich gerechtfertigte, weiter
gehende Einschränkung der landwirtschaftlichen Verwertung von
Klärschlamm. Die Verwendung von Klärschlämmen in der Landwirtschaft
wird außerdem in einer entsprechenden EU-Richtlinie, die bestimmte
Grenzwerte als Mindeststandard festlegt, für zulässig erklärt.'' Bei
der Umsetzung der EU-Richtlinie in nationales Recht habe Deutschland
diese EU-Werte nochmals erheblich verschärft. Der Landwirt, der
Klärschlamm ausbringt, handele demnach nach den geltenden
Rechtsvorschriften der EU und Deutschlands.

Die EU-Richtlinie von 1986 werde derzeit novelliert und es sei
davon auszugehen, dass die EU die bestehenden Grenzwerte weiter
verschärfen wird. ``Doch auch dies dürfte für Hessen kein Problem
werden, weil wir, wie bereits gesagt, die deutschen Grenzwerte
bislang nur zu einem Drittel, höchstens jedoch zur Hälfte
ausschöpfen'', hob Dietzel hervor.
 



 

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